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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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etwas Böses. Er wollte nie …« Sie brach ab, unterdrückte ein ersticktes Schluchzen. Ihre Fassade bekam einen Riss, als sie über die Möglichkeit nachdachte, dass ihr Sohn wirklich das Monster sein könnte, das Will beschrieb. Doch sie fasste sich schnell wieder und schüttelte den Kopf. » Nein, ich glaube Ihnen nicht. Tom würde nie einem Menschen etwas tun.«
    Will fing am ganzen Körper zu zittern an. Er verlor weiterhin nur relativ wenig Blut, aber sein Hirn war nicht mehr fähig, den Schmerz länger zu ignorieren. Immer wieder sackte sein Kopf nach unten, oder er schüttelte sich Schweiß aus den Augen, und dann loderte der Schmerz auf wie Höllenfeuer. Die Dunkelheit lockte ihn, die süße Erlösung des Loslassens. Er schloss für ein paar Sekunden die Augen, dann für ein paar mehr. Er schüttelte sich selbst wach und stöhnte vor Schmerz auf.
    Judith sagte: » Sie brauchen Hilfe. Ich sollte Ihnen Hilfe besorgen.« Sie machte keine Anstalten, genau das zu tun. Das Telefon klingelte, doch sie starrte den Hörer an der Wand einfach nur an.
    » Erzählen Sie mir von der Höhle.«
    » Darüber weiß ich nichts.«
    » Grub Ihr Sohn gerne Löcher?«
    » Mein Sohn geht gern in die Kirche. Er liebt seine Familie. Er liebt es, den Menschen zu helfen.«
    » Erzählen Sie mir von der Zahl elf.«
    » Was ist damit?«
    » Tom scheint davon fasziniert zu sein. Ist sein Name der Grund dafür?«
    » Er mag die Zahl einfach.«
    » Judas verriet Jesus. Es gab elf Apostel, bis Matthias dazukam.«
    » Ich kenne meine Bibelgeschichten.«
    » Hat Pauline Sie verraten? Waren Sie unvollständig, bis Ihr Sohn dazukam?«
    » Das bedeutet mir nichts.«
    » Tom ist besessen von der Zahl elf«, sagte Will. » Er entnahm Anna Lindsey die elfte Rippe. Er stopfte elf Mülltüten in ihren Schoß.«
    » Aufhören!«, schrie sie. » Ich will nichts mehr hören.«
    » Er quälte sie mit Stromstößen. Er folterte und vergewaltigte sie.«
    Sie kreischte: » Er versuchte, sie zu retten!«
    Die Worte hallten in dem kleinen Raum wie eine Flipperkugel, die auf Metall trifft.
    Entsetzt hielt Judith sich die Hand vor den Mund.
    Will sagte: » Sie haben es gewusst.«
    » Ich habe überhaupt nichts gewusst.«
    » Sie müssen es doch in den Nachrichten gesehen haben. Die Namen von einigen der Frauen wurden veröffentlicht. Sie mussten sie doch von Ihrer Arbeit im Heim kennen. Sie haben Anna Lindsey auf der Straße gesehen, nachdem Henry sie mit dem Auto angefahren hatte. Sie haben Tom angerufen, damit er sie wegschafft, aber es waren zu viele Leute dabei.«
    » Nein.«
    » Judith, Sie wissen …«
    Sie stand auf, und Will merkte, dass sie wütend war. » Ich höre mir nicht an, wie Sie Lügen über ihn verbreiten. Ich stillte ihn, als er ein Baby war. Ich hielt ihn …« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. » Ich drückte ihn an meine Brust und versprach ihm, dass ich ihn beschützen werde.«
    » Mit Pauline haben Sie das nicht gemacht?«
    Ihr Gesicht wurde ausdruckslos. » Wenn Tom nicht kommt, muss ich mich wohl selbst um Sie kümmern.« Sie zog ein Messer aus dem Messerblock. » Es ist mir egal, ob ich für den Rest meines Lebens ins Gefängnis komme. Ich werde nicht zulassen, dass Sie meinen Sohn vernichten.«
    » Sind Sie sicher, dass Sie das tun können? Jemanden in den Rücken zu stechen ist anders, als jemanden von vorn zu erstechen.«
    » Ich werde nicht zulassen, dass Sie ihm etwas tun.« Sie hielt das Messer ungeschickt mit beiden Händen. » Ich werde es nicht zulassen.«
    » Legen Sie das Messer weg.«
    » Wie kommen Sie darauf, dass Sie mir sagen können, was ich zu tun habe?«
    » Meine Chefin steht hinter Ihnen und richtet eine Waffe auf Ihren Kopf.«
    Sie stöhnte auf, und das Geräusch verfing sich in ihrer Kehle, als sie herumwirbelte und Amanda auf der anderen Seite des Fensters stehen sah. Ohne Vorwarnung hob Judith das Messer und machte einen Satz auf Will zu. Das Fenster explodierte. Judith fiel vor ihm auf den Boden, das Messer noch immer in der Hand. Auf dem Rücken ihrer Bluse breitete sich ein perfekter Kreis aus Blut aus.
    Er hörte eine Tür aufbrechen. Leute liefen herein, schwere Schuhe auf dem Boden, Befehle wurden gebellt. Will hielt es nicht mehr aus. Er ließ den Kopf sinken, und der Schmerz schoss bis in sein Innerstes. Amandas hohe Absätze tauchten in seinem Sichtfeld auf. Sie kniete sich vor ihn. Ihr Mund bewegte sich, aber Will konnte nicht hören, was sie sagte. Er wollte sie nach Faith fragen, nach

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