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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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dachte, wie Charlotte Gideon angesehen hatte -und umgekehrt. Wenn man sich überlegte, wie schnell Gideon auf die Idee gekommen war, mich zu küssen, nämlich exakt am zweiten Tag unserer Bekanntschaft, dann durfte ich mir gar nicht ausmalen, was zwischen ihm und Charlotte in den vielen Jahren, die sie sich kannten, alles passiert sein mochte.
    »Was denn für eine Pille?«, fragte Lucas.
    »Wie bitte?« Oh Gott, die verhüteten im Jahr 1948 wohl noch mit Kondomen aus Kuhdarm oder so - wenn überhaupt. Aber ich wollte es lieber gar nicht wissen. »Ich möchte mit dir nicht über Sex sprechen, Grandpa, wirklich nicht.«
    Lucas sah mich kopfschüttelnd an. »Und ich möchte nicht mal das Wort aus deinem Mund hören. Und damit meine ich nicht das Wort
Grandpa.«
    »Okay.« Ich schälte die Banane, während Lucas sich Notizen machte. »Was sagt ihr denn dazu?«
    »Wozu?«
    »Anstelle von
Sex?«
    »Wir reden nicht darüber«, sagte Lucas, tief über seinen Block gebeugt. »Jedenfalls nicht mit sechzehnjährigen Mädchen. Also weiter: Der Chronograf wurde von Lucy und Paul gestohlen, bevor das Blut der letzten beiden Zeitreisenden eingelesen werden konnte. Daher wurde der zweite Chronograf in Betrieb genommen, aber dem fehlt jetzt natürlich das Blut aller anderen Zeitreisenden.«
    »Nein, nicht mehr. Gideon hat beinahe alle Zeitreisenden aufsuchen und ihnen Blut abnehmen können. Es fehlen nur noch Lady Tilney und der Opal, Elise irgendwas.«
    »Elaine Burghley«, sagte Lucas. »Eine Hofdame Elizabeth L, die mit achtzehn Jahren im Kindbettfieber starb.«
    »Richtig. Und das Blut von Lucy und Paul, natürlich. Also sind wir hinter ihrem Blut her und sie hinter unserem. So jedenfalls habe ich das verstanden.«
    »Jetzt gibt es zwei Chronografen, mit denen der Kreis komplett gemacht werden kann? Das ist wirklich - unglaublich!«
    »Was passiert, wenn der Kreis komplett ist?«
    »Dann wird das Geheimnis sich offenbaren«, sagte Lucas feierlich.
    »Ach herrje! Nicht du auch noch.« Ich schüttelte ärgerlich den Kopf. »Geht es vielleicht
einmal
etwas konkreter?«
    »Die Prophezeiungen sprechen vom Aufstieg des Adlers, vom Sieg der Menschheit über Krankheit und Tod, vom Anbruch eines neuen Zeitalters.«
    »Aha«, sagte ich, genauso schlau wie vorher. »Es ist also etwas Gutes, oder?«
    »Etwas sehr Gutes sogar. Etwas, das die ganze Menschheit entscheidend weiterbringt. Deshalb hat der Graf von Saint Germain die Gesellschaft der Wächter gegründet, deshalb sind in unseren Reihen die klügsten und mächtigsten Männer der Welt vertreten. Wir alle wollen das Geheimnis bewahren, damit es sich zum gegebenen Zeitpunkt entfalten und die Welt erretten kann.«
    Okay. Das war doch mal eine klare Aussage. Zumindest die klarste, die ich in Sachen Geheimnis bisher bekommen hatte. »Aber warum wollen Lucy und Paul nicht, dass der Kreis sich schließt?«
    Lucas seufzte. »Ich habe keine Ahnung. Wann, sagtest du, hast du die beiden getroffen?«
    »Im Jahr 1912«, sagte ich. »Juni. 22. Juni. Oder 24., ich hab's mir nicht genau gemerkt.« Je stärker ich versuchte, mich zu erinnern, desto unsicherer wurde ich. »Möglicherweise war es auch der 12.? Eine gerade Zahl war's, da bin ich mir ganz sicher. 18.? Jedenfalls irgendwann am Nachmittag. Lady Tilney hatte alles für einen High Tea auf dem Tisch stehen.« Dann dämmerte mir, was ich gerade gesagt hatte, und ich schlug mir die Hand vor den Mund. »Oh!« »Was ist?«
    »Jetzt habe ich es dir erzählt und du wirst es Lucy und Paul verraten, und
deshalb
können sie uns dort auflauern. Also bist
du
im Grunde der Verräter, nicht ich. Obwohl - das kommt vermutlich aufs Gleiche hinaus.«
    »Was? Oh nein!« Lucas schüttelte energisch den Kopf. »Das werde ich nicht tun. Ich werde ihnen überhaupt nichts von dir erzählen - das wäre doch Wahnsinn! Wenn ich ihnen morgen sage, dass sie irgendwann den Chronografen stehlen und damit in die Vergangenheit reisen werden, fallen sie auf der Stelle tot um. Man muss sich sehr genau überlegen, was man jemandem über die Zukunft mitteilt, hörst du?«
    »Na ja, vielleicht sagst du es ihnen noch nicht morgen, du hast ja noch viele Jahre Zeit.« Ich kaute nachdenklich an meiner Banane. »Andererseits ... in welche Zeit sind sie wohl mit dem Chronografen gesprungen? Warum nicht in diese? Hier hätten sie immerhin schon einen Freund, nämlich dich. Vielleicht lügst du mich an und sie warten längst vor der Tür, um mir Blut abzuzapfen.«
    »Ich habe nicht die

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