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Sanssouci

Sanssouci

Titel: Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Maier
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der Bank. Heike starrte ihn für einige Sekunden sprachlos an. Was machen Sie denn hier, fragte sie. Der alte Baron rief: Sie sind der Mönch! Sie sind der russische Mönch! Hier, ich habe einen Euro, er wurde mir heute morgen durch eine besondere Fügung zuteil, möchten Sie ihn segnen? Oder können Sie ihn vielleicht sogar vermehren? Alexej lachte und sagte, nein, er habe nichts zu segnen, er seinoch kein Priester. Und auch wenn er einer sein werde, werde er nicht auf den Gedanken kommen, ein Geldstück zu segnen. Da haben Sie recht! rief der alte Mann, ging zu einem Kiosk, holte von dem Euro eine kleine Flasche Schnaps und trank sie. Währenddessen standen sich Alexej und Heike gegenüber. Alexej sagte, er habe seit einer halben Stunde dort drüben im Café gesessen. Sie: Sie haben mich beobachtet? Er: Ja, ich habe dich beobachtet, aber es ließ sich gar nicht vermeiden, ich habe dort einen Kaffee getrunken. Sie: Wenn Sie jetzt auch noch sagen, Sie seien wegen uns nach Potsdam gekommen, kotze ich. Das heißt, nein, ich würde es nicht glauben. Ja, genau, ich würde es nicht einmal glauben. Hören Sie, lassen Sie uns in Ruhe. Sie haben von nichts eine Ahnung und wissen überhaupt nicht, worum es geht.
    Der alte Baron kam zurück und setzte sich. Dann wandte er sich plötzlich an Alexej und sagte: Ich habe Sie die ganze Zeit gesehen. Sie saßen mit einem Mann zusammen. Sie saßen schon da, als ich kam, aber ich habe Sie sofort gesehen. Alexej: Ja, ich habe Sie auch gesehen. Ich sah Sie, wie Sie den Mann angebettelt haben, der hier vorher gesessen hat. Ach so, angebettelt, sagte der Baron, machte eine abfällige Handbewegung und wandte sich ab.
    Heike nahm den Mönch am Arm und begann, im Spaziertempo durch den Bahnhof zu laufen. Du hast ihn beleidigt, sagte Heike. Aber wieso, fragte Alexej. Sie: Du hast etwas gegen Bettler. Er: Nein. Ich habe gar nichts gegen Bettler. Nicht im eigentlichen Sinn. Sie: Er ist überhaupt kein Bettler. Alexej: Er sah aber so aus. Sie: Mann,Mönch, das weißt du doch: Du sollst dir kein Bild machen. Der Baron säuft wie ein Loch und lungert immer draußen herum, er wäscht sich auch seit Jahren nicht mehr (er riecht zumindest so), aber er bettelt nicht. Alexej: Ist er wirklich ein Baron? Er hat den Mann vorhin mit ausgestreckter Hand nach Geld gefragt. Heike: Das hat er aus ganz anderen Gründen gemacht. Er wollte ihn vertreiben. Übrigens ist er natürlich kein Baron, er wird nur so genannt.
    Alexej wurde in diesem Moment bewußt, welches Bild sie abgaben. Er trug wie immer sein Mönchsgewand, und an seinem Arm lief ein junges Mädchen, das ebenso hübsch wie spärlich bekleidet war. Ausnahmslos alle schauten sie an. Einige machten sogar Bemerkungen, so daß Alexej bemüht war, sich wieder von Heike zu lösen. Bald kehrten sie zur Bank zurück und nahmen das Gespräch mit dem alten Baron wieder auf. Alexej merkte, daß der Baron eine jener Personen war, die immer ausnahmslos über alles Bescheid wissen und die es in jeder Stadt und in jedem Dorf gibt. Der Baron behauptete nämlich, daß jener Mann in der Cafeteria, mit dem Alexej zusammengesessen hatte, ein Freund von Hornung sei. Er habe ihn mit Hornung gesehen, einmal sei er dagewesen, sie hätten eng zusammengesteckt. Heike: Wo willst du denn die beiden gesehen haben? Der Baron: Natürlich habe er sie gesehen. Er erinnere sich genau, einmal habe er sie gesehen, in der Gutenbergstraße, es war im Winter, morgens um acht. Hehe, er habe auf einer Bank gesessen und alles gesehen. Sie trugen Mäntel und taten ganz unauffällig. Er erinnere sich, es war ein kalter Tag,sehr kalt. Alles das habe er gesehen. Heike: Was du so alles siehst! Der Baron: Sie gingen zu einem Rechtsanwalt hinein. Deshalb erinnere er sich ja daran, weil sie zu einem Rechtsanwalt hineingingen! Und Hornung gab ihm, dem Baron, später Geld. Heike: Wofür hat er dir denn Geld gegeben? Der Baron: Wofür soll er mir wohl Geld gegeben haben? Für ein Glas Wein natürlich, es war kalt, das habe ich doch gesagt. Da habe ich den Freund von Hornung gesehen, diesen … diesen … Heike seufzte und winkte ab. Alexej: Er heißt Christoph Mai. Ich kannte ihn bis eben nicht, er hat eine Weile in Potsdam gelebt. Der Baron: Da bist du aber gut informiert. Alexej: Er hat es mir eben erzählt. Der Alte: Was hat er denn noch erzählt? Alexej, den die Frage verblüffte: … Was noch? Hm … er hat … er hat von einer Frau erzählt. Er muß sehr unter dieser Frau gelitten haben. Er hat

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