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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der Veranda zusammengeklappt und hatte sich die Nase gebrochen. Als sie ihn nach einer Erklärung fragten, hatte Petie ihnen gesagt, daß er in der Regenrinne nach Eiern suchen wollte.
    Ich nehme an, jede Familie hat mindestens eine solche Geschichte; das Überleben der Peties und Kyras dieser Welt ist - zumindest für die Eltern - ein überzeugendes Argument für die Existenz Gottes.
    »Ich hatte solche Angst«, sagte Mattie und sah wieder wie vierzehn aus. Höchstens fünfzehn.
    »Aber es ist vorbei«, sagte ich. »Und Kyra wird nicht mehr auf der Straße spazierengehen. Oder, Kyra?«
    Sie schüttelte den Kopf an der Schulter ihrer Mutter, ohne ihn zu heben. Ich hatte eine Ahnung, daß sie wahrscheinlich schlafen würde, bevor Mattie sie zu dem guten alten Wohnwagen bringen konnte.
    »Sie haben keine Ahnung, wie bizarr das für mich ist«, sagte Mattie. »Einer meiner Lieblingsschriftsteller taucht wie aus dem Nichts auf und rettet mein Kind. Ich wußte, daß Sie ein Haus im TR haben, diese große alte Blockhütte, die alle Sara Lacht nennen, aber die Leute sagen, seit Ihre Frau gestorben ist, kommen Sie nicht mehr her.«
    »Ich war lange nicht mehr hier«, sagte ich. »Wäre Sara kein Haus, sondern eine Ehe, würde man von einer Versöhnung vor dem Scheidungsrichter sprechen.«
    Sie lächelte kurz und sah wieder ernst drein. »Ich möchte Sie um etwas bitten. Einen Gefallen.«

    »Raus damit.«
    »Reden Sie nicht darüber. Es ist keine gute Zeit für Ki und mich.«
    »Warum nicht?«
    Sie biß sich auf die Lippen und schien zu überlegen, ob sie die Frage beantworten sollte - die ich vielleicht nicht gestellt hätte, hätte ich noch einen Moment nachgedacht -, dann schüttelte sie den Kopf. »Einfach so. Und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie in der Stadt nicht darüber reden würden, was sich hier abgespielt hat. Dankbarer, als Sie je ahnen können.«
    »Kein Problem.«
    »Im Ernst?«
    »Klar. Ich bin im Grunde genommen ein Sommergast, der eine Weile nicht mehr hier war … was bedeutet, ich kenne sowieso nicht viele, mit denen ich reden könnte.« Da war natürlich Bill Dean, aber in seiner Gegenwart konnte ich schweigen. Nicht, daß er es nicht erfahren würde. Wenn diese junge Dame glaubte, die Einheimischen würden nicht erfahren, daß ihre Tochter versucht hatte, auf Schusters Rappen zum Strand zu kommen, machte sie sich etwas vor. »Aber ich denke, wir haben bereits Aufmerksamkeit erregt. Sehen Sie zu Brooksie’s Werkstatt. Aber unauffällig.«
    Sie gehorchte und seufzte. Zwei alte Männer standen auf dem Asphalt, wo einmal Zapfsäulen gewesen waren. Einer war wahrscheinlich Brooksie selbst; ich dachte, ich könnte die Überreste des wallenden roten Haars sehen, mit dem er immer ausgesehen hatte wie eine Ostküstenversion von Bozo dem Clown. Der andere, der alt genug war, daß Brooksie daneben wie ein junger Springinsfeld aussah, lehnte sich in einer Art und Weise auf einen Gehstock mit goldenem Knauf, die etwas seltsam Füchsisches hatte.
    »Gegen die kann ich nichts machen«, sagte sie und hörte sich deprimiert an. » Niemand kann etwas gegen die machen. Ich nehme an, ich sollte mich glücklich schätzen, daß wir einen Feiertag haben und sie nur zu zweit sind.«
    »Außerdem«, fügte ich hinzu, »haben sie wahrscheinlich nicht viel gesehen.« Womit ich zweierlei außer acht ließ: Erstens, daß ein halbes Dutzend Autos und Pickups vorbeigekommen
waren, seit wir hier standen, und zweitens, was Brooksie und sein alter Freund nicht gesehen hatten, würden sie mit dem größten Vergnügen dazuerfinden.
    Kyra schnarchte damenhaft an Matties Schulter. Mattie sah sie an und schenkte ihr ein trauriges und liebevolles Lächeln. »Tut mir leid, daß wir uns unter Umständen kennenlernen mußten, durch die ich wie ein Trottel aussehe, weil ich wirklich ein großer Fan von Ihnen bin. Im Buchladen in Castle Rock haben sie gesagt, daß diesen Sommer ein neues von Ihnen erscheint.«
    Ich nickte. »Es heißt Helens Versprechen .«
    Sie grinste. »Guter Titel.«
    »Danke. Sie sollten Ihre Kleine besser nach Hause bringen, bevor sie Ihnen den Arm bricht.«
    »Ja.«
    Es gibt Leute auf dieser Welt, die haben ein Talent dafür, peinliche Fragen zu stellen, ohne es zu wollen - wie die Gabe, gegen Türen zu laufen. Ich gehöre zu diesem Stamm, und als ich sie zur Beifahrertür ihres Scout brachte, fiel mir eine ziemlich gute ein. Aber es fiel mir schwer, mir allzu große Vorwürfe zu machen. Immerhin hatte ich den

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