Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
blitzen in stiller Vorfreude und der schmale Mund ist zu einem zurückhaltenden Lächeln verzogen.
„Bist du bereit, ein Teil unserer Gemeinde zu werden? Die Natur zu ehren und unsere Geheimnisse zu bewahren? Wirst du den Elementen und der Magie dienen?“
Mein Herz stockt, als Keona ohne zu zögern mit einem lauten „Ja“ antwortet. Ich werde diesen Schwur niemals leisten können. Ich kann mich einfach nicht der Magie verschreiben. In meinem Kopf gehe ich die unzähligen Lösungswege durch. Entweder kann ich mit einem einfachen Ja antworten und somit jede einzelne Ilyea belügen.
Wäre Alriel nicht anwesend, wäre dies vermutlich meine Wahl gewesen. Doch die gutherzige Dorfälteste zu hintergehen, bringe ich nicht über mich.
Oder ich könnte gar nichts sagen. In diesem Fall werde ich wieder Schande über meine Familie bringen und mich selbst blamieren. Letztere Möglichkeit ist ein klares Nein. Dieses Nein würde sehr wahrscheinlich meinen Rauswurf aus dem Dorf bedeuten. Wie ein in die Enge getriebenes Beutetier sehe ich mich hektisch zu allen Seiten um.
„Feuer, Wasser, Erde, Luft – Sie alle sollen deine Begleiter und Freunde sein.“
Als alle anwesenden Ilyea diese Worte wiederholen, entlässt Alriel Keona. Ungläubig beobachte ich, wie das ehemals schüchterne Mädchen mit stolz geschwellter Brust und erhobenem Haupt zu ihren lächelnden Eltern schreitet.
Wieder irrt mein Blick hilflos umher. Der Wind zischt durch die Bäume und lässt die Blätter bedrohlich rascheln. Unwillkürlich richten sich meine Augen auf die dunklen Silhouetten der Baumstämme. Für einen kurzen Augenblick glaube ich zwei glühend rote Punkte aufleuchten zu sehen, doch schon einen Wimpernschlag später blicke ich wieder in die undurchdringliche Nacht. Mein Herz hämmert schmerzhaft schnell gegen meinen Brustkorb und ich lehne mich nach vorne, um tief Luft zu holen. Übelkeit überkommt mich und meine Beine geben nach. Als ich meinen Kopf hebe, sehe ich bunte Lichtpunkte vor meinen Augen und plötzlich durchbricht ein lauter Angstruf die Stille der Nacht. Auf allen Vieren knie ich kraftlos am Boden und halte meinen Blick gesenkt. Das Grauen, welches direkt auf uns zuzukommen scheint, möchte ich gar nicht sehen. Ich würge und entleere meinen Mageninhalt. Neben mir höre ich mehrere Körper dumpf auf dem Untergrund aufschlagen, doch ich traue mich nicht, sie anzublicken. Das Laub neben mir raschelt, als würde ein starker Luftstoß hindurchfegen, doch der Wind ist still. Unwillkürlich zucke ich zurück, als mich eine eiskalte Hand kurz an der Schulter streift. Ich verliere das Gleichgewicht und lande auf dem dreckigen Erdboden. Meine Augenlider öffnen sich, während ich versuche, mich aufzusetzen. Doch in diesem Moment trifft mein Blick auf ein paar blutroter Augen, die mich hasserfüllt anstarren. Voller Entsetzen lasse ich mich zurück auf die Erde fallen und versinke in bodenloser Schwärze.
„Niamh, mein Kind. Wach auf.“
Eine melodische Stimme dringt in meinen Kopf und vertreibt den Nebel, der sich um meine Gedanken legt.
„Alles wird gut.“
„Halts Maul, Alte.“
Ein bedrohliches Knurren, aus dem mein Verstand bizarre Worte filtert, die für mich keinen Sinn ergeben. Neben mir ertönt ein lauter Schlag, Metall auf Metall.
„Wo... bin ich?“, flüstere ich leise, ehe ich darüber nachgedacht habe.
„Ich bin bei dir, alles wird gut“, ertönt eine beruhigende Antwort, gefolgt von:
„Ich hab gesagt, du sollst die Klappe halten.“
Wieder ein Schlag, der Boden bebt und mir wird schwindelig.
„Von Gastfreundschaft habt Ihr noch nie etwas gehört, oder?“, erwidert die mir gegenüber so freundliche Stimme kühl.
Ein leises Grunzen ertönt, gefolgt von einem Geräusch, das sich wie ein im Sterben liegendes Wildschwein anhört.
„Du bist lustig, Alte. Wirklich eine Schande, dass wir dich umbringen müssen. Aber so si nd die Regeln. Keine Gefangenen... “
Ein kühler Gegenstand berührt meinen Fuß, doch ich bin unfähig, mich zu bewegen.
„Außer der da. Irgendwie ist die wohl wichtig, meint der König. Was solls. Ich mach nur meine Arbeit, verstehste? Am liebsten würde ich euch abmetzeln, aber ich darf nicht. Befehl von ganz oben. Du solltest froh darüber sein.“
Wieder ein ersticktes Grunzen. Mein Herz zieht sich vor Angst schmerzhaft zusammen, ehe ich die Bedeutung der Worte richtig verarbeitet habe.
„Wobei du altes Stück Fleisch wohl nicht sonderlich gut schmecken wirst.“
Ich
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