Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte
abermals wie eine Katze, die einen Kanarienvogel verschluckt hat. Claus räusperte sich ärgerlich. Schon wieder so eine Anspielung!
Doch Fleck kehrte ihm nun den Rücken zu und rief: »Seht nur, Sir! Jetzt frißt er wieder!«
Claus sah zu der Box hinüber, wo Donner nun an der Krippe stand und endlich seine Futterration aus Heu und Moos verzehrte. Offenbar hatte die Gegenwart seines Herrn ihn beruhigt und ihm seinen Appetit zurückgegeben.
Claus lächelte still vor sich hin und seufzte zufrieden. Noch war er der Meister seiner eigenen Rentiere und vielleicht auch seines Lebens. Und nachdem er erfahren hatte, was er eigentlich wissen wollte — ob seine Tiere auch gut versorgt seien —, wollte er nicht noch tiefer in das Mysterium dieses Elfendorfes eindringen. Es war ein anstrengender Tag für ihn gewesen, und er fühlte sich plötzlich schrecklich müde. Er unterdrückte ein Gähnen, nickte Fleck und den Rentieren zu und wünschte ihnen allen eine gute Nacht.
Als er den langen Weg durch die Korridore zurückging zu seinem neuen Haus, wo ihn sein warmes Bett erwartete, glaubte er ein leises rhythmisches Seufzen in den Wänden zu vernehmen, als wäre das Dorf ein schlummerndes lebendiges Wesen. Er stieg die Wendeltreppe hinauf, ging ins Schlafzimmer und streckte sich neben Anya, die inzwischen eingeschlummert war, in seinem neuen behaglichen Doppelbett aus. Und diesmal fielen ihm die Augen ganz von selbst zu. Er hätte sie auch nur noch mit Gewalt offen halten können. Und alsbald drang sein friedliches Schnarchen aus seinem Schlafzimmerfenster und vermischte sich mit dem regelmäßigen seufzenden Atemrhythmus der schlummernden Elfen im Schlafsaal gegenüber. Das verzauberte Dorf und alle seine Bewohner hatten endlich unter dem frostklaren Himmel der Polarnacht zur Ruhe gefunden.
Wie im Flug verging die Zeit für Claus und Anya, als sie sich in ihrer neuen Umgebung am Nordpol einlebten. Niemand gab ihnen noch weitere Erklärungen über ihre seltsame neue Existenz. Sie mußten sich mit dem begnügen, was sie bereits wußten. Doch sie gewöhnten sich daran, mit diesem Zustand zu leben. Sie lernten rasch die Bequemlichkeit und Emsigkeit ihrer neuen Heimstatt zu schätzen und natürlich vor allem die Herzlichkeit, mit der diese bemerkenswerten Elfen sie behandelten.
Die Elfen erledigten prompt die Veränderungen und Ergänzungen in dem Haus, um die Claus und Anya sie baten. Im Handumdrehen hatten sie es innen und außen bunt angestrichen, die Schaukelstühle mit bequemen Polstern versehen, einen warmen Filzteppich gesteppt und Vorhänge aufgehängt, die sie unter Anyas Anleitung sorgfältig abstimmten auf die Farben der Bett- und Tischdecken. Besonders freuten sich die beiden über die neuen Kleider, die ihnen die Elfen nähten und die genauso berauschend bunt waren wie deren Kluft.
Inzwischen fand sich Claus immer besser in den Werkstätten der Elfen zurecht. Sie brachten ihm ihre vielen Techniken bei, mit denen sie einen schier endlosen Vorrat von Spielsachen herstellten. Dabei fragten sie ihn ständig höflich und ernsthaft nach Vorschlägen, wie sie ihre Handwerkskunst und Modelle noch verbessern konnten. Die Hingabe, mit der die Elfen ihre Spielzeuge fabrizierten, ihre schöpferischen Fähigkeiten und ihre Kinderliebe, die der seinen nicht nachstand, waren bewundernswert.
Dooley sorgte dafür, daß er mit der Zeit auch mit den anderen geheimnisvollen Tätigkeiten des Hauses vertraut wurde. Claus ließ sich das alles gern gefallen, weil er inzwischen Anyas Meinung teilte, daß die Elfen schon wußten, was sie taten, und ihm eines Tages auch noch den Sinn ihres mysteriösen Treibens erklären würden.
Doch das Ansinnen der Elfen, daß er das Kutschieren mit einem Schlitten lernen sollte, kam ihm sehr merkwürdig vor. Er hatte eingewendet, daß er sehr erfahren sei in dieser Kunst; doch Dooley hatte gemeint, mit so einem Schlitten sei er noch nie gefahren. Und als er Claus dieses seltsame Gebilde aus Sitzen, Rollenzügen und Zügeln zeigte, mußte Claus ihm recht geben.
»Das?«, fragte er ungläubig, während er die bizarre Szene in Dooley s Arbeitszimmer betrachtete. An der Wand hing eine Tafel mit den Rentieren, die man ihm im Stall vorgestellt hatte, mit ihren Namen, ihren besonderen Eigenschaften und ihrer Anordnung im Geschirr. Der sternenübersäte Nachthimmel, der sich dahinter ausbreitete, war jedoch nur eine Kulisse, und für die Rentiere hatte man ersatzweise kleine grüne Schaukelpferde vor die
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