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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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keine Zeit für weiße Turnschuhe unter einem roten Kleid in der Dämmerung oder die Glut ihrer Zigarette hatte, die in der Dunkelheit tanzte.
    Dennoch fühlte ich mich zum erstenmal einsam, seit ich Kyra in Badeanzug und Schwimmflügeln auf dem weißen Mittelstreifen der Route 68 hatte spazierengehen sehen.
    »Sie komischer kleiner Mann, sagte Strickland«, erzählte ich dem Zimmer. Es kam heraus, bevor ich wußte, daß ich es sagen wollte, und im selben Augenblick wechselte der Kanal des Fernsehers. Das Baseballspiel wich einer Wiederholung von All in the Family und dann Ren and Stimpy . Ich sah zur Fernbedienung. Sie lag noch auf dem Beistelltisch, wo ich sie gelassen hatte. Der Kanal wechselte wieder, und diesmal sah ich Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann. Im Hintergrund wartete ein Flugzeug, und ich mußte die Fernbedienung nicht nehmen und den Ton einschalten, um zu wissen, daß Humphrey Ingrid sagte, sie sollte in das Flugzeug steigen. Der Lieblingsfilm meiner Frau. Sie heulte jedesmal am Ende.
    »Jo?« fragte ich. »Bist du da?«
    Bunters Glöckchen läutete einmal. Sehr schwach. Es waren mehrere Geister im Haus anwesend, da war ich ganz sicher … aber heute abend war ich zum erstenmal überzeugt, daß Jo bei mir war.
    »Wer war er, Schatz?« fragte ich. »Der Mann auf dem Softballfeld, wer war er?«
    Bunters Glöckchen blieb stumm und reglos. Aber sie war im Zimmer. Ich spürte sie, etwas wie ein angehaltener Atem.
    Ich erinnerte mich an die häßliche, höhnische Botschaft nach dem Abendessen mit Mattie und Ki auf der Kühlschranktür: blaue rose lügnerin ha ha .

    »Wer war er?« Meine Stimme klang unsicher, als wäre ich den Tränen nahe. »Was hast du mit einem Mann hier zu suchen gehabt? Hast du …« Aber ich brachte nicht fertig, sie zu fragen, ob sie mich belogen, mich betrogen hatte. Ich konnte nicht fragen, obwohl ich mir die Anwesenheit eines Geistes, die ich spürte, seien wir ehrlich, vielleicht nur einbildete.
    Der Fernseher zappte weg von Casablanca , und da war jedermanns Lieblingsanwalt, Perry Mason, auf Nick at Nite. Hamilton Burger, Perrys ewiger Gegenspieler, verhörte eine gequält dreinschauende Frau, und plötzlich ging plärrend der Ton an, so daß ich zusammenzuckte.
    »Ich bin keine Lügnerin!« schrie eine längst vergessene Fernsehschauspielerin. Einen Augenblick sah sie mich direkt an, und ich stellte atemlos vor Erstaunen fest, daß ich Jo Noonans Augen in diesem Schwarzweißgesicht aus den fünfziger Jahren sah. »Ich habe niemals gelogen, Mr. Burger, niemals!«
    »Ich behaupte, das haben Sie doch!« antwortete Burger. Er ging lechzend wie ein Vampir auf sie zu. »Ich behaupte, das haben Sie -«
    Plötzlich ging der Fernseher aus. Bunters Glöckchen ertönte einmal ganz kurz, dann war verschwunden, was auch immer hier gewesen war. Aber ich fühlte mich besser. Ich bin keine Lügnerin … Ich habe niemals gelogen, niemals .
    Das konnte ich glauben, wenn ich wollte.
    Wenn ich wollte.
    Ich ging ins Bett und hatte keine Träume.
     
    Ich hatte mir angewöhnt, früh mit dem Arbeiten anzufangen, bevor die Hitze richtig im Arbeitszimmer Fuß fassen konnte. Ich trank etwas Saft, schlang ein bißchen Toast hinunter, setzte mich fast bis Mittag an die IBM und sah dem Courier-Kugelkopf zu, wie er tanzte und die Seiten durch die Maschine wanderten und beschrieben herauskamen. Die alte Magie, so seltsam und wunderbar. Mir kam es eigentlich nie wie Arbeit vor, obwohl ich es so nannte; mehr wie ein groteskes geistiges Trampolin, auf dem ich hüpfte. Mit Sprungfedern, die eine Weile das gesamte Gewicht der Welt wegnahmen.

    Zur Mittagszeit machte ich eine Pause, fuhr in Buddy Jellisons Fettbude, um etwas Ungesundes zu essen, kehrte zurück und arbeitete noch eine Stunde oder so. Danach ging ich schwimmen und machte ein langes, traumloses Nickerchen im Schlafzimmer des Nordflügels. Ich hatte kaum einen Blick in unser Schlafzimmer im Südflügel geworfen, und wenn Mrs. M. das seltsam fand, behielt sie es für sich.
    Am Freitag den siebzehnten machte ich auf dem Rückweg zum Haus im Lakeview General Rast, um meinen Chevrolet vollzutanken. Es gibt Zapfsäulen vor der All-Purpose-Werkstatt, und der Sprit ist einen oder zwei Pennies billiger, aber mir gefiel die Atmosphäre nicht. Als ich heute vor dem Laden stand, die Pumpe auf Automatik gestellt hatte und zu den Bergen sah, fuhr Bill Deans Dodge Ram auf der anderen Seite der Insel vor. Er stieg aus und lächelte mir zu. »Wie geht’s,

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