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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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den ich mich erinnere: Royce Merrill. Sie sagte, er könnte sich am besten erinnern, weil er so alt ist. Und sie sagte: ›Ich will nicht, daß Mike mit ihm redet. Ich habe Angst, der alte Mann könnte die Katze aus dem Sack lassen und ihm mehr erzählen, als er wissen sollte.‹ Hast du eine Ahnung, was sie damit gemeint hat?«

    »Nun … man hat angedeutet, daß ein Splitter des Familienstammbaums hier gelandet sein könnte, aber die Vorfahren meiner Mutter kommen aus Memphis. Die Noonans stammen aus Maine, aber nicht aus diesem Teil.« Aber das glaubte ich nicht mehr so ganz.
    »Mike, du hörst dich fast an, als wäre dir schlecht.«
    »Mir geht es gut. Sogar besser als vorher.«
    »Und du verstehst, warum ich dir bis jetzt nichts davon gesagt habe? Ich meine, wenn ich gewußt hätte, auf was für Gedanken du kommst … wenn ich eine Ahnung gehabt hätte …«
    »Ich glaube schon. Ich bin nicht von Anfang an auf solche Gedanken verfallen, aber wenn dieser Schwachsinn erst mal Fuß gefaßt hat …«
    »Als ich an jenem Abend nach Sandford zurückkam und es vorbei war, dachte ich wahrscheinlich, es wäre wieder eine von Jos Schnapsideen, ich zitiere: ›Oh, Scheiße, ein Schatten auf dem Mond, bis morgen früh verläßt keiner das Haus.‹ Du weißt, sie ist immer abergläubisch gewesen - hat auf Holz geklopft, sich eine Prise Salz über die Schulter geworfen, wenn sie welches verschüttet hat, diese Ohrringe, die sie hatte, aus vierblättrigen Kleeblättern …«
    »Oder daß sie einen Pullover nicht mehr tragen wollte, wenn sie ihn aus Versehen verkehrt herum angezogen hatte«, sagte ich. »Sie behauptete, das würde einem den ganzen Tag vermasseln.«
    »Und? Ist es nicht so?« fragte Frank, und ich konnte ein verhaltenes Lächeln in seiner Stimme hören.
    Auf einmal erinnerte ich mich ganz deutlich an Jo, bis hin zu den winzigen goldenen Flecken in ihrem linken Auge, und wollte keine andere. Keine andere wäre mir recht gewesen.
    »Sie dachte, daß etwas Böses in dem Haus ist«, sagte Frank. »Soviel weiß ich immerhin.«
    Ich nahm ein Blatt Papier und kritzelte Kia darauf. »Ja. Und da hat sie vielleicht schon vermutet, daß sie schwanger war. Sie hätte Angst vor … Einflüssen haben können.« Es waren Einflüsse hier, allerdings. »Du glaubst, daß sie das meiste von Royce Merrill hatte?«

    »Nein, das war nur ein Name, den sie erwähnt hat. Wahrscheinlich hat sie mit Dutzenden von Leuten geredet. Kennst du einen Burschen namens Kloster? Gloster? Etwas in der Art?«
    »Auster«, sagte ich. Unter Kia machte mein Stift ein paar fette Schlaufen, die kursive l’s oder Haarbänder sein konnten. »Kenny Auster? War das der Name?«
    »Könnte hinkommen. Wie auch immer, du weißt, wie sie war, wenn sie sich wirklich etwas in den Kopf gesetzt hatte.«
    Ja. Wie ein Terrier, der Ratten jagt.
    »Mike? Soll ich zu dir kommen?«
    Nein. Jetzt war ich sicher. Nicht Harold Oblowski, und auch nicht Frank. In Sara lief ein Vorgang ab, etwas Empfindliches und Organisches wie aufgehendes Brot in einem warmen Zimmer. Frank könnte diesen Vorgang unterbrechen … oder durch ihn zu Schaden kommen.
    »Nein, ich wollte das nur geklärt haben. Außerdem schreibe ich. Ich kann kaum Leute um mich haben, wenn ich schreibe.«
    »Rufst du mich an, wenn ich dir helfen kann?«
    »Auf jeden Fall«, sagte ich.
    Ich legte den Hörer auf, blätterte das Telefonbuch durch und fand einen Eintrag R. MERRILL in der Deep Bay Road. Ich wählte die Nummer an, ließ es ein dutzendmal klingeln und legte auf. Kein neumodischer Anrufbeantworter für Royce. Ich fragte mich müßig, wo er stecken mochte. Fünfundneunzig schien mir ein wenig zu alt zu sein, um im Country Barn in Harrison tanzen zu gehen, besonders an einem so schwülen Abend.
    Ich betrachtete das Blatt Papier, auf dem Kia stand. Unter die fetten l -Schleifen hatte ich Kyra geschrieben, und ich erinnerte mich, wie ich gedacht hatte, Mattie hätte ›Kia‹ gesagt, als sie mir zum erstenmal ihren Namen nannte. Unter Kyra schrieb ich Kito , zögerte und schrieb Carla . Ich zeichnete ein Kästchen um diese Namen. Daneben kritzelte ich Johanna, Bridget und Jared . Die Kühnschwankleute. Leute, die wollten, daß ich neunzehn runterging und zweiundneunzig runterging.

    »Geh runter, Moses, du sollst ins Gelobte Land«, sagte ich dem leeren Haus. Ich sah mich um. Nur ich und Bunter und die wedelnde Uhr … aber das stimmte nicht.
    Als es dich wollte, hat es dich gerufen.
    Ich stand auf, um mir

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