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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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auszuspucken. Sofort bekam er eine kräftige, empörte Ohrfeige vom Falschen. Für sich selbst unerwartet zuckte er heftig nach vorne, krachte zusammen mit dem Sessel zu Boden und spuckte – während er schon auf dem Boden lag – auf diese Wanze, auf dessen Stiefel. Diesen Stiefel bekam Sascha gleich darauf ins Gesicht, irgendwo auf die Nasenwurzel, und er schlüpfte glücklich aus dem Sack. Genau das hatte er gewollt.
    Fast beleidigend schnell erwachte er aus der Bewusstlosigkeit – sie hatten sein Gesicht mit der Karaffe übergossen. So gutes Wasser, obwohl es – vermutlich schon faulig war. Aber sehr gut, nass.
    »Ein ordentliches Blutbad. Hast du ihm jetzt die Nase gebrochen, oder was?«
    Das war offenbar der Graue. Zumindest dachte das Sascha, der das Wasser schmeckte, das über sein Gesicht herunterfloss. Wie dickflüssig es ist, das Wasser.
    »Im Arsch wird er sein«, sagte der Falsche nicht besonders überzeugt.
    »Scheiße, ich dachte, der verreckt da bei euch noch. Fahren wir ins Wäldchen …«, sagte der Dritte. »Sonst kommt Witalitsch gleich wieder angelaufen.«
    »Wozu soll der herlaufen? Der weiß ohnehin Bescheid.«
    »Er ist auf dem Laufenden, aber das ist dem scheißegal. Das berührt den nicht.«
    Sascha konnte die Stimmen nicht mehr auseinanderhalten. Stattdessen verstand er, das zähflüssige Wasser war – Blut aus seiner Nase. Obwohl, seltsam, vorerst war kein Schmerz zu spüren. Sie hoben Sascha zusammen mit dem Sessel abrupt auf, und in der Nasenwurzel knirschte es so heftig, dass er fast wie ein Kind aufheulte: »Au-auuuu …«
    Es strömte über sein Gesicht. Er senkte die Augen – sah die eigene Leistengegend ganz blutüberströmt, und es hörte nicht auf, von ihm hinabzutropfen. In vielen schweren und langen Tropfen.
    Sie banden die Hände vom Sessel los – und legten ihm die Handschellen wieder an.
    »Gehen wir«, stieß ihn jemand an.
    Sascha ging, wackelnd. Mittlerweile konnte er es schon – blödsinnig gehen, blödsinnig sein, sich allein darauf zu konzentrieren, wie schwer und matschig das Blut hinunterfließt.
    An der Tür blieben sie stehen.
    »Was, sollen wir ihn etwa so hinausbringen?«, fragte einer.
    Direkt vom Boden wurde ein Lappen aufgehoben, um ihm die Visage abzuwischen, doch kaum war dieser Lappen wieder auf den Boden geworfen, begann Sascha rabiat mit der Nase herumzuwerken, er blies das Blut schnaubend aus der Nase, damit es schlimmer aussah und das Blut nicht zu fließen aufhörte. Im Kopf breitete sich trüber Schwindel aus. Aber dann wurde es tierisch lustig, als sie ihn anbrüllten: »Du hast uns angeschissen, Wichser! Du bist ein Stück Scheiße, aber …«
    Sie zwangen ihn, sich so tief zu bücken, dass sein Gesicht nicht zu sehen war, und trieben ihn den Gang entlang, er aber keuchte absichtlich laut und hinterließ eine blutige Spur – was einerseits gespielt war, andererseits stellte er sich aber auch irgendwie ernsthaft vor, dass er mithilfe dieser Spur gefunden und gerettet werden könnte.
    Im Auto bedeckten sie seinen Kopf, fast bis zu den Augen, mit diesem Fußbodenlappen – es stellte sich heraus, dass sie ihn mitgenommen hatten. Dass er das Auto nicht versauen sollte, so viel verstand Sascha.
    Der Lappen war vom alten, nicht getrockneten Wasser, mit dem der Boden aufgewaschen worden war, noch ein wenig feucht – Sascha kaute an diesem feuchten Zeug ein wenig herum, dachte dabei an nichts. Er wird irgendwo hingebracht. Sollen sie ihn führen. Nicht einmal auf die Straße schaute er, auf die Autos. Er ruhte sich aus.
    Die anderen rauchten. Dann sagte einer von ihnen irgendetwas, was Sascha nicht verstehen konnte, und sie begannen zu lachen.
    Vom Lachen gingen sie – ohne Pause – wieder zu Sascha über. Sie begannen ihn zu prügeln und immer wieder dieselben Dinge zu fragen.
    Sascha wand sich, wie er nur konnte – er antwortete nicht, irgendwie schien es, als würden sie sich gar nicht an ihn richten, sondern einfach unsinnig herumschreien: »Wer?« »Wann?« »Hundsfott!«
    Ein Stück Fleisch, das sie da klopften … Nur einmal stellte er voller Verwunderung fest, dass sie ihn mit dem Feuerlöscher
in der offenkundigen Absicht gegen das Bein schlugen, ihm die Knochen zu brechen.
    Manchmal durchzuckte es ihn derart tief und schmerzhaft, dass Sascha zu schreien und zu schimpfen anfing. Und dann brüllte er einfach nur noch, ohne innezuhalten, ohne darauf zu achten, womit und wohin und ob sie ihn überhaupt schlugen. Der gellende

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