Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte
Hüften. Dann begannen die beiden Elfenketten an den Türen zu ziehen. Sie waren so unglaublich groß und schwer, daß man zum Öffnen neun oder zehn Elfen brauchte.
Langsam wichen die Torflügel bis zur Wand zurück und gaben den Blick frei auf das, was dahinter lag. Staunend sah Claus es an. Er hatte geglaubt, ihn könne nun nichts mehr verwundern. Er hatte sich geirrt.
Ein großer Tunnel breitete sich hinter den Türen aus, der sich meilenweit zu erstrecken schien, weil Claus das andere Ende nicht zu erkennen vermochte. Und von seinen Wänden und der Decke hingen Spielzeuge herab, zahllose buntbemalte Spielsachen jeglicher Art und Größe: Puppen, Wagen und Musikinstrumente; Bälle und aus Holz geschnitzte Tiere; Hampelmänner und Reifen – alle erdenklichen Arten von Spielzeugen, wie Anya und Claus sie kannten, und noch viele unbekannte dazu. Claus und Anya standen, wie schon so oft, sprachlos und staunend beieinander.
»Was ist das?« flüsterte Claus schließlich, und die Frage, die in seinen Augen stand, hätte er gar nicht in Worte fassen können.
»Spielsachen für Weihnachten«, antwortete Dooley.
Claus nickte und bewegte die Hand über die endlosen Reihen hin. »Aber was machen sie denn hier?«
Dooley sagte schmunzelnd: »Sie warten auf dich.«
»Auf mich?« wiederholte Claus ungläubig. »Was habe ich denn damit zu schaffen?«
»Du wirst sie bescheren«, sagte Dooley mit einer den ganzen Tunnel umfassenden Bewegung. »Du wirst sie den Kindern bringen.«
Anya sagte errötend: »Das muß ein Irrtum sein. Wir haben keine Kinder.«
Dooley lächelte wieder, während sich ein warmes Mitgefühl auf seinem Gesicht zeigte. »Nun hast du welche. Dir gehören alle Kinder auf dieser Welt.«
Claus und Anya starrten den weißhaarigen Elfen einen langen Augenblick an. »Aber wie kann ich denn so viele Spielsachen verteilen? Das würde Jahre dauern«, meinte Claus. »Selbst mit meinen Rentieren — und die Biester sind ziemlich schnell — würde ich nicht lange genug leben, um all diese Spielsachen zustellen zu können.«
Dooley schüttelte reumütig den Kopf. »Du scheinst noch immer nicht begriffen zu haben«, sagte er und holte tief Luft. »Ihr beide werdet ewig leben — wie wir.«
Claus lag unter der Daunendecke in seinem herrlich weichen Bett in seinem hübschen neuen Heim, bekleidet mit dem warmen rotgestreiften Flanellnachthemd und der Mütze, die er griffbereit an einem Haken neben seinem Bett gefunden hatte. Er schloß zum hundertsten Mal die Augen; doch ehe er sich versah, waren sie wieder weit offen und starrten in das Dunkel hinein. Er seufzte schwer und wälzte sich auf die Seite. Was suchte er, ein einfacher Holzfäller, an so einem Ort? Würden er und seine Frau tatsächlich fortan hier leben — für immer? Würde er sein Dasein damit verbringen, eine Ewigkeit lang Kindern auf der ganzen Welt Spielzeuge zu bringen?
Dooley hatte sich doch noch zu einer Erklärung bereitgefunden. Die Elfen, hatte er gesagt, wachten über alles, was in der menschlichen Welt vorging, die an ihr eigenes nördliches Zauberland grenzte. Sie mochten die Menschen, besonders die Kinder, die als einzige Elfen auch sehen konnten, weil ihre eigene Welt noch Träume kannte, nicht den harten Rahmen der Tatsachen wie die Welt ihrer Eltern. Und weil die Elfen Kinder liebten und so gerne bastelten, hatten sie seit Jahrhunderten Spielsachen für die Menschenkinder hergestellt und sie dort hingelegt, wo die Kinder sie finden mußten.
Doch mitder Zeit hatten sich auch die Verhältnisse gewandelt, und es wurde immer schwieriger und gefährlicher für Elfen, sich hineinzuwagen in die Menschenwelt. Folglich erreichten auch immer weniger von den Spielsachen, die sie fabrizierten, den Empfänger und blieben ungenutzt im Lagerraum liegen.
Dann, in einer längst vergangenen Winternacht, hatte der Älteste, ihr verehrungswürdiger Altelf, eine Vision. Er prophezeite, es käme ein Mensch zu ihnen, der Kinder genauso liebte wie die Elfen — und der würde dann ihre Geschenke den Kindern in aller Welt zustellen.
Und so hatten sie seit Jahrhunderten auf den Tag gewartet, an dem sich diese Prophezeiung erfüllen sollte. Und nun hatten sie heute Claus gefunden. Ihm wurde schon schwindelig, wenn er nur daran dachte. Ihm schwirrte der Kopf von Dooleys Worten, die in seinem Geiste nachhallten und nicht verstummen wollten.
Er hörte seine Frau seufzen. Sie suchte nach seiner Hand unter der Decke und drückte sie sanft.
»Ich kann auch
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