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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gesagt.«
    »Es war das letzte Mal, daß ich sie gesehen habe«, sagte Frank, und jetzt hörte er sich nicht mehr zerknirscht oder verlegen an. »Und als letztes hatte sie mich gebeten, dir nicht zu sagen, daß wir in dem Haus am See waren. Sie sagte, sie würde dir alles erzählen, wenn sie soweit ist, aber dann starb sie. Ich dachte nicht, daß es danach noch eine Rolle spielen würde. Mike, sie war meine Schwester. Sie war meine Schwester, und ich hatte es ihr versprochen.«
    »Schon gut. Ich verstehe.« Und so war es - ich verstand nur nicht genug. Was hatte Jo herausgefunden? Daß Normal Auster seinen Säugling unter einer Wasserpumpe ertränkt hatte?
Daß um die Jahrhundertwende eine Bärenfalle aufgestellt worden war, wo die Wahrscheinlichkeit bestand, daß ein Negerjunge vorbeikam und hineintrat? Daß ein anderer Junge, möglicherweise das inzestuöse Kind von Son und Sara Tidwell, von seiner Mutter im See ertränkt worden war, wobei sie womöglich dieses irre Raucherlachen ausstieß, während sie ihn unter Wasser drückte? Du mußt beim Wackeln zappeln, Süße, und den kleinen Kerl tief unten festhalten.
    »Wenn ich mich bei dir entschuldigen soll, Mike, betrachte es hiermit als geschehen.«
    »Nicht nötig. Frank, erinnerst du dich an noch etwas, das sie gesagt haben könnte? Irgendwas?
    »Sie hat gesagt, sie wüßte, wie du das Haus gefunden hast.«
    » Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat gesagt, als es dich wollte, hat es dich gerufen.«
    Zuerst konnte ich nicht antworten, weil Frank Arlen eine der Grundannahmen meiner Ehe zerstört hatte - eine der Voraussetzungen, etwas, das so grundsätzlich scheint, daß man es nicht einmal in Frage stellt. Schwerkraft hält einen am Boden. Licht ermöglicht einem, zu sehen. Die Kompaßnadel zeigt nach Norden. Solche Sachen.
    Diese Grundannahme war, daß Jo diejenige war, die Sara Lacht kaufen wollte, als meine Schriftstellerei uns zum erstenmal richtig Geld einbrachte, weil Jo die ›Hausperson‹ in unserer Ehe war, so wie ich die ›Autoperson‹ war. Jo hatte unsere Wohnungen ausgesucht, als wir uns nur Mietwohnungen leisten konnten. Jo hatte hier ein Bild aufgehängt und mich gebeten, dort ein Regal anzubringen. Jo hatte sich in das Haus in Derry verliebt und schließlich meine Bedenken ausgeräumt, daß es zu groß, daß zuviel Verkehr ringsum und daß es zu baufällig war, um gekauft zu werden. Jo war die Nestbauerin gewesen.
    Sie hat gesagt, als es dich wollte, hat es dich gerufen.
    Und wahrscheinlich stimmte das. Nein, das konnte ich besser beurteilen, wenn ich meine Denkfaulheit und meine selektive Erinnerung überwand. Es stimmte ganz sicher . Ich hatte als erster die Möglichkeit angesprochen, ein Haus im westlichen Maine zu kaufen. Ich hatte stapelweise Immobilienbroschüren
gesammelt und nach Hause geschleppt. Ich hatte Lokalzeitschriften wie Downeast gekauft und immer hinten angefangen zu lesen, wo die Immobilienanzeigen waren. Ich hatte als erster Bilder von Sara Lacht in einem Hochglanzkatalog mit dem Titel Ferienhäuser in Maine entdeckt, und ich hatte zuerst den Makler angerufen, der die Anzeige aufgegeben hatte, und danach Marie Hingerman, nachdem ich dem Makler Maries Namen entlockt hatte.
    Johanna war auch von Sara Lacht bezaubert gewesen - ich denke, jeder wäre davon bezaubert gewesen, der das Haus zum erstenmal im herbstlichen Sonnenschein gesehen hätte, von leuchtenden Bäumen umgeben, während buntes Laub in ganzen Wolken über die Straße wehte - aber ich war derjenige gewesen, der das Haus aktiv ausgesucht hatte.
    Aber auch das war Denkfaulheit und selektive Erinnerung. Oder nicht? Sara hatte mich ausgesucht.
    Wie kam es dann, daß ich das bis heute nicht gemerkt hatte? Und wie war ich überhaupt hierhergebracht worden, in meiner ahnungslosen glücklichen Unkenntnis?
    Die Antwort auf beide Fragen war dieselbe. Es war auch die Antwort auf die Frage, wie Jo etwas Beunruhigendes über das Haus, den See, womöglich das gesamte TR hatte herausfinden können und es geschafft hatte, mir nichts davon zu erzählen. Ich war weg gewesen, das war es. Ich war in der Zone gewesen, in Trance, und hatte eines meiner dummen kleinen Bücher geschrieben. Ich war von den Fantasien in meinem Kopf hypnotisiert gewesen, und einen hypnotisierten Mann kann man leicht führen.
    »Mike? Bist du noch da?«
    »Ich bin noch da, Frank. Aber der Teufel soll mich holen, wenn ich weiß, was ihr solche Angst gemacht haben könnte.«
    »Sie hat noch einen Namen erwähnt, an

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