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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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›Storyville‹ genannt wurden - nach Norden aufgebrochen.

    In der seriöseren Geschichte von Castle County wurden Sara and the Red-Tops nicht erwähnt, und Kenny Austers ertränkter kleiner Bruder in keinem von beiden. Kurz bevor Mattie gekommen war, um mit mir zu sprechen, war mir ein verwegener Gedanke gekommen: daß Son Tidwell und Sara Tidwell Mann und Frau waren und der kleine Junge (dessen Namen Osteen nicht erwähnte) ihr Sohn. Ich fand das Bild, das Lindy erwähnt hatte, und studierte es eingehend. Es zeigte mindestens ein Dutzend Farbige, die in steifer Haltung vor einer - wie es aussah - Viehausstellung standen. Im Hintergrund konnte man ein altmodisches Riesenrad sehen. Es hätte durchaus auf dem Jahrmarkt von Fryeburg aufgenommen worden sein können und besaß, so alt und verblichen es war, eine simple, elementare Macht, die alle anderen Fotos Osteens zusammen nicht hatten. Es gibt Fotografien von Banditen aus der Zeit des Wilden Westens und der Depression, die dasselbe unheimlich wahrhaftige Aussehen haben - strenge Gesichter über engen Krawatten und Kragen, Augen nicht ganz im Schatten uralter Hutkrempen.
    Sara stand vorn in der Mitte und trug ein schwarzes Kleid und ihre Gitarre. Sie lächelte nicht direkt auf diesem Bild, aber ihre Augen schienen zu lächeln, und ich fand, sie waren wie die Augen mancher Gemälde, die einem überall hin zu folgen schienen. Ich studierte das Foto und dachte an ihre fast verächtliche Stimme in meinem Traum: Was willst du wissen, Sugar? Ich schätze, ich wollte etwas über sie und die anderen wissen - wer sie gewesen waren, was sie füreinander bedeutet hatten, wenn sie nicht zusammen sangen und spielten, warum sie weggegangen waren, wohin sie gegangen waren.
    Ihre Hände waren beide deutlich zu sehen, eine lag auf den Gitarrensaiten, die andere auf den Bünden, wo sie an einem Jahrmarktstag im Oktober des Jahres 1900 einen G-Akkord griff. Ihre Finger waren lang, die einer Künstlerin, und ohne Ringe. Das bedeutete nicht zwangsläufig, daß sie und Son Tidwell nicht verheiratet gewesen waren, und selbst wenn nicht, hätte der kleine Junge, der in die Falle geraten war, auf der falschen Seite der Bettdecke geboren worden sein können. Aber in Son Tidwells Augen leuchtete dasselbe geisterhafte
Lächeln. Die Ähnlichkeit war bemerkenswert. Ich hatte eine Ahnung, daß die beiden Bruder und Schwester gewesen waren, nicht Mann und Frau.
    An das alles dachte ich auf dem Heimweg, und auch an Kabel, die man mehr fühlte als sah … aber am meisten dachte ich über Lindy Briggs nach - wie sie mich angelächelt hatte, wie sie wenig später kein Lächeln mehr für ihre hübsche junge Bibliotheksgehilfin mit dem High-School-Diplom übrig gehabt hatte. Das beunruhigte mich.
    Dann kehrte ich zum Haus zurück und machte mir nur noch Gedanken über meine Geschichte und die Leute darin - Säcke voll Knochen, die jeden Tag mehr Fleisch ansetzten.
     
    Michael Noonan, Max Devore und Rogette Whitmore spielten ihre schreckliche kleine Komödienszene am Freitag abend. Davor geschah zweierlei, das einer Erwähnung wert ist.
    Das erste war ein Anruf von John Storrow am Donnerstag abend. Ich saß vor dem Fernseher und hatte ein Baseballspiel mit abgestelltem Ton laufen (die Stummtaste, mit der die meisten Fernbedienungen ausgestattet sind, könnte die segensreichste Erfindung des zwanzigsten Jahrhunderts sein). Ich dachte an Sara Tidwell und Son Tidwell und Son Tidwells kleinen Jungen. Ich dachte an Storyville, ein Name, den jeder Schriftsteller einfach lieben mußte. Und im Hinterkopf dachte ich an meine Frau, die schwanger gestorben war.
    »Hallo?« sagte ich.
    »Mike, ich habe wunderbare Nachrichten«, sagte John. Er schien kurz vor dem Platzen zu stehen. »Romeo Bissonette mag ein komischer Name sein, aber dieser Detektiv, den er mir empfohlen hat, ist ganz und gar nicht komisch. Er heißt George Kennedy, wie der Schauspieler. Er ist gut, und er ist schnell . Dieser Bursche könnte in New York arbeiten.«
    »Wenn das das höchste Kompliment ist, das Ihnen einfällt, sollten Sie öfter raus aus der Stadt.«
    Er fuhr fort, als hätte er mich nicht gehört. »Kennedy arbeitet bei einer Wachgesellschaft - alles andere ist ausschließlich nebenher. Ein großer Verlust, glauben Sie mir. Das meiste hat er am Telefon rausbekommen. Ich kann es nicht glauben.«
    »Was im einzelnen können Sie nicht glauben?«
    »Jackpot, Baby.« Wieder sprach er in diesem Tonfall gieriger Zufriedenheit, den ich

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