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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ausgespuckt, wenn der Bruder in ein schweres Verbrechen verwickelt gewesen wäre.«
    » Haben wir eine Altersspanne? Einen Namen?«
    » Leo sagte, er meldet sich, sobald er was gefunden hat.«
    Will lehnte sich zurück und stützte den Kopf an die Wand. » Noch gehört Pauline nicht wirklich zu unserem Fall. Wir haben kein Muster, in das wir sie einfügen könnten.«
    » Sie sieht aus wie unsere anderen Opfer. Niemand mag sie. Sie hat keine engen Beziehungen.«
    » Könnte sein, dass zu ihrem Bruder eine enge Beziehung besteht«, sagte Will. » Leo sagte, Pauline habe Felix durch eine Samenspende bekommen, nicht? Ist vielleicht der Bruder der Spender?«
    Faith schnaubte angewidert. » O Gott, Will!«
    Bei ihrem Ton bekam Will ein schlechtes Gewissen, dass er so etwas überhaupt angedeutet hatte, aber ihr Job bestand nun einmal darin, sich die schlimmsten Dinge vorzustellen, die passieren konnten. » Warum sonst sollte Pauline ihrem Sohn sagen, dass ihr Onkel ein böser Mann sei, vor dem sie ihn beschützen müsse?«
    Faith zögerte mit der Antwort. Schließlich sagte sie: » Sexueller Missbrauch.«
    » Es könnte auch was völlig anderes sein«, gab er zu. » Ihr Bruder könnte ein Dieb sein oder ein Betrüger oder ein Drogensüchtiger. Er könnte ein Hochstapler sein.«
    » Wenn ein Seward in Michigan ein Register hätte, dann hätte Leo ihn im Computer gefunden.«
    » Vielleicht hat der Bruder bis jetzt Glück gehabt.«
    Faith schüttelte den Kopf. » Pauline hatte Angst vor ihm, wollte ihn nicht in Felix’ Nähe. Das deutet auf Gewalt hin, auf Angst vor Gewalt.«
    » Wie Sie sagten: Wenn ihr Bruder sie bedrohte oder verfolgte, würde es irgendwo einen Bericht darüber geben.«
    » Nicht unbedingt. Er ist immer noch ihr Bruder. Die Leute laufen nicht gleich zur Polizei, wenn es um Familienangelegenheiten geht. Das wissen Sie doch.«
    Will war sich nicht so sicher, aber in Bezug auf Leos Computerrecherche hatte Faith recht. » Was würde Sie dazu bringen, Jeremy vor Ihrem Bruder zu warnen?«
    Sie überlegte. » Mir fällt nichts ein, was Zeke tun könnte, weswegen ich Jeremy den Umgang mit ihm verbieten würde.«
    » Was, wenn er Sie geschlagen hätte?«
    Sie öffnete den Mund, schien es sich dann aber anders zu überlegen. » Es geht nicht darum, was ich ertragen würde – es geht darum, was Pauline tun würde.« Faith machte eine nachdenkliche Pause. » Familien sind kompliziert. Wegen des Bluts erträgt man viel Scheiße.«
    » Erpressung?« Will wusste, dass er nur im Trüben fischte, aber er fuhr trotzdem fort. » Vielleicht weiß der Bruder etwas über Paulines Vergangenheit? Es muss einen Grund geben, warum sie mit siebzehn Jahren ihren Namen änderte. Und jetzt mal schnell in die Gegenwart. Pauline hat einen lukrativen Job. Ihre Hypothekenfinanzierung steht. Sie fährt ein tolles Auto. Sie wäre wahrscheinlich bereit, viel Geld zu bezahlen, um alles so zu halten, wie es ist.«
    Will schoss seinen eigenen Einfall ab. » Andererseits, falls der Bruder sie erpresst, ist es für ihn wichtig, dass sie weiterarbeitet. Er hätte keinen Grund, sie zu entführen.«
    » Sie wird ja nicht gefangen gehalten, um Lösegeld herauszuschlagen. Kein Mensch vermisst sie.«
    Will schüttelte den Kopf. Noch eine Sackgasse.
    Faith sagte: » Okay, vielleicht hat Pauline mit unserem Fall wirklich nichts zu tun. Vielleicht läuft da irgendeine Blumen der Nacht- Geschichte mit ihrem Bruder. Was machen wir jetzt? Nur herumsitzen und darauf warten, dass ein drittes – oder viertes – Opfer verschleppt wird?«
    Darauf hatte Will keine Antwort. Zum Glück brauchte er keine.
    Faith schaute auf ihre Uhr. » Jetzt sollten wir zu den Coldfields fahren.«
    Im Fred Street Women’s Shelter – dem Heim für obdachlose Frauen an der Fred Street – gab es Kinder. Will hatte das nicht erwartet, obwohl es natürlich naheliegend war, dass obdachlose Frauen auch obdachlose Kinder hatten. Ein kleiner Bereich im vorderen Teil war als Spielfläche abgetrennt. Die Kinder waren unterschiedlich alt, aber Will nahm an, dass sie alle jünger als sechs Jahre waren, da ältere Kinder um diese Tageszeit in der Schule sein mussten. Alle Kinder trugen schlecht zusammenpassende, ausgewaschene Sachen und spielten mit Spielzeug, das schon bessere Tage gesehen hatte: Barbie-Puppen mit kurzen Haarschnitten, Tonka-Fahrzeuge mit fehlenden Rädern. Will vermutete, er sollte Mitleid mit ihnen haben, denn was er hier sah, war fast wie eine Szene aus seiner eigenen

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