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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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zu rauchen. Er blieb sitzen – er wurde ja zu nichts aufgefordert.
    »Steig aus, Schweinebacke«, riefen sie.
    Gerne hätte er irgendetwas geantwortet. Er kroch schweigend heraus, rutschte mit dem Hintern über den Sitz. Im Freien hob er den Kopf, schaute in die Sonne.
    Ringsum waren Mauern. Und ein kleines Fenster.
    Sascha wurde in den Rücken gestoßen. Er folgte dem, der auf dem Vordersitz gesessen hatte, schaute auf dessen nicht weiter auffälliges Genick, auf den Rücken im grauen Anzug.
    Die Eisentür, durch die sie das Gebäude betraten, wäre beinahe gegen Sascha geschlagen – er erwischte die Tür mit dem Fuß, zwängte sich hindurch. Der zweite Stock, der dritte. Mit grüner Farbe angestrichene Mauern … hölzerne Türen, an den Türen Nummern, manchmal – ein Name … es gelang ihm nicht, etwas genau zu entziffern.
    Der Mann öffnete rasch die Tür, Sascha folgte ihm, stand mitten im Zimmer, schaute sich um.
    Tisch, Stuhl, ein Sessel … weitere Sessel, Garderobe, ein Kasten. Ein vergittertes Fenster.
    Der Eigentümer des Zimmers – Sascha nannte ihn für sich sofort den Grauen (und die beiden anderen – den Falschen und den Schmierigen) – setzte sich auf den Stuhl, drehte sich zum Kasten um, nahm irgendwelche Blätter heraus, ein Mappe, warf sie auf den Tisch. Zog das Telefon näher, wählte eine Nummer, sagte irgendetwas, Sascha erfasste es nicht Wort für Wort – er schaute dabei in alle Richtungen und dachte: »Es ist alles ganz normal, die Möbel, der Teekessel, die Gläser – sie werden mich hier wohl nicht foltern … Das ist unmöglich. Oder ist es doch möglich? Es ist sogar gut möglich. Na, mal sehen.«
    Der Graue legte den Telefonhörer auf. Der Falsche kam herein – dem Klang der in der Nähe zugeschlagenen Tür nach zu schließen aus dem Nachbarzimmer. Sascha hörte, wie er den Schlüssel ganz sachte im Schloss drehte – damit niemand sie stören konnte, folgerte Sascha.
    Sie durchsuchten ihn, sehr genau.
    »Setz dich«, sagte der Graue, der flüchtig zu Sascha schaute. Die Augen schnell und unauffällig, das Gesicht – gar keines, drehst du dich um – hast du es sofort vergessen.
    Sascha saß gekrümmt da – mit Handschellen etwas zu machen, war jedenfalls ganz schön unbequem.
    »Wozu hat der die ›Armbänder‹?«, fragte der Graue missmutig. »Nimm sie ab«, befahl er dem Falschen.
    Sascha stand wieder auf. Sie nahmen ihm die Handschellen ab, er rieb seine Handgelenke – das Blut floss fröhlich in die Handflächen, es prickelte.
    »Name, Familienname, Vatersname.« Der Graue lehnte sich in seinem Stuhl zurück und öffnete die Aktenmappe.
    Sascha nannte seinen Namen. Und das Geburtsjahr sagte er auch. Auch die Meldeadresse.
    Der Graue schrieb nichts, er schaute in der Mappe einfach etwas an, manchmal verdüsterte sich sein Gesicht, während er die Blätter durchschaute.
    Der Falsche saß anfänglich links von Sascha auf einem Sessel, und Sascha schielte zu ihm hinüber, er konnte sich nur schwer beherrschen, nicht auf dessen Augenbraue zu schauen – hatte sich die Kippe dort eingebrannt, oder nicht?
    Dann erhob sich der Falsche, pflanzte sich – während er Sascha beim Kragen packte – hinter dessen Rücken auf und schlug ihm kräftig ins Genick.
    »Warum will keiner von denen ein guter Untersuchungsbeamter sein«, dachte Sascha fast gleichmütig. »Sie sind beide Wichser, missmutige.«
    »Die werden dich jetzt ordentlich fertigmachen«, antwortete es seinem Inneren.
    Der Falsche trat zum Fenster, öffnete die oberen Flügel, begann zu rauchen.
    »Ja, und Mastschweine«, dachte Sascha. »Hocken sich auf deine Brust und walzen dich nieder. Womit werden die, Scheiße noch mal, gefüttert …«
    Es war deutlich, dass der Falsche sich beeilte, und offenbar sogar über den Grauen empört war, weil der sich soviel Zeit ließ. Der Falsche inhalierte rasch und tief, blies den Rauch schnell und geräuschvoll durch die harten Lippen. Manchmal schielte er zum Genick des Grauen.
    »So«, sagte der Graue, »wir haben wenig Zeit. Du erzählst jetzt schnell über die Operation in Lettland. Wer das vorbereitet hat, die Namen der Organisatoren, wo die Granate gekauft wurde, wer mit euren Leuten in Lettland in Kontakt getreten ist, und so weiter. Wenn du gesund bleiben willst, solltest du nicht lange herumdrucksen. Die Zeit läuft.«
    Sascha schaute ihn eine Zeitlang an, versuchte, etwas, das im Kopf zerriss, kaputt ging, zerfallen war, noch einmal zusammen zu

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