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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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respektvollen Blicken zweier Damen die Berge. Kichernde Mädchen gehen vorüber und tuscheln über Jungs und Kleider und die Schule. Schönheit herrscht hier, und Frieden. Devore hat recht, wenn er sagt, dies ist eine Welt, die ich nie gekannt habe. Es ist
    »Wunderschön«, sagte ich und riß mich unter Anstrengung los. »Ja, das sehe ich. Aber worauf wollen Sie hinaus?«
    »Hinaus?« Devore sah auf fast komische Weise überrascht drein. »Sie hat geglaubt, sie könnte hier herumspazieren wie
jeder andere auch, darauf will ich hinaus, verdammte Scheiße! Sie hat geglaubt, sie könnte wie eine Weiße hier rumlaufen! Sie mit ihren großen Zähnen und ihren großen Titten und ihren hochnäsigen Blicken. Sie hat sich für was Besonderes gehalten, aber wir haben ihr das Gegenteil bewiesen. Sie hat versucht, mich umzurempeln, und als sie das nicht konnte, hat sie mich mit ihren dreckigen Händen angefaßt und mich umgestoßen. Aber das war nicht weiter schlimm; wir haben ihr Manieren beigebracht. Nicht wahr, Jungs?«
    Sie knurrten zustimmend, aber ich dachte, daß einige - der junge Harry Auster zum Beispiel - elend aussahen.
    »Wir haben ihr gezeigt, wo ihr Platz ist«, sagte Devore. »Wir haben ihr gezeigt, daß sie nichts weiter war als ein
    Nigger. Das ist das Wort, das er immer wieder benutzt, wenn sie in jenem Sommer im Wald sind, dem Sommer 1901, dem Sommer, in dem Sara and the Red-Tops die musikalische Attraktion sind, die man in diesem Teil der Welt gesehen haben muß. Sie und ihr Bruder und die gesamte Niggerfamilie sind ins Warrington’s eingeladen worden, um für die Sommergäste zu spielen; sie sind mit Champagner und ›Oustern‹ abgefüttert worden … behauptet jedenfalls Jared Devore gegenüber seiner kleinen Schar von Getreuen, während sie ihre eigene bescheidene Mahlzeit aus Brot und Fleisch und Salzgurken aus Schmalzeimern essen, die ihnen ihre Mütter mitgegeben haben (keiner der jungen Männer ist verheiratet, obschon Oren Peebles verlobt ist).
    Aber nicht ihre wachsende Berühmtheit ist Jared Devore ein Dorn im Auge. Nicht die Tatsache, daß sie im Warrington’s gewesen ist; ihm macht nicht zu schaffen, daß sie und ihr Bruder tatsächlich mit Weißen an einem Tisch gesessen und mit ihren Schwarzniggerfingern Brot aus derselben Schüssel genommen haben. Schließlich sind die Leute im Warrington’s Flachländer, und Devore erzählt seinen schweigenden, aufmerksamen jungen Männern, er habe gehört, daß in Städten wie New York oder Chicago weiße Frauen manchmal sogar mit Schwarzniggern ficken.
    Nee! sagt Harry Auster, der sich nervös umschaut, als würde er damit rechnen, daß hier draußen am Bowie Ridge ein paar weiße Frauen aus dem Wald getrippelt kommen. Keine weiße Frau würde mit einem Nigger ficken! Scheiß die Wand an!

    Devore sieht ihn nur mit einem Blick an, der sagt: Komm du erst mal in mein Alter. Außerdem interessiert ihn nicht, was in New York und Chicago los ist; er hat im Bürgerkrieg mehr als genug vom Flachland gesehen … und, läßt er dich wissen, er hat nicht in diesem Krieg gekämpft, um die verdammten Sklaven zu befreien. Sie können da unten im Land der Baumwolle soviel Sklaven halten, wie sie wollen, soweit es Jared Lancelot Devore angeht. Nein, er hat im Krieg gekämpft, um diesen prahlerischen Hurensöhnen südlich von Mason und Dixon zu zeigen, daß man nicht einfach aus dem Spiel aussteigt, nur weil einem ein paar Regeln nicht gefallen. Er ist runtergegangen, um dem alten Johnny Reb den Schorf von der Nasenspitze zu kratzen. Haben versucht, die Vereinigten Staaten von Amerika zu verlassen, also wirklich! Herrgott!
    Nein, ihm sind die Sklaven egal, ihm ist das Land der Baumwolle egal, und ihm sind auch Schwarznigger egal, die schmutzige Lieder singen und dann als Lohn für ihren Schmutz auch noch Champagner und Oustern bekommen (Jared spricht Austern immer auf diese sarkastische Weise aus). Ihn kümmert nichts, solange sie an ihrem Platz bleiben und ihm seinen lassen.
    Aber das macht sie nicht. Diese eingebildete Schlampe macht das nicht. Man hat sie gewarnt, daß sie sich von der Straße fernhalten soll, aber sie will nicht hören. Sie geht trotzdem dort spazieren und trägt ein weißes Kleid, als würde eine weiße Frau darin stecken, manchmal mit ihrem Sohn, der einen afrikanischen Schwarzniggernamen und keinen Daddy hat - sein Daddy hat wahrscheinlich nur eine einzige Nacht mit seiner Mommy in einem Heuschober irgendwo drunten in Alabama verbracht, und

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