Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
Augen.
„Meister?“
Mit eingezogenem Kopf nähert sich der füllige Diener. Deargh sitzt teilnahmslos auf seinem Thron, Antlitz und Körper sind von dickem, schwarzem Stoff verhüllt.
„Es ist so weit.“
Die raue Stimme hallt von den kalten Steinwänden wider und jagt dem Diener einen Schauer über den Rücken.
„Was, Meister?“
Obwohl er die Antwort kennt, kann er die Frage nicht zurückhalten. Er möchte ganz sicher gehen, um keinen Fehler zu machen. Ein einziger Fehltritt könnte das Ende seines erbärmlichen Daseins bedeuten.
„Die Schmuckstücke sind in Bewegung. Aber ich habe nicht vor, auf sie zu warten. Bitte bereite alles für eine Abreise vor.“
„Eine Reise wohin, Meister?“
„In unsere alte Heimat.“
„Ihr meint die Berge?“
„Was denn sonst?“
Der Fettleibige zuckt zusammen, als hätte Deargh ihn mit einer Peitsche geschlagen.
„V-Verzeiht, Meister.“
Mit vielen Verbeugungen läuft er rückwärts, um den Raum zu verlassen.
„Und pack auch für dich. Ich möchte, dass du die Kunde unseren Freunden überbringst.“
Die letzten zwei Worte sagt er mit einem schnarrenden Unterton und der Diener schickt sich an, noch schneller aus Dearghs Blickfeld zu verschwinden.
Die Vögel lassen ihre sanften Melodien erklingen und die Sonne küsst mit ihren Strahlen den grün bewachsenen Boden. Einige Blumen strecken ihren Kopf dem Licht entgegen und besprenkeln so das Gras mit bunten Punkten.
Noch immer sind wir in eiligem Tempo mit dem Lith unterwegs, Enya versucht auf ihrem Pegasus mit uns mitzuhalten, aber manchmal müssen wir unsere Geschwindigkeit drosseln, damit sie wieder zu uns aufschließen kann.
Unser Schweigen ist nicht eisig, sondern angenehm. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach und fragt sich, was uns wohl am Ende der Reise erwartet. Weder Cedric noch Enya haben bisher nachgefragt, wohin uns unsere Reise führt und so ist es diese Frage, welche die morgendliche Idylle zerstört.
„Wir...“
Ich sehe unsicher zu Edan, aber unter der Kapuze kann ich nichts erkennen.
„...brauchen das letzte Schmuckstück“, vollende ich den Satz schließlich und hoffe, dass ich weder die Worte „Dämon“ noch „Kampf“ in den Mund nehmen muss. Das Unbehagen in Cedrics Augen gibt mir zu verstehen, dass er den Zusammenhang verstanden hat.
„Du weißt, dass du nicht mit uns kommen musst“, mischt Edan sich in das Gespräch ein und gibt mit seinem Tonfall deutlich zu verstehen, dass es ihm sehr Recht wäre, wenn Cedric nicht mit uns kommen würde.
„Das kommt gar nicht infrage. Ich weiß nicht, wohin ich gehen soll, da mein Vater mich so offensichtlich verraten hat und zudem bringe ich angefangene Aufgaben immer zu Ende.“
Er verzieht keine Miene und tut so, als hätte er Edans Anspielung nicht verstanden. Kopfschüttelnd lege ich mich auf den Rücken und betrachte die vereinzelnden Wolken, die zwischen den Berggipfeln hängen. Seit die Sonne aufgegangen ist, sind wir ein gutes Stück vorangekommen und erreichen wieder flacheres Gelände. Ich wage einen vorsichtigen Blick nach rechts. Das Dämonengebirge türmt sich gefährlich dunkel über uns auf, die schwarzen Wolken scheinen mit tausenden Augen übersät zu sein, die uns beobachten.
Ein Schauer rinnt mir über den Rücken und ich versuche, die Gänsehaut zu ignorieren, die meine Angst allzu deutlich verrät. Schnell wende ich mich den im Sonnenlicht glitzernden schneebedeckten Kuppeln zu.
Das Lith behält eine gleichmäßige Geschwindigkeit bei, die auch für den Pegasus in Ordnung haltbar ist. Erst als die Sonne ihre Bahn für den heutigen Tag vollendet hat, halten wir an einem großen See an, um uns auszuruhen und zu stärken. Das schillernde Wasser zieht mich nahezu magisch an. Mit einem verlegenen Grinsen fordere ich die beiden männlichen Ilyea dazu auf, sich umzudrehen und an einem anderen Ort zu rasten, damit ich ein Bad genießen kann.
Sie haben nichts dagegen, bestehen jedoch darauf, dass Enya in meiner Nähe bleibt, falls mir etwas geschieht. Ich willige ein und streife mir die juckenden Stoffe vom Körper sobald sie hinter einigen Büschen und Bäumen außer Sichtweite sind. Sowohl Mantel als auch Hemd und Hose nehme ich mit an das Seeufer, um sie dort zu waschen. Der Kiesstrand fühlt sich unter meinen nackten Füßen unangenehm rau an und jeder Schritt schmerzt. Mit geschickten Bewegungen kratze ich die Schmutzkrusten vom Mantelsaum und reinige das Hemd von einigen unschönen
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