Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
wurde, bis es schließlich so sehr von den Kräften der eigenen Mutter zehrte, dass diese aus ihrem Schlaf nicht mehr erwachte. Ja, dieses Baby war ich. Wenn das Ungeborene Dämonenblut in sich trägt, ist die Mutter verloren. Auch das wissen wir, doch mein Vater wollte es nicht wahrhaben...“
Lügen. Alles Lügen. Er hatte mich angelogen. Sein Erzeuger war nie ein vor Liebe blinder Dämon gewesen, sondern eiskalt und berechnend.
Er hatte wahre Gefühle ausgenutzt um seinen Samen in die Welt zu verteilen. Mit Tränen in den Augen versuche ich, Ausreden für ihn zu erfinden. Vielleicht hat er mir die Wahrheit erzählt, die er glaubt. Möglicherweise gab er bloß das wider, was die anderen Berg-Ilyea ihm erzählt hatten, um sein Leben nicht unnötig zu erschweren. Unter Umständen hat er mich nicht angelogen.
Einige unsanfte Schläge auf den Kopf bringen mich zurück in die Gegenwart. Edans undurchdringbare goldene Augen verblassen in denen ich gerade noch nach der Wahrheit suchte.
„Niamh?“
Yuhla klopft noch einmal mit ihrer Faust gegen meinen Kopf und ich wische mit zittrigen Fingern die Tränen aus meinen Augenwinkeln.
Noch immer spukt das Wort „Lügner“ in meinem Kopf herum, aber ich verbanne es in den hintersten Winkel meiner Gedanken und konzentriere mich auf das Armband.
„Du hast also eine Möglichkeit gefunden, um Dämonen auszulöschen?“
Vergebens. Ich schließe die Augen und merke, dass vielleicht auch das lediglich eine Lüge war. Ich w urde in die Irre geführt, um ihn bei seinem Plan zu unterstützen. Vermutlich verlief unsere Flucht deshalb ohne Probleme – Weil Edan Dearghs Handlanger ist.
Mir wird übel, aber ich unterdrücke den Brechreiz und fixiere Yuhla, auf deren Gesicht ein Ausdruck echter Verwunderung und Sorge liegt.
„Aber was ist denn los?“
Ich schüttele lediglich den Kopf und sehe zu dem großen Torbogen hinauf. Noch besteht die Möglichkeit, dass Edan mich nicht angelogen hat und mir nicht die Wahrheit, aber zumindest seine Wahrheit erzählte. Ich klammere mich an diesen Gedanken und setze ein schiefes Lächeln auf.
„Ja“, knüpfe ich an das Gespräch und Yuhlas Frage an, als wäre nichts gewesen, „dass die Schmuckstücke mächtig sind, wissen wir. Weshalb sollten sie nicht genug Einfluss besitzen, um diese Feuerwesen zu vernichten?
Ich weiß, dass es nur ein kleiner Hoffnungsschimmer an einem wolkenverhangenen Himmel ist, aber wir müssen es zumindest versuchen!“
Von meinen eigenen Worten beeindruckt, schweige ich erst einmal und warte auf Yuhlas Reaktion. Diese starrt nachdenklich in eine der Fackeln und seufzt schließlich resigniert. Mein Herz macht vor Hoffnung und Freude einen kleinen Luftsprung, wird aber schnell von einem eisernen Hammer auf den Boden zurückgeschmettert und bleibt dort schwach pochend liegen.
„Ich würde wirklich gerne, aber es geht einfach nicht. Es würde nicht nur gegen meine Grundsätze verstoßen, sondern mir zudem meinen Lebensinhalt rauben. Danach wäre ich überflüssig, verstehst du?“
Traurig deutet sie auf ihre leblosen Beine.
„Niemand beschäftigt eine Berg-Ilyea wie mich. Mein Wille ist unbeugsam, aber mein Körper ist gebrochen.“
Ihre Hände heben eine Haarsträhne hoch und halten sie ihr direkt vor die Augen.
„Sogar äußerlich wurde ich gebrandmarkt. Nein, ich werde mein Leben lang hier bleiben und das Armband beschützen.“
Ich stampfe wütend mit einem Fuß auf und packe sie grob bei den Schultern.
„Wir müssen Firyon retten! Wie willst du das Armband verteidigen, wenn dich die Dämonen dieses Mal überfallen? Yuhla, ich flehe dich an“, um meine Worte zu unterstreichen falle ich auf die Knie und senke demütig den Kopf, „gib mir das Armband.“
Ein trauriger Seufzer ertönt. Als ich aufblicke sehe ich Tränen unaufhaltsam über Yuhlas Gesicht rinnen.
„Nun gut. Mein Verstand weiß, dass du Recht hast, doch mein Herz möchte es nicht wahrhaben. Bitte verzeih die Verzögerung, ich werde sofort...“
Die restlichen Worte gehen in lautem Schniefen und Jammer unter, aber sie wendet sich dem großen Torbogen zu.
Ihre Hände zittern, als sie diese gegen den grauen Stein presst und einige Worte murmelt. Die Runen, welche den Torbogen verzieren, leuchten grell auf und der Stein zieht sich lautlos zurück.
Hinter der Wand wird ein großer, leerer Raum sichtbar, in dessen Mitte sich ein Podest befindet. An den Wänden sind unzählige Bernsteine eingelassen und von oben fällt sanftes Mondlicht
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