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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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Arbeit«, dachte er und fragte, obwohl er schon im Voraus wusste, dass ihm niemand antworten würde: »Was für welche seid ihr?«
    Sie gaben ihm tatsächlich keine Antwort. Nur der Fahrer schaute kurz, für einen Sekundenbruchteil, in den Rückspiegel.
    Sascha spürte, wie er schweißnass wurde.
    »Warum wurde ich verhaftet«, fragte er sich, und versuchte, sich darauf einzustellen, was da auf ihn zukäme. »Für das Durchbrechen der Absperrung? Vielleicht gibt es Bilder davon, wie ich irgendetwas kaputt mache? … Aber das ist zuviel der Ehre, gerade mich dafür festzunehmen … ja, und noch auf der Straße … Und – wofür noch?«
    Sascha war überzeugt, dass er es mit dem »Kontor« zu tun hatte. Sonst kann niemand …
    Der links Sitzende begann zu rauchen. Sascha schielte zu ihm hinüber. Rauchen, ja, er hätte sehr gerne geraucht …
    Sascha starrte auf die andere Seite, durchs Fenster, aber in keine bestimmte Richtung – er kannte die Stadt schlecht, und außer dem Roten Platz hätte er nichts erkannt. Aber zum Roten Platz brachten sie ihn nicht.
    Er schaute trotzdem, einfach auf die Leute, die Autos, irgendeinem Mädchen zwinkerte er sogar zu, bis einer der neben ihm Sitzenden plötzlich schrie: »Was soll das, Arschloch? Deine Scheißfresse runter, Hurensohn! Uns ficken sie wegen dir seit heute früh, jetzt werden wir dich ficken, wenn wir ankommen. Kannst dich darauf freuen.«
    Sascha senkte den Kopf, aber offenbar nicht tief genug, denn er erhielt einen derart heftigen Schlag mit dem Ellbogen ins Genick, dass ein merkwürdiges Geräusch aus seiner Kehle herausplatzte.
    Er öffnete die Augen, in denen sich dunkle Flecken in rosafarbene verwandelten, und dann sah er wieder die ungeputzten Turnschuhe. Im Mund sammelte sich viel Speichel.
    Er schielte zur Seite, sah neben sich Stiefel, akkurat geputzt und schwarz. Ein Stiefel stampfte nervös auf. Offenbar konnte es der Aufstampfende nicht erwarten, Sascha diesen Stiefel in die Fresse zu treten.
    Es war unbequem zu sitzen.
    Der Fahrer bremste abrupt und stark, Sascha wurde vom Schwung gerade aufgerichtet.
    Vorne blitzte das schwere Hinterteil eines Jeeps auf, der ihren »Schiguli« gerammt hatte.
    Der Fahrer schimpfte los, schlug mit der Faust auf die Hupe.
    Sascha versuchte aus irgendeinem Grund, dem auf dem Beifahrersitz Sitzenden ins Gesicht zu schauen – es gelang nicht. Er duckte sich nochmal, nur ein wenig, es sollte bloß aussehen, als würde er gehorchen.
    Der links neben Sascha Sitzende nahm die letzten tiefen Züge von seiner Zigarette und warf sie aus dem Fenster, allerdings erfolglos – der Gegenwind blies die Kippe ins Innere des Autos zurück, das glimmenden Ende traf die Augenbraue des Rauchers. Sascha konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, was der Mann auch merkte.
    »Ich drück dir gleich den Stummel ins Auge«, verkündete der an der Braue Getroffene Sascha. Er fand die glimmende Kippe zwischen seinen massigen Füßen und warf sie schließlich hinaus.
    Sascha beugte sich tiefer hinab. Er wollte natürlich nicht, dass sie ihn schlugen.
    In Saschas Tasche vibrierte und dröhnte das Mobiltelefon.
    »Deins, oder?«, fragten sie ihn grob. »Zeig her, Arschloch, wo hast du es?«
    »Hier«, sagt er hastig, hob seinen Schädel ein wenig, und hätte sich fast dafür verflucht, weil die Antwort mit beinahe entschuldigender, irgendwie dummer Stimme ausgesprochen war. Er wollte sich weder entschuldigen noch herausreden, aber genau diesen Eindruck hatte es gemacht.
    Sie schüttelten Sascha gleichgültig, zogen ihn heftig am Hinterkopf, schlugen ihn gegen die Schenkel, bis sie in der Tasche das Handy fanden. Sie zogen es rabiat heraus. Schauten die Nummer an, schalteten den Ton aus, nahmen es an sich.
    »Jana ruft an«, fiel Sascha ein.
    »Sie verwechseln mich nicht zufällig mit jemand anderem?«, fragte er möglichst friedfertig, allerdings mit Selbstachtung.
    »Die Birne runter, Arschgesicht«, wurde ihm vom Beifahrersitz geantwortet.
    »Endlich. Jetzt hat auch der seine Stimme abgegeben«, dachte Sascha.
    »Verdammt noch mal, was rede ich mit denen überhaupt. Jetzt bringen sie mich hin … und dort unterhalten wir uns …«, dachte er außerdem, plötzlich voller Wut.
    Es war nicht schrecklich. Er wollte – dass es schnell vorbei war.
    »Scheiße, sie werden mich ja wohl nicht umbringen!«
    Sie kamen an, hupten, das Tor wurde ihnen geöffnet, das Auto bog sanft irgendwohin in den Hof ab.
    Saschas Begleiter krochen aus dem Auto, begannen

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