Saphirtränen: Teil 1 - Niamhs Reise (German Edition)
Schmuckstücke. Die Ilyea sind nicht dumm, Niamh. Die magischen Gegenstände existieren seit Jahrtausenden und mittlerweile liegen über ihnen komplizierte Schutzzauber. Jede Generation hat ihren Teil dazu beigetragen, um ihr Heiligtum vor anderen Völkern zu schützen. Mittlerweile kann niemand, der keine Wald-Ilyea ist, den Saphirring berühren, ohne zu Stein zu erstarren. Diese Magie zu umgehen würde selbst den mächtigsten Dämon das Leben kosten."
Von der angeblich gewirkten Magie habe ich schon einmal gehört und ich schnaube verächtlich, als er sie erwähnt.
"Was habe ich damit zu tun?"
"Noch nie wurde ein Wesen geboren, welches das Blut aller Völker in sich trägt. Halbblüter sind sehr selten. War ein Wald-Berg-Ilyea-Mischling im gebärfähigen Alter, existierte kein Dämonen-Meer-Ilyea-Halbblut. Das ist nur ein Beispiel von vielen."
Mein Verstand beginnt langsam, seine Wörter einem größeren Sinn zuzuordnen und entsetzt springe ich von meinem Stuhl auf, weiche zurück.
"Wir werden kein Kind miteinander haben, damit die Dämonen alle Schmuckstücke beherrschen können..."
Ich taste über den rauen Stein und starre Edan panisch an.
"Das ist aber, was Deargh möchte."
"Und du gehorchst ihm?"
Abwertend sehe ich ihn an.
"Das ist alles viel komplizierter, als du denkst."
"Komplizierter?", murmele ich gedehnt.
"Er beherrscht mich."
"Beherrscht dich?"
"Niamh, ich bin auch nur ein Gefangener."
"Deine Fesseln sind wirklich schick", entgegne ich höhnisch, woraufhin Edan leise seufzt.
"Es gibt auch andere Arten von Knechtschaft. Deargh muss tun, was ich verlange, da er mich braucht. Mich und dich. Ich muss hierbleiben, denn in der Welt da draußen würde ich nicht lange überleben."
Goldene Augen bohren sich in meine.
"Wieso würdest du sterben?"
Ein freudloses Lachen erklingt.
"Das solltest du doch am besten wissen. Mischlinge werden verachtet. Die Ilyea spüren, wenn ein Wesen nicht reinblütig ist. Mein Dämonenblut macht mich für sie zu etwas Bösem, was getötet werden muss. Aus meinem Heimatdorf wurde ich verjagt, als ich noch ein Kind war. Ich konnte nicht für mich selbst sorgen, doch Deargh hat mich irgendwann gefunden und zu sich genommen. Natürlich in der Hoffnung, dass ein weiteres Halbblut auftauchen würde, das mich ergänzt... Und nun bist du hier."
Noch immer presse ich mich gegen die Wand, meine Muskeln sind schmerzhaft verkrampft.
"Aber nicht mehr lange. Eher sterbe ich, als euch zu helfen."
"Ich hatte befürchtet, dass du so etwas sagst."
Mit einer geschmeidigen Bewegung erhebt Edan sich und streckt mir eine Hand entgegen, die er jedoch schnell wieder sinken lässt, als er meinen verachtenden Blick bemerkt.
"Niamh, bitte. Wenn ich könnte, würde ich dir helfen. Aber..."
"Dein Dämonenblut ist zu stark", unterbreche ich ihn zischend.
"Ich kann nicht", vollendet er seinen Satz und sieht mich vorwurfsvoll an.
"Du kannst nicht. Was würde Deargh dagegen unternehmen, wenn du dich ihm widersetzt? Nichts, denn er braucht dich lebend."
"Und dann? Wo sollte ich hin, Niamh? Wer würde mich aufnehmen? Weshalb sollte ich fliehen? Es gibt nichts in der Welt da draußen, was mein Leben lebenswert machen könnte."
"Dann musst du dir etwas suchen."
Überrascht von mir selbst fahre ich fort:
"Irgendetwas muss deinem Leben einen Sinn geben... und wenn es nur die Suche nach dem Sinn selbst ist."
Alriels lächelndes Gesicht taucht vor meinem geistigen Auge auf.
"Auch wenn deine Reise vielleicht niemals ein Ende finden wird, so hast du doch etwas getan und bist einen Weg gegangen. Es ist nicht so wichtig, dass man sein Ziel erreicht, solange man eines vor Augen hat. Wenn man nicht weiß, was man erreichen möchte, ist das Leben sinnlos. Man braucht eine Aufgabe, und wenn es nur eine Unbedeutende ist. Lieber lebe ich ein kurzes Leben mit einem Zweck, als ein unsterbliches Dasein zu fristen, nur um des Daseins willen."
"Du hast zu lange bei den Ilyea gelebt, Prinzessin."
Edans Stimme reißt mich aus der Erinnerung an Alriel.
"Ich habe dich gerade an den Worten einer weisen Frau teilhaben lassen, Dämon. Du solltest dankbar sein", erwidere ich kalt und bemerke zufrieden, dass Edan bei dem Wort ‚Dämon' gekränkt zusammenzuckt.
"Ich bin kein Dämon."
Mehr ein Knurren als verständliche Worte.
"Ach nein?"
Amüsiert lächle ich und ziehe eine Augenbraue nach oben. Mein Herz trommelt schmerzhaft schnell gegen meinen Brustkorb, aber ich reiße mich zusammen. Auf eine merkwürdige Art macht es mir Spaß, Edan zu
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