Sara & Fuxia: Das Zauberamulett (German Edition)
Erde Zwerge einen Schacht in den Boden treiben würden. Das Geräusch wurde immer lauter und in gleichem Maße schlug die Weide immer wilder um sich. Was dann geschah, wollten Sara und Fuxia am nächsten Tag noch immer nicht glauben. Die Weide schien sich zu entwurzeln. Zuerst riss sie eine Wurzel aus der Erde, dann eine zweite, eine dritte bis sie schließlich wie ein Zirkusartist auf Stelzen auf der Lichtung zu stehen schien. Unter dem Baum konnten Sara und Fuxia ein Loch sehen, das nicht nur von der Weide stammen konnte.
Der Baum drehte sich langsam um seine eigene Achse, so als wollte er die Gegend ausspähen. Sara und Fuxia drängten sich dicht an eine alte Tanne. „Autschebautsche“, fluchte Fuxia leise, als sie den Baumnadeln etwas zu nahe getreten war. So wie die meisten Dinge im St. Nimmerleins Wald hatten auch die Baumnadeln ein Eigenleben. Und diese Nadeln stachen nicht, sondern bissen so richtig herzhaft zu!
„Sei ruhig und nicht so wehleidig“, fuhr sie Sara an, die jetzt wieder so ganz anders als sonst war. Ihre Augen leuchteten fast und das bisschen Farbe, das normalerweise in ihrem Gesicht zu sehen war, war einem Weiß wie dem eines Marmorsteins gewichen. Nur ihre Lippen hatten noch Farbe. Aber die sah alles andere als gesund aus. Die Lippen hatten wieder dieses fremde Violett angenommen, das Fuxia schon am Hinweg so unheimlich vorgekommen war. Und dann erschauerte Fuxia sogar leise. Sie hoffte, dass Sara nichts davon bemerkt hatte, aber Fuxia war es einfach nicht gewohnt, dass ihrer Freundin zentimeterlange Fangzähne wuchsen.
Sara hatte von dem gekränkt/beleidigt/angstvollen Blick ihrer Freundin nichts mitbekommen. Dazu war sie viel zu konzentriert. Sie ließ die entwurzelte Trauerweide keinen Moment aus den Augen. Nur unterbewusst spürte sie die Angst Fuxias und ertappte sich dabei, dass ihr dieses Gefühl sogar gefiel. „Irgendetwas ist mit mir echt nicht in Ordnung“, dachte Sara und konzentrierte sich dann wieder auf die Trauerweide, die scheinbar ungeduldig auf ihren Wurzelenden zu tanzen schien.
Eine Wolke schob sich vor die hässliche Fratze des Halbmonds und im selben Moment kam noch mehr Bewegung in das Geschehen auf der Lichtung. Das unterirdische Pochen wurde lauter, schwoll an und dann war es mit einem Schlag wieder totenstill auf der Lichtung. Die Trauerweide ließ ihre Äste traurig zu Boden hängen. Sie stand allerdings noch immer entwurzelt über dem Loch.
„Was ist das?“, fragte Fuxia an Saras Ärmel zupfend, als sich ein Kopf vorsichtig aus dem Loch schob.
„Keine Ahnung, wir werden es gleich sehen“, antwortete die Vampirin forsch.
Der Kopf schob sich weiter aus dem Loch heraus. Er drehte sich im Kreis und dabei konnten Sara und Fuxia erkennen, das auf dem Kopf eine Art Zipfelmütze saß. Die Spitze der Zipfelmütze war umgeknickt wie ein welkes Blatt. Langsam schob sich dann der Oberkörper aus dem Loch und schließlich konnten die Mädchen einen kleinen Troll ausmachen, der sich mühevoll aus dem Loch zwängte und zwischen den knorrigen, erdverkrusteten Ästen der Trauerweide auf die freie Lichtung kroch. Die Weide machte noch immer keine Anstalten, sich wieder – so wie es sich für einen Baum gehört – in die Erde zu verwurzeln.
Im fahlen Mondschein konnten Sara und Fuxia jetzt auch erkennen, dass der Troll einen an den Enden aufgezwirbelten Schnurrbart trug. Auf seiner Nase saß eine krumme Brille, die durchaus zu der langen, ebenso krummen Nase passte. Und schließlich konnte Fuxia noch eine Eigenheit des Trolls ausmachen, die sie all ihre Angst vergessen und fast lauthals auflachen ließ: Die Ohren des Troll waren richtige Spitzohren!
„Kannst du nicht einmal ruhig sein?!“, fauchte Sara und hielt ihrer leise kichernden Freundin die Hand vor den Mund. „Willst du, dass er uns bemerkt? Wir müssen ihm folgen, irgendwas wird er schon im Schilde führen.“
„Ja, und sicher nichts Gutes“, gab ihr Fuxia Recht, nachdem die kleine Vampirin den Mund der Hexe wieder freigegeben hatte.
Der Troll blickte sich nochmals auf der Lichtung um und verschwand dann im Wald. Er schlug genau die Richtung ein, die Sara und Fuxia auch nehmen mussten, wollten sie wieder nach Hause kommen.
„Folgen wir ihm“, meinte Sara schlicht und schwebte lautlos hinter dem Troll her, der sich so tief im Wald noch keine Mühe gab, lautlos oder unauffällig durchs Unterholz zu pirschen.
„Ha ha, sehr lustig, Sara! Wie soll ich dir denn da folgen? Du weißt doch genau, dass
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