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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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war vom Kabel geschnitten und die nackten roten und schwarzen Drähte waren mit den Polen verbunden worden. Es gab noch andere Drähte, die in nacktem Kupferdraht endeten. Sie waren alle geschwärzt, und Will stach der vertraute Geruch von Stromverbrennungen in die Nase.
    » Hey, Gomez«, rief Fierro. Seine Stimme verriet seine Nervosität.
    » Die Höhle ist leer«, antwortete Will.
    Fierro machte ein zögerliches Geräusch.
    » Ich meine es ernst«, sagte Will. Er ging zur Öffnung zurück und legte den Kopf in den Nacken, damit er den Mann sehen konnte.
    » O Gott.« Fierros Gesicht verschwand wieder, aber zuvor hatte Will gesehen, dass die Hand zum Kreuzzeichen hochgeschnellt war.
    Will war selbst fast bereit zum Beten, wenn er hier nicht schnell wieder herauskam. Er leuchtete mit der Taschenlampe die Leiter hoch und sah, wo seine Sohlenabdrücke die blutigen Fußabdrücke auf den Sprossen verschmiert hatten. Will schaute hinunter auf seine abgestoßenen Schuhe, den Boden und fand dort weitere Fußabdrücke, die er verschmiert hatte. Er klemmte seine Schultern wieder in den Schacht, stellte den Fuß auf die erste Sprosse und versuchte dabei, nicht noch mehr Spuren zu verwischen. Die Spurensicherung würde nicht allzu glücklich mit ihm sein, aber jetzt konnte er nichts mehr dagegen tun, außer sich später zu entschuldigen.
    Will erstarrte. Annas Füße waren aufgeschlitzt, aber die Schnitte waren eher böse Kratzer, wie man sie bekam, wenn man auf Scharfes und Spitzes trat – Kiefernnadeln, Kletten, dornige Ranken. Deshalb hatte er ja angenommen, dass sie durch den Wald gelaufen war. Sie hatte nicht genug geblutet, um blutige Fußabdrücke zu hinterlassen, die so deutlich waren, dass er die Furchen der Sohlen in der Erde sehen konnte. Eine Hand über den Kopf gestreckt, einen Fuß auf der Leiter, stand Will da und überlegte.
    Er seufzte resigniert, kroch dann wieder in den Hohlraum und leuchtete jeden Winkel der Höhle ab. Das Seil machte ihm Kopfzerbrechen, die Art, wie es offensichtlich um die Pritsche gewickelt worden war. Er stellte sich Anna vor, wie sie auf der Pritsche lag, umwickelt mit vielen Windungen des Seils, die unter der Pritsche hindurch verliefen, sodass sie bewegungsunfähig darauf gefesselt war. Er zog eines der Stücke unter dem Bett hervor. Die Enden waren sauber durchgeschnitten wie auch alle anderen. Er schaute sich um. Wo war das Messer?
    Wahrscheinlich bei dieser letzten, blöden Ratte.
    Will hob die Matratze hoch, der Gestank ließ ihn würgen, und versuchte, nicht daran zu denken, was seine nackten Hände da berührten. Er drückte sich den Rücken seines Handgelenks auf die Nase, während er die Holzlatten wegzog, die die Matratze trugen, und er hoffte dabei inständig, dass die Ratte nicht hochsprang und ihm die Augen auskratzte. Er machte so viel Lärm, wie er konnte, und warf die Latten zu einem Haufen auf dem Boden zusammen. Hinter sich hörte er ein Quieken, und als er sich umdrehte, sah er die Ratte in einer Ecke lauern, ihre Knopfaugen reflektierten das Licht. Will hatte ein Stück Holz in der Hand, und er dachte kurz daran, es nach dem Vieh zu werfen, aber in dem beengten Raum würde er nicht gut genug zielen können. Außerdem befürchtete er, dass es die Ratte wütend machen könnte.
    Er legte die Latte auf den Haufen, ließ das Tier jedoch nicht aus den Augen. Dann erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. An der Unterseite der Latten waren Kratzspuren – tiefe, blutige Furchen, die nicht aussahen wie von einem Tier. Will richtete die Lampe in den Hohlraum unter dem Bett. Die Erde war noch etwa fünfzehn Zentimeter im Vergleich zum übrigen Bodenniveau abgetragen, in der gesamten Länge und Breite der Pritsche. Will griff hinein und zog ein kleines Seilstück heraus. Wie die anderen Stücke war auch dieses durchgeschnitten worden. Im Gegensatz zu den anderen Stücken gab es hier einen intakten Knoten.
    Will zog den Rest der Latten heraus. Unter dem Bett fand er vier Metallbolzen mit Ringen an den Enden, einen in jeder Ecke. An einem Ring war ein Seilstück verknotet. Helles Blut färbte das Seil. Er betastete das Seil mit seinen Fingern. Es war feucht. Etwas Scharfes zerkratzte seinen Daumen. Will beugte sich tiefer, um zu sehen, was ihn gekratzt hatte. Er packte das Seil mit den Fingernägeln und zog es straff, damit er es im Schein der Lampe besser untersuchen konnte. Galle stieg ihm in die Kehle, als er sah, was er in der Hand hielt.
    » Hey!«, bellte Fierro. »

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