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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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keine Vögel dazusein schienen, außer in weiter Ferne.
    Einmal kam sie heraus. Ich hörte die Hintertür schlagen und ihre Schritte auf der Treppe an der andern Seite. Ich rief nach ihr und fragte, ob alles in Ordnung sei, und sie antwortete, es sei prima. Sagte mir, daß ich bleiben sollte, wo ich war. Sie hörte sich ein wenig außer Atem an, als würde sie etwas tragen oder irgendwas tun.«
    »Ist sie in ihr Atelier oder zum See gegangen?«
    »Ich weiß nicht. Sie ist rund fünfzehn Minuten weggeblieben - Zeit für mich, noch eine Kippe zu rauchen -, dann kam sie zur Vordertür wieder raus. Sie vergewisserte sich, daß abgeschlossen war, dann kam sie zu mir. Sie sah viel besser aus. Erleichtert. Wie Leute aussehen, wenn sie eine Drecksarbeit, die sie lange vor sich hergeschoben haben, endlich erledigt haben. Sie schlug vor, daß wir auf dem Weg, den sie die Straße nannte, einen Spaziergang zu dem Gästehaus machen -«

    »Warrington’s.«
    »Genau, genau. Sie sagte, sie würde mir ein Bier und ein Sandwich spendieren. Und das hat sie getan, am Ende dieses langen schwimmenden Stegs.«
    Die Sunset Bar, wo ich Rogette zum erstenmal gesehen hatte.
    »Dann habt ihr euch das Softballspiel angesehen.«
    »Das war Jos Idee. Sie hat drei Bier in der Zeit getrunken, die ich für eins brauchte, und sie bestand darauf. Sie sagte, jemand würde einen Homerun in die Bäume schlagen, das wüßte sie einfach.«
    Jetzt hatte ich ein klares Bild von dem, was Mattie gesehen und mir erzählt hatte. Was immer Jo getan hatte, sie war fast überschwenglich vor Erleichterung gewesen. Zunächst einmal hatte sie das Haus betreten. Hatte die Geister herausgefordert, indem sie das erledigte, was sie erledigen wollte, und überlebt. Sie hatte zur Feier des Tages drei Bier getrunken und sich ein bißchen verplappert … nicht, daß sie bei ihren anderen Ausflügen ins TR besonders heimlichtuerisch gewesen wäre. Frank erinnerte sich, daß sie sagte, wenn ich es selbst herausfinden würde, dann sollte es wohl so sein - que sera, sera . Das war nicht das Verhalten von jemandem, der eine Affäre geheimhalten möchte, und mir wurde nun klar, daß ihr Verhalten auf eine Frau hindeutete, die für eine kurze Zeit ein Geheimnis für sich behalten möchte. Sie hätte es mir gesagt, nachdem ich mein dummes Buch beendet hatte, wenn sie überlebt hätte. Wenn.
    »Ihr habt euch das Spiel eine Zeitlang angesehen, dann seid ihr auf der Straße zum Haus zurückgegangen.«
    »Ja«, sagte er.
    »Ist einer von euch reingegangen?«
    »Nein. Als wir dort ankamen, war ihr Schwips verflogen, und ich ging davon aus, daß sie Auto fahren konnte. Sie lachte während des Softballspiels, aber als wir wieder beim Haus waren, lachte sie nicht mehr. Sie sah es an und sagte: ›Ich bin fertig damit. Ich werde dieses Haus nie wieder betreten, Frank.‹«
    Mein ganzer Körper wurde kalt und kribbelte.
    »Ich fragte sie, was los wäre, was sie herausgefunden hätte. Ich wußte, sie schrieb etwas, das hatte sie mir gesagt -«

    »Sie hat es jedem gesagt, außer mir«, sagte ich … aber ohne große Verbitterung. Ich wußte, wer der Mann in der braunen Sportjacke gewesen war, und jede Verbitterung oder Wut - Wut auf Jo, Wut auf mich selbst - verblaßte vor dieser Erleichterung. Bis jetzt war mir nicht klar gewesen, wie sehr dieser Kerl mein Denken beherrscht hatte.
    »Sie muß ihre Gründe gehabt haben«, sagte Frank. »Das weißt du, oder nicht?«
    »Aber sie hat sie dir nicht genannt.«
    »Ich weiß nur, es - was immer es war - hat damit angefangen, daß sie Recherchen für einen Artikel betrieben hat. Es war eine Laune, Jo hat Nancy Drew gespielt. Ich bin sicher, zuerst hat sie es dir nicht erzählt, weil es eine Überraschung sein sollte. Sie hat Bücher gelesen, aber hauptsächlich mit Leuten geredet - sich ihre Geschichten von den alten Zeiten angehört und sie überredet, nach alten Briefen zu suchen … Tagebüchern … ich glaube, darin war sie gut. Verdammt gut. Du weißt nichts davon?«
    »Nein«, sagte ich seufzend. Jo hatte keine Affäre gehabt, aber sie hätte eine haben können , wenn sie gewollt hätte. Sie hätte eine Affäre mit Tom Selleck haben und in Inside View darüber berichten können, und ich hätte unbekümmert an meinem PowerBook getippt und nichts davon mitbekommen.
    »Was immer sie herausgefunden hat«, sagte Frank, »ich glaube, sie ist einfach darüber gestolpert.«
    »Und du hast mir nie etwas gesagt. Vier Jahre, und du hast mir nie etwas

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