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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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genau ein Zentimeter Platz zwischen uns war. »Siehst du: Das ist der Unterschied zwischen Charlotte und dir: Sie würde so etwas niemals sagen.«
    Mir fiel das Atmen plötzlich schwer. »Vielleicht weil du ihr keinen Grund dazu gibst.«
    »Nein, das ist es nicht. Ich glaube, sie hat einfach die besseren Manieren.«
    »Ja, und die stärkeren Nerven«, sagte ich. Aus irgendeinem Grund musste ich auf Gideons Mund starren. »Nur für den Fall, dass du es noch einmal versuchen willst, wenn wir irgendwo in einem Beichtstuhl rumhängen und uns langweilen: Ein zweites Mal lasse ich mich nicht überrumpeln!«
    »Du meinst - ein zweites Mal lässt du dich nicht von mir küssen?«
    »Genau«, flüsterte ich, unfähig, mich zu rühren.
    »Schade«, sagte Gideon, wobei sein Mund so nahe an meinen kam, dass ich seinen Atem auf meinen Lippen fühlte. Mir war klar, dass ich mich nicht unbedingt so verhielt, als würde ich meine Worte ernst meinen. Meinte ich auch nicht. Ich musste es mir schon hoch anrechnen, dass ich Gideon nicht die Arme um den Hals warf. Den Zeitpunkt, mich wegzudrehen oder ihn von mir zu schubsen, hatte ich jedenfalls längst verpasst.
    Offensichtlich sah Gideon das genauso. Seine Hand begann, mein Haar zu streicheln, und dann spürte ich endlich die sanfte Berührung seiner Lippen.
    »There's a blaze of light in every word«, sang Bon Jovi in mein Ohr. Ich hatte diesen verdammten Song schon immer geliebt, es war einer von denen, die ich auch fünfzehn Mal hintereinander hören konnte, aber jetzt würde er wohl auf immer und ewig mit der Erinnerung an Gideon verknüpft sein.
    Halleluja.
     

6
    Dieses Mal wurden wir nicht gestört, weder durch einen Zeitsprung noch durch einen frechen Wasserspeierdämon. Während
Hallelujah
lief, blieb der Kuss ganz sanft und vorsichtig, aber dann vergrub Gideon beide Hände in meinen Haaren und zog mich fest an sich. Das war kein sanfter Kuss mehr und meine Reaktion darauf überraschte mich selber. Mein Körper fühlte sich plötzlich ganz weich und leicht an und ich schlang von ganz allein die Arme um Gideons Hals. Ich hatte keine Ahnung, wie, aber irgendwann in den nächsten Minuten und ohne aufzuhören, uns zu küssen, landeten wir auf dem grünen Sofa, und dort küssten wir uns weiter, so lange, bis Gideon sich sehr abrupt aufsetzte und auf seine Uhr sah.
    »Wie gesagt, wirklich schade, dass ich dich nicht mehr küssen darf«, sagte er etwas atemlos. Seine Pupillen waren riesig und seine Wangen eindeutig gerötet.
    Ich fragte mich, wie ich erst aussehen musste. Da ich vorübergehend zu einer Art menschlicher Pudding mutiert war, war ich nicht in der Lage, mich aus meiner halb liegenden Position zu befreien. Und ich musste mit Entsetzen feststellen, dass ich keine Ahnung hatte, wie viel Zeit seit
Hallelujah
vergangen war. Zehn Minuten? Eine halbe Stunde? Alles war möglich.
    Gideon schaute mich an und ich glaubte, so etwas wie Fassungslosigkeit in seinem Blick zu erkennen.
    »Wir sollten unsere Sachen zusammenpacken«, sagte er schließlich. »Und du solltest dringend etwas mit deinen Haaren machen - sie sehen aus, als hätte irgend so ein Idiot mit beiden Händen darin herumgewühlt und dich dann auf ein Sofa geworfen... Wer immer gleich auf uns wartet, wird eins und eins zusammenzählen können ... Oh Gott, schau mich nicht so an.«
    »Wie denn?«
    »Als ob du dich nicht mehr bewegen könntest.«
    »Aber genauso ist es«, sagte ich ernst. »Ich bin ein Pudding. Du hast mich in einen Pudding verwandelt.«
    Ein kurzes Lächeln erhellte Gideons Gesicht, dann sprang er auf seine Füße und begann, meine Schulsachen in die Tasche zu packen. »Komm schon, kleiner Pudding, steh auf. Hast du einen Kamm oder eine Bürste dabei?«
    »Irgendwo da drin«, sagte ich matt.
    Gideon hielt das Sonnenbrillenetui von Leslies Mutter in die Höhe. »Da drin?«
    »Nein!«, rief ich aus und vor lauter Schreck hatte mein Dasein als Pudding ein Ende. Ich sprang auf, riss Gideon das Etui mit dem japanischen Gemüsemesser aus der Hand und warf es zurück in die Tasche. Falls Gideon sich wunderte, ließ er es sich nicht anmerken. Er stellte den Stuhl zurück auf seinen Platz an der Wand und blickte erneut auf seine Uhr, während ich meine Haarbürste herausnahm.
    »Wie viel Zeit haben wir noch?«
    »Zwei Minuten«, sagte Gideon und hob den iPod vom Boden auf. Keine Ahnung, wie er dorthin gekommen war. Oder wann.
    Ich bürstete mir hastig durch die Haare.
    Gideon betrachtete mich mit ernstem Blick.

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