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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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Unsrigen hops. Wen immer sie finden können.«
    Sascha schwieg.
    »Ist das das Ende der Parteiarbeit in Moskau?«, fragte er, traurig lächelnd.
    Sascha hatte den Eindruck, Matwej würde nachdenken – antworten oder nicht.
    »Nein, das ist nicht das Ende«, antwortete er, und schwieg wieder.
    »Wir haben einige Ausbildungslager, die noch von Kostenko organisiert wurden. Bis jetzt wurde kein einziges gefunden. Aber selbst in dieser Situation werde ich da nicht hinfahren. Kostenko hat mir noch vor dem Gefängnis gesagt: Wenn wir auch nur ein Lager auffliegen lassen, erwürgt er mich persönlich.«
    Sascha nickte, die Antwort gefiel ihm.
    »Was ist, rufen wir die anderen zum Teetrinken?«, schlug Matwej vor.
    Sie schenkten Tee aus und riefen alle zum gedeckten Tisch.
    »Das heißt, von hier müssen wir auch weg«, sagte Oleg, als Werotschka allen schon das dritte Glas einschenkte. Auf dem Tisch lagen Zwieback, Kringel, billiger Käse, Rauchwurst, Äpfel.
    Sascha schaute begeistert zu, wie sich Matwej einen Apfel in den Tee schnitt – seit seiner Kindheit auf dem Dorf hatte er diese Gewohnheit bei niemandem mehr gesehen.
    »Was meinst du, San?«, fragte Matwej. »Gibt es einen Ort, wo wir noch hinkönnen? Wir müssen ungefähr drei Tage warten, bis sich die Nerven dieser Arschgeigen wieder beruhigen. In drei Tagen stelle ich mich selbst, wenn es sein muss. Ich bin nach den Krawallen in Moskau am fünften Tag wieder aufgetaucht. Sie haben mich festgenommen, eine Nacht lang verhört und wieder laufengelassen. Obwohl, der Teufel weiß, wie es dieses Mal ist … Sowas gab’s noch nicht … Nicht wahr?«
    »Bisher nicht, nein. Wir müssen wegfahren. Wer hat einen Vorschlag?«, fragte Sascha Oleg, Werotschka und Posik.
    Alle schwiegen.
    »Dann ins Dorf, zu mir«, sagte Sascha. »Dort finden sie uns nicht. Ganz sicher nicht bis zu den ersten Schneeglöckchen. Nur müssen wir erst dorthin kommen.«
    »Vielleicht nehmen wir ein Taxi?«, fragte Werotschka.
    »Nein, ein Taxi fährt da nicht hin. Es ist weit«, wehrte Sascha ab, obwohl es dabei natürlich nicht um die Entfernung ging. Aber ein Umstand stimmte ihn zumindest zuversichtlich – der Dezember war warm und der Schnee taute ständig.
    »Ich habe ein Auto«, sagte Oleg.
    Um sechs Uhr morgens ging Oleg in die Garage. Die »Sojusniki« warteten in der Küche auf ihn, rauchten ununterbrochen, sahen immer wieder aus dem Fenster, streiften die Asche in den Konservendosen ab, die sie zum Frühstück geleert hatten. Werotschka versuchte ständig, sich an Sascha zu drücken, sie stand neben ihm, sah ihn an.
    Sascha sah traurig zu, wie seit dem Morgen dichter Schnee fiel. Und darüber hinaus hatte es Minus sieben Grad.
    Kurz vor acht rollte ein beiger, alter »Wolga« zum Hauseingang. Oleg stieg aus, schlug die Tür kräftig zu und schaute aus irgendeinem Grund in den Fahrgastraum. Er blickte auf das Wohnungsfenster, bemerkte die Jungs, winkte aber weder, noch lächelte er. Matwej ließen sie vorne Platz nehmen. Auf dem Rücksitz saßen Wenja, Sascha, Werotschka, auch Posik quetschte sich hinein. Sie sagten ihm nur, er solle sich im Fußraum verstecken, solange sie durch die Stadt fuhren. Deckten ihn sogar mit einer Decke zu. Als wäre es kalt dort unten. Im Kofferraum verstauten sie vier riesige Tüten mit Lebensmitteln – sie hatten sich schon am Abend versorgt.
    »Das Hinterteil des Autos hängt ziemlich runter«, teilte Oleg grimmig mit, als sie schon unterwegs waren. »Sie halten uns sicher gleich beim ersten Posten auf.«
    »Hauptsache, wir fallen in der Stadt nicht auf«, beruhigte Sascha. »Und dort …«
    »Der Posten ist an der Ausfahrt – den kann man nicht umfahren.«
    »Wir werden den Posten umgehen. Zu Fuß.«
    So machten sie es auch.
    Oleg ließ sie fünfhundert Meter vor dem Posten raus, auf der leeren Straße, außerhalb der Stadt – die letzten düsteren Hochhäuser des Arbeiterbezirkes am Stadtrand schauten ihnen nach. Links begann der Wald, rechts lagen triste Brachflächen.
    Der »Wolga« entfernte sich langsam, qualmend und mit dem Hinterteil schlenkernd, schleuderte schmutzigen Schnee mit den rutschenden Reifen hoch.
    »Jetzt wird er mit unseren Lebensmitteln abhauen«, kommentierte Wenja Olegs Abfahrt. »Und im Wald frisst er allein die ganze Wurst auf.«
    »Gehen wir direkt auf der Straße?«, fragte Werotschka Sascha.
    »Nein, das wäre nicht sehr schlau. Vielleicht hängen unsere Portraits dort am Posten …«
    »Es wird scharf geschossen, ohne

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