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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Ehering an ihrer Hand gesehen.
    »Werden Sie es Ihrem Mann erzählen?«
    Ihr Lächeln blieb, wurde aber irgendwie blasser. Und angespannter. Wenn es möglich gewesen wäre, eine ausgesprochene Frage zu löschen, wie man es mit einer Zeile tun kann, wenn man eine Geschichte schreibt, hätte ich es getan.
    »Er ist letzten August gestorben.«
    »Mattie, das tut mir leid. Mund aufmachen, Fuß einführen.«
    »Das konnten Sie nicht wissen. Ein Mädchen meines Alters sollte noch nicht mal verheiratet sein, oder? Und wenn, sollte ihr Mann in der Army sein, oder so.«
    Auf dem Beifahrersitz des Scout befand sich ein rosa Kindersitz - ebenfalls Woolworth, vermutete ich. Mattie versuchte, Kyra hineinzusetzen, aber ich sah, daß sie sich quälte. Ich trat nach vorne, um ihr zu helfen, und als ich die Hand an ihr vorbei streckte, um ein pummeliges Bein festzuhalten,
strich mein Handrücken über ihre Brust. Sie konnte nicht zurückweichen, sonst hätte sie riskiert, daß Kyra aus dem Sitz auf den Boden rutschte, aber ich spürte, daß sie die Berührung registrierte. Mein Mann ist tot, keine Gefahr, also denkt der große Schriftsteller, er kann an einem heißen Sommervormittag ungestraft ein bißchen fummeln. Und was kann ich sagen? Mr. Großkotz kam des Wegs und hat meine Tochter von der Straße gezerrt, ihr möglicherweise das Leben gerettet.
    Nein, Mattie, ich mag vielleicht vierzig sein und auf hundert zugehen, aber ich habe nicht versucht zu fummeln . Aber das konnte ich natürlich nicht sagen; es hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Ich spürte, wie meine Wangen ein wenig heiß wurden.
    »Wie alt sind Sie?« fragte ich, als wir das Baby verstaut und wieder einen gewissen Sicherheitsabstand zwischen uns hatten.
    Sie warf mir einen Blick zu. Erschöpft oder nicht, sie hatte es wieder im Griff. »Alt genug, um die Situation zu kennen, in der ich mich befinde.« Sie streckte die Hand aus. »Nochmals danke, Mr. Noonan. Gott hat Sie zum rechten Zeitpunkt geschickt.«
    »Nee, Gott hat mir nur gesagt, daß ich einen Hamburger im Village Café brauche«, sagte ich. »Vielleicht war es auch Sein Gegenspieler. Bitte sagen Sie mir, daß Buddy sein Geschäft immer noch an der alten Stelle betreibt.«
    Sie lächelte. Ihr Gesicht strahlte wieder, und ich freute mich, es zu sehen. »Er wird noch dasein, wenn Kis Kinder so alt sind, daß sie versuchen, mit gefälschten Ausweisen Bier zu kaufen. Es sei denn, jemand kommt von der Straße herein und verlangt so etwas wie Shrimp tetrazzini. Wenn das passiert, wird er wahrscheinlich mit einem Herzschlag tot umfallen.«
    »Ja. Wenn ich Exemplare des neuen Buchs bekomme, bringe ich eins vorbei.«
    Das Lächeln verließ ihr Gesicht nicht, bekam aber etwas Vorsichtiges. »Das brauchen Sie nicht zu tun, Mr. Noonan.«
    »Nein, aber ich werde es tun. Mein Agent schickt mir fünfzig Exemplare. Ich habe festgestellt, je älter ich werde, desto weniger habe ich zu verteilen.«
    Vielleicht hörte sie mehr in meiner Stimme, als ich hineinlegen wollte - ich schätze, das tun Leute manchmal.

    »Na gut. Ich freue mich darauf.«
    Ich warf noch einen Blick auf ihre Tochter, die in der für kleine Kinder typischen, sonderbar beiläufigen Weise schlief - den Kopf auf eine Schulter gesenkt, die süßen kleinen Lippen geöffnet und mit einem Spuckebläschen davor. Ihre Haut macht mich immer fertig - so zart und perfekt, als wären gar keine Poren da. Die Sox-Mütze war verrutscht. Mattie sah mir zu, wie ich die Hand ausstreckte und die Mütze zurechtrückte, damit der Schatten des Schilds auf ihre geschlossenen Augen fiel.
    »Kyra«, sagte ich.
    Mattie nickte. »Damenhaft.«
    »Kia ist ein afrikanischer Name«, sagte ich. »Er bedeutet ›Beginn der Saison‹.« Damit ließ ich sie stehen und winkte ihr noch einmal kurz zu, während ich zur Fahrerseite des Chevy ging. Ich spürte ihren neugierigen Blick auf mir und hatte das komische Gefühl, als müßte ich weinen.
    Dieses Gefühl ließ mich auch nicht los, als die beiden schon längst nicht mehr zu sehen waren; es erfüllte mich noch, als ich das Village Café erreichte. Ich fuhr auf den Schotterparkplatz links von den No-Name-Zapfsäulen, blieb eine Weile sitzen und dachte an Jo und an den Heimschwangerschaftstest, der zweiundzwanzig fünfzig gekostet hatte. Ein kleines Geheimnis, das sie für sich behalten wollte, bis sie ganz sicher war. So mußte es gewesen sein; was sonst kam in Frage?
    »Kia«, sagte ich. »Beginn der Saison.« Aber dabei wurde mir

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