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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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auch x-mal auf die Mailbox gesprochen, um mich daran zu erinnern, meinem Onkel Harry zum Geburtstag zu gratulieren. Huch.«
    Wenn Xemerius keinen Warnruf ausgestoßen hätte, hätte ich mir den Treppengeländerknauf in den Bauch gerammt. Gideon merkte es noch nicht mal. Ich tastete mich selber, so gut es ging, die Wendeltreppe hinauf.
    »Nein, das ist es nicht. Ich vergesse niemals einen Geburtstag.« Er klang gehetzt. »Es muss etwas mit Raphael sein.«
    »Deinem kleinen Bruder?«
    »Andauernd macht er gefährliche Sachen. Fährt ohne Führerschein Auto, stürzt sich von Klippen und klettert ohne Sicherung in den Bergen rum. Keine Ahnung, wem er damit was beweisen will. Letztes Jahr hat er sich beim Paragliding verletzt und lag drei Wochen mit einem Schädel-Hirn-Trauma im Krankenhaus. Man sollte doch denken, dass er daraus gelernt hätte, aber nein, zum Geburtstag hat er sich von Monsieur ein Speedboot schenken lassen. Und der Idiot liest ihm natürlich jeden Wunsch von den Augen ab.« Oben angelangt beschleunigte Gideon seine Schritte und ich geriet mehrmals ins Stolpern. »Ah, endlich! Hier geht's.« Offensichtlich hörte er nun im Gehen seine Mailbox ab. Leider konnte ich nichts verstehen.
    »Oh, Scheiße!«, hörte ich ihn nur mehrmals murmeln. Er hatte mich wieder losgelassen und ich taperte blind vorwärts.
    »Wenn du nicht gegen eine Wand laufen willst, solltest du jetzt links abbiegen«, informierte mich Xemerius. »Oh, jetzt ist ihm wohl auch eingefallen, dass du kein eingebautes Radarsystem besitzt.«
    »Okay ...«, murmelte Gideon. Seine Hände berührten kurz mein Gesicht, dann den Hinterkopf. »Gwendolyn, tut mir leid.« Sorge klang aus seiner Stimme, aber ich vermutete stark, dass sie nicht mir galt. »Findest du von hier aus allein zurück?« Er knotete den Schal auf und ich blinzelte ins Licht. Wir standen vor Madame Rossinis Atelier.
    Gideon streichelte flüchtig meine Wange und lächelte schief. »Du kennst den Weg, ja? Dein Wagen wartet. Wir sehen uns dann morgen.«
    Und ehe ich antworten konnte, hatte er sich schon abgewandt.
    »Und weg ist er«, sagte Xemerius. »Nicht die feine Art, eigentlich.«
    »Was ist denn passiert?«, rief ich hinter Gideon her.
    »Mein Bruder ist von zu Hause abgehauen«, antwortete er, ohne sich umzudrehen oder langsamer zu werden. »Und dreimal darfst du raten, wohin er unterwegs ist.« Aber er war um die nächste Ecke verschwunden, ehe ich auch nur einmal raten konnte.
    »Ich tippe dann mal nicht auf die Fidschis«, murmelte ich.
    »Ich denke, du wärst besser nicht mit ihm ins Heu gegangen«, sagte Xemerius. »Jetzt denkt er, du bist leicht zu haben, und gibt sich keine Mühe mehr.«
    »Halt die Klappe, Xemerius. Das Gerede von Heu macht mich ganz nervös. Wir haben uns nur ein bisschen geküsst.«
    »Kein Grund, sich in eine Tomate zu verwandeln, Schätzchen!«
    Ich fasste mir an die glühenden Wangen und ärgerte mich. »Los, lass uns gehen, ich habe Hunger. Heute habe ich wenigstens eine Chance, noch etwas vom Abendessen zu bekommen. Und vielleicht erhaschen wir auf dem Weg noch einen Blick auf diese geheimnisvollen Männer vom Inneren Kreis.«
    »Bloß nicht! Ich habe sie den ganzen Nachmittag belauscht«, sagte Xemerius. »Oh, gut! Erzähl!«
    »Lang-wei-lig! Ich dachte, die würden Blut aus Totenköpfen trinken und sich geheimnisvolle Runen auf die Arme pinseln. Aber nee - nur geredet haben sie, in Anzug und Schlips.«
    »Und worüber genau?«
    »Mal sehen, ob ich das noch zusammenkriege.« Er räusperte sich. »Es ging im Wesentlichen um die Frage, ob man die goldenen Regeln brechen dürfte, um Schwarzer Turmalin und Saphir zu überlisten. Super Idee, meinten die einen; nee, auf keinen Fall, die anderen; dann die einen wieder: Doch, sonst wird das nie was mit der Rettung der Welt, ihr Feiglinge, darauf die anderen: Nee, aber das ist böse, außerdem gefährlich von wegen Kontinuum und Moral; die einen dann: Ja, aber scheißegal, wenn dadurch die Welt gerettet wird; dann salbungsvolles Geschwafel von beiden Seiten - ich glaube, dabei bin ich eingeschlafen. Anschließend waren sie sich aber wieder alle einig, dass der Diamant leider dazu neigt, eigenmächtig zu handeln, während der Rubin ein kleiner Volltrottel zu sein scheint und daher nicht für die Zeitreisemissionen Operation Opal und Operation Jade infrage kommt, weil einfach zu dämlich. Kannst du mir so weit folgen?« »Äh . . .«
    »Natürlich habe ich dich verteidigt, aber sie haben nicht auf mich

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