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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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obwohl ich wußte, daß Harold nicht unbedingt darauf hinaus wollte; Harold wollte darauf hinaus, daß es nur fünfzehn Plätze auf der Liste der Times gab.
    »Wie wäre es, wenn Jean Auel endlich den nächsten Band ihres Sex-unter-den-Höhlenmenschen-Epos veröffentlichen würde?«
    Ich richtete mich auf. »Jean Auel? Wirklich?«
    »Nun … nicht hundertprozentig, aber es sieht gut aus. Und last not least gibt’s was Neues von Mary Higgins Clark. Ich weiß, auf welchem Tennisplatz sie spielt, und du auch.«
    Wenn ich diese Art von Neuigkeiten vor sechs oder sieben Jahren bekommen hätte, als sehr viel mehr auf dem Spiel stand, hätte ich geschäumt; Mary Higgins Clark spielte tatsächlich auf demselben Tennisplatz wie ich, wir hatten exakt dasselbe Publikum, und bisher waren unsere Publikationspläne so aufeinander abgestimmt worden, daß wir uns nicht ins Gehege kamen … was eher mir als ihr zugute kam, das können Sie mir glauben. Kopf an Kopf würde sie mich vernichten. Wie der verstorbene Jim Croce so weise bemerkt hat, man zupft nicht an Supermans Mantel, man spuckt nicht in den Wind, man reißt dem alten Lone Ranger nicht die
Maske herunter, und man pinkelt Mary Higgins Clark nicht ans Bein. Jedenfalls nicht, wenn man Michael Noonan ist.
    »Wie konnte das passieren?« fragte ich.
    Ich glaube nicht, daß meine Stimme besonders bedrohlich klang, aber Harold antwortete auf die nervöse, über seine eigenen Worte stolpernde Weise eines Mannes, der annimmt, daß er gefeuert, wenn nicht gar geköpft werden könnte, weil er der Überbringer schlechter Nachrichten ist.
    »Keine Ahnung. Ich schätze, sie hat dieses Jahr einfach noch eine Idee gehabt. Das kommt vor, wurde mir gesagt.«
    Als jemand, der seine Quote an Doppelnummern gehabt hat, wußte ich das, daher fragte ich Harold nur, was er wollte. Das schien die schnellste und einfachste Methode zu sein, ihn vom Telefon zu bekommen. Die Antwort überraschte mich nicht; sowohl er als auch Debra - ganz zu schweigen von meinen anderen Kumpels bei Putnam - wollten ein Buch, das sie im Spätsommer 1998 veröffentlichen konnten, um damit Ms. Clark und den anderen Konkurrenten zwei Monate zuvorzukommen. Im November würden die Vertriebsleute von Putnam dem Roman dann im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft einen zweiten kräftigen Schubs geben.
    » Behaupten sie«, antwortete ich. Wie die meisten Schriftsteller (und in dieser Hinsicht unterscheiden sich die erfolgreichen nicht von den erfolglosen, was darauf hindeutet, daß wirklich etwas dran sein könnte, abgesehen von der üblichen Paranoia) traute ich den Versprechen von Verlegern nicht.
    »Ich denke, du kannst ihnen diesmal glauben, Mike - Darcy’s Bewunderer war das letzte Buch deines alten Vertrags, vergiß das nicht.« Harold hörte sich angesichts bevorstehender Vertragsverhandlungen mit Debra Weinstock und Phyllis Grann bei Putnam fast ausgelassen an. »Das Tolle ist, sie mögen dich immer noch. Ich denke, sie würden dich noch mehr mögen, wenn sie vor Thanksgiving Seiten mit deinem Namen darauf zu sehen bekämen.«
    »Sie wollen das nächste Buch im November von mir? Nächsten Monat? « Ich ließ, wie ich hoffte, das richtige Maß an Fassungslosigkeit in meiner Stimme mitschwingen, als hätte ich nicht seit fast elf Jahren Helens Versprechen in einem Schließfach.
Es war die erste Nuß, die ich eingelagert hatte; jetzt war es die letzte, die mir geblieben war.
    »Nein, nein, du könntest dir mindestens bis zum fünfzehnten Januar Zeit lassen«, sagte er und versuchte, großzügig zu klingen. Ich fragte mich, wo er und Debra zu Mittag gegessen hatten. Todschick, darauf hätte ich mein Leben verwettet. Vielleicht im Four Seasons. Johanna nannte es immer Frankie Valli and the Four Seasons. »Es bedeutet, sie müßten die Herstellung durchpeitschen, ernsthaft durchpeitschen, aber dazu wären sie bereit. Die entscheidende Frage ist, ob du die Herstellung durchpeitschen kannst?«
    »Ich denke, das könnte ich, aber es wird sie etwas kosten«, sagte ich. »Sag ihnen, sie sollen es sich vorstellen wie den Acht-Stunden-Service in der chemischen Reinigung.«
    »Oh, was für ein verfluchtes Pech für sie!« Harold hörte sich an, als würde er sich einen runterholen und hätte den Punkt erreicht, an dem der Old-Faithful-Geysir ausbricht und alle nach ihren Kameras greifen.
    »Wieviel meinst du -«
    »Eine Prämie auf den Vorschuß ist wahrscheinlich die beste Vorgehensweise«, sagte er. »Natürlich werden sie

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