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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Möbel aus. Vieles davon gefiel mir nicht, aber es bestand kein Zweifel, daß alles in das Haus paßte.
    Ich dachte an Jo und unser Zusammenleben. Ich dachte daran, wie ich ihr gesagt hatte, daß niemand Zweisamkeit je mit Schau heimwärts, Engel verwechseln würde. »Du wirst mir doch jetzt nicht mit einer Menge Mist von wegen frustrierter Künstler kommen, oder?« hatte sie geantwortet … und während meines Aufenthalts auf Key Largo gingen mir diese Worte immer wieder durch den Kopf, und immer wieder mit Jos Stimme: Mist, frustrierter Künstler, Mist, dieser verdammte Schulkindermist von wegen frustrierter Künstler.
    Ich dachte an Jo in ihrer langen roten Gartenschürze, wie sie mit einem Hut voller Black-trumpet- Pilze zu mir kam und triumphierend lachte. » Heute abend ißt niemand im TR besser als die Noonans! « hatte sie gerufen. Ich dachte daran, wie sie sich die Zehennägel lackierte, zwischen ihre Oberschenkel gebeugt, wie es nur Frauen bei dieser besonderen Tätigkeit fertigbringen. Ich dachte daran, wie sie ein Buch nach mir warf, weil ich über eine neue Frisur gelacht hatte. Ich dachte daran, wie sie versuchte, einen Volkstanz auf dem Banjo zu lernen, und wie sie ohne BH in einem dünnen Pullover aussah. Ich
sah sie weinend und lachend und wütend vor mir. Ich dachte daran, wie sie mir erzählte, daß es Mist war, all dieser Mist von wegen frustrierter Künstler.
    Und ich dachte über die Träume nach, besonders über den letzten Traum. Das konnte ich mühelos, weil er nie verblaßte wie gewöhnliche Träume. Der letzte Traum von Sara Lacht und mein erster feuchter Traum (in dem ich ein Mädchen traf, das nackt in einer Hängematte lag und eine Pflaume aß) sind die beiden einzigen, die ich vollkommen klar vor mir sehe, Jahr für Jahr; die übrigen sind entweder vage Bruchstücke oder völlig vergessen.
    Die Träume von Sara hatten eine Menge klare Einzelheiten - die Eistaucher, die Grillen, der Abendstern und mein Wunsch an ihn, um nur einige zu nennen -, aber ich glaubte, daß die meisten dieser Dinge sich einfach nur ihrer Wahrscheinlichkeit verdankten. Hintergrundmaterial, wenn Sie so wollen. Als solches konnte ich sie bei meinen Überlegungen außer acht lassen. Damit blieben drei wichtigere Elemente, drei große Möbelstücke, die ausgepackt werden mußten.
    Wenn ich am Strand saß und die Sonne zwischen meinen sandigen Zehen untergehen sah, dachte ich mir, daß man kein Seelenklempner sein mußte, um zu sehen, wie diese drei Dinge zusammenpaßten.
    In den Träumen von Sara waren die Hauptelemente der Wald hinter mir, das Haus unter mir und Michael Noonan selbst, der in der Mitte erstarrt war. Es wird dunkel, im Wald lauert Gefahr. Es wird grauenhaft sein, zu dem Haus da unten zu gehen, vielleicht weil es so lange leergestanden hat, aber ich zweifle nie daran, daß ich hingehen muß; furchteinflößend oder nicht, es ist meine einzige Zuflucht. Aber ich kann nicht. Ich kann mich nicht bewegen. Ich habe eine Laufblockade.
    In dem Alptraum gelingt es mir schließlich, mich der Zuflucht zu nähern, aber die Zuflucht erweist sich als trügerisch. Erweist sich als gefährlicher, als ich es mir … nun, ja, in meinen kühnsten Träumen habe vorstellen können. Meine tote Frau kommt heraus, kreischend und in ihr Leichentuch gehüllt, um mich anzugreifen. Auch fünf Wochen später und fast dreitausend Meilen von Derry entfernt erschauerte ich,
als ich an das schnelle weiße Ding mit den schlaffen Armen dachte, und blickte über meine Schulter zurück.
    Aber war es Johanna? Das wußte ich nicht mit Bestimmtheit, oder? Das Ding war ganz eingehüllt. Sicher, der Sarg sah aus wie der, in dem sie begraben worden war, aber das konnte auch eine Irreführung sein.
    Lauf blockade, Schreib blockade.
    Ich kann nicht schreiben , sagte ich zu der Stimme im Traum. Die Stimme sagt, ich kann. Die Stimme sagt, die Schreibblokkade ist weg, und ich glaube ihr, weil die Lauf blockade weg ist. Endlich gehe ich die Einfahrt hinunter, um Schutz zu suchen. Aber ich habe Angst. Schon bevor das formlose weiße Ding seinen Auftritt hat, habe ich Angst. Ich sage, ich habe Angst vor Mrs. Danvers, aber das ist nur mein träumender Verstand, der Sara Lacht und Manderley durcheinanderbringt. Ich habe Angst vor -
    »Ich habe Angst vor dem Schreiben«, hörte ich mich laut sagen. »Ich habe Angst, es auch nur zu versuchen.«
    Das war an dem Abend, bevor ich endgültig nach Maine zurückflog, und ich war halbwegs betrunken. Gegen Ende

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