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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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verlassen, Rogette, wird sich Ihr Horizont in Rechtsfragen deutlich erweitert haben.«
    Zum erstenmal hörte sie sich wütend an und hob die Stimme zu einem schnarrenden Keifen.
    Whitmore : »Wenn Sie glauben -«
    John : »Ich glaube nicht. Ich weiß. Auf Wiedersehen, Ms. Whitmore.«
    Whitmore : »Sie wären gut beraten, nicht in die Nähe von -«
    Ein Klicken ertönte, das Summen des Freizeichens, dann sagte eine mechanische Stimme: »Neun Uhr vierzig … Ostküstensommerzeit
… zwanzigster Juli.« John drückte EJECT, nahm das Band an sich und verstaute es wieder in der Aktentasche.
    »Ich habe einfach aufgelegt.« Er hörte sich wie ein Mann an, der von seinem ersten Fallschirmsprung erzählt. »Ich habe es wirklich getan. Sie war wütend, was? Würden Sie nicht auch sagen, daß sie vollkommen von der Rolle war?«
    »Ja.« Das wollte er hören, aber ich glaubte es nicht wirklich. Von der Rolle, ja. Vollkommen von der Rolle? Wahrscheinlich nicht. Matties Aufenthaltsort und ihre Verfassung hatten sie gar nicht interessiert; Rogette hatte mit mir gesprochen. Um mir zu sagen, daß sie an mich dachte. Um mich daran zu erinnern, wie es war, im Wasser zu strampeln, während einem das Blut aus dem Hinterkopf schoß. Um mir einen Schrecken einzujagen. Und das war ihr gelungen.
    »Was war das für eine Frage, die Sie nicht beantwortet haben?« fragte John mich.
    »Ich weiß nicht, was sie damit gemeint hat«, sagte ich, »aber ich kann Ihnen verraten, warum ich ein bißchen blaß geworden bin, als ich sie gehört habe. Wenn Sie schweigen können und es hören wollen.«
    »Wir haben noch achtzehn Meilen vor uns; schießen Sie los.«
    Ich erzählte ihm von Freitag abend. Ich überfrachtete meine Geschichte nicht mit Visionen oder übersinnlichen Phänomenen; da war nur Michael Noonan, der einen Abendspaziergang auf der Straße machte. Ich hatte bei einer Birke gestanden, die über den See hing, und den Sonnenuntergang über den Bergen bewundert, als sie sich mir von hinten näherten. Von der Stelle, als Devore mich mit dem Rollstuhl niederfahren wollte, bis zu dem Punkt, als ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, hielt ich mich weitgehend an die Wahrheit.
    Als ich fertig war, blieb John zunächst vollkommen stumm. Daran konnte man seine Erschütterung ablesen; unter normalen Umständen war er genauso eine Plaudertasche wie Ki.
    »Nun?« fragte ich. »Kommentare? Fragen?«
    »Halten Sie das Haar hoch, damit ich hinter Ihr Ohr sehen kann.«

    Ich gehorchte und entblößte ein großes Heftpflaster und eine beträchtliche Schwellung. John beugte sich vor und studierte sie wie ein kleiner Junge, der in der Pause die beste Kampfesnarbe seines Freundes bewundert. »Heilige Scheiße«, sagte er schließlich.
    Nun war ich derjenige, der stumm blieb.
    »Diese beiden alten Wichser haben versucht, Sie zu ertränken.«
    Ich sagte nichts.
    »Sie haben versucht, Sie zu ertränken, weil Sie Mattie geholfen haben.«
    Jetzt sagte ich wirklich nichts.
    »Und Sie haben es nicht gemeldet?«
    »Ich wollte«, sagte ich, »dann wurde mir klar, daß ich wie eine dumme kleine Heulsuse dastehen würde. Und wahrscheinlich wie ein Lügner.«
    »Was meinen Sie, wieviel weiß Osgood?«
    »Davon, daß sie mich umbringen wollten? Gar nichts. Er ist nur der Botenjunge.«
    Wieder dieses ungewöhnliche Schweigen von John. Nach einigen Augenblicken streckte er die Hand aus und berührte die Schwellung an meinem Hinterkopf.
    »Au!«
    »Entschuldigung.« Pause. »Herrgott. Und dann ist er ins Warrington’s zurückgekehrt und hat den Stecker rausgezogen. Michael, ich hätte Ihnen das Band nie vorgespielt, wenn ich gewußt hätte -«
    »Schon gut. Aber lassen Sie sich nicht einfallen, Mattie etwas davon zu erzählen. Ich trage nur aus diesem Grund das Haar so über dem Ohr.«
    »Werden Sie es ihr je erzählen, was meinen Sie?«
    »Vielleicht. Eines Tages, wenn er lange genug tot ist und wir darüber lachen können, wie ich in meinen Klamotten geschwommen bin.«
    »Das könnte eine Weile dauern«, sagte er.
    »Ja. Könnte sein.«
    Wir fuhren schweigend weiter. Ich konnte sehen, wie John nach einer Möglichkeit suchte, die Partystimmung wieder
herzustellen, und dafür hätte ich ihn küssen können. Er beugte sich nach vorne, schaltete das Radio ein und fand etwas Lautes und Wüstes von Guns ’ n ’ Roses - Willkommen im Dschungel, Baby, wir haben Spaß und Spiele.
    »Feiern, bis wir kotzen«, sagte er. »Richtig?«
    Ich grinste. Das war nicht

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