Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
hinein, welches sich in den schimmernden Facetten der goldenen Steine bricht.
Mein Einblick in diesen Raum dauert nur wenige Augenblicke, dann ist Yuhla zurück. Mit festem Griff umfasst sie mein Handgelenk und sieht mir tief in die Augen.
„Ich flehe dich an. Verlier es nicht. Gib darauf Acht, dass es wirklich nur für jenen Zweck verwendet wird, den du mir versprochen hast.“
Das kühle Metall, welches sich nur einen Wimpernschlag später an meinem Arm befindet, lädt somit eine neue Last auf mein Herz. Ein neuer Schwur, den ich unter keinen Umständen brechen will.
„Ich schicke dich jetzt am besten zurück zu deinen Begleitern.“
Edan. Meine Schultern sacken nach vorne und ich nicke stumm.
„Leb wohl Yuhla. Pass auf dich auf.“
Zum Abschied drücke ich sie noch einmal fest dann öffnet sich ein dunkler Gang vor mir und ich weiß dass ich gehen muss.
„Warte! Nimm eine der Fackeln mit.“
Ich lächle dankbar, nehme eine der Lichtquellen aus ihrer Halterung und betrete den finsteren Korridor. Die Mauer hinter mir schließt sich sofort wieder und von Yuhla ist nicht mehr zu sehen oder zu hören. Allein das Armband erinnert mich daran, dass diese Begegnung kein Traum war.
„Da! Der Stein gibt den Weg frei!“
Aufgeregt rennt Cedric auf die Öffnung zu, durch die Niamh schon vor langer Zeit verschwunden ist. Enya bewundert seinen Optimismus zutiefst. Bevor sie zu einer skeptischen Bemerkung ansetzen kann, sieht sie am Ende des Ganges eine Fackel leuchten.
„Niamh?“
Nun ist auch sie auf den Beinen und rennt mit wackligen Schritten zu Cedric, an dessen Seite sich auch Edan befindet.
„Ich bin zurück!“
Ihre sanfte Stimme scheint aus einer weit entfernten Welt zu kommen und das Licht nähert sich unaufhaltsam den drei Wartenden.
Als ich mich mit einem theatralischen Stöhnen in Edans Arme fallen lasse, werde ich sogleich mit Fragen bestürmt. Stolz hebe ich mein rechtes Handgelenk, an dem das verschnörkelte Schmuckstück golden schimmert.
„Ring und Armband an einem. Wie königlich“, spottet Enya, drückt mich aber dennoch fest in ihre Arme.
„Wir haben uns Sorgen um dich gemacht.“
Cedric streift mir sanft über mein Haar während er mir diese Worte ins Ohr flüstert. Mit einem missmutigen Grunzen entzieht Edan mich der Reichweite seines Rivalen und legt behutsam eine Hand auf meinen Bauch.
„Geht es dem Kind gut?“
Seine Fürsorge rührt mich, aber ich kann Yuhlas Geschichte nicht so einfach vergessen. Aufgrund der unpassenden Situation beschließe ich, ihn später darauf anzusprechen, auch wenn ich ihn am liebsten direkt fragen würde. Er presst seine Lippen gegen meine und mein Körper spielt verrückt. Glückshormone durchfluten mich und mein Bauch kribbelt.
Ich starre ihn den ganzen Weg nach draußen mit einem verträumten Lächeln an und bemerke es erst, als Edan vor meinen Augen winkt.
„Alles in Ordnung? Du siehst so aus, als wärst du in Gedanken.“
Schamesröte steigt mir ins Gesicht und ich kichere verlegen.
„Die zwei sind furchtbar.“
Enya verdreht genervt die Augen und schließt zu Cedric auf, der unsere kleine Gruppe anführt. Ich schenke ihren Worten keinerlei Beachtung und bin froh, als frischer Wind meine Nase umspielt.
„Endlich.“
Enya läuft auf den Wasserfall zu und stellt sich mit ihren Klamotten direkt darunter. Ich hebe fragend eine Augenbraue.
„Meer-Ilyea brauchen das Wasser. Es war wirklich hart für sie, so lange in einem Berg ausharren zu müssen“, erklärt Cedric mir geduldig.
Da er es erwähnt spüre auch ich, wie meine Fingerspitzen unangenehm jucken. Ohne zu überlegen tauche ich sie in den kühlen See und erschrecke, als ich die Spiegelung des Pegasus im Wasser sehe. Er schwebt in großen Kreisen über uns, während die Sonne die Wolken schon in zarten Rosatönen streicht.
In den Tiefen des Berges lächelt und weint Yuhla gleichermaßen. Sie weint, weil sie ihre einzige Lebensaufgabe verloren hat. Glitzernde Streifen ziehen sich über ihre Wangen. Der Raum hinter dem Torbogen ist leer, das Labyrinth ungenutzt, sie kann nach Hause zurückkehren. Gleichermaßen ist ihr Herz glücklich, denn sie weiß, dass sie das richtige getan hat, indem sie Niamh das Armband anvertraute.
„Sie hat die gleichen Augen wie ihre Mutter“, wispert sie in die Dunkelheit und erinnert sich an eine schwangere Ilyea, die einst zu ihr kam, um sie um Rat zu bitten. Eine Dorfälteste, die um des Friedens und des Austauschs Willen von Volk
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