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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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pressen, um nicht zu schreien. Das hatte ich in Jos Arbeitszimmer gehört, als mir der Luftzug über das Gesicht gestrichen war … aber jetzt wurden die Worte langsam genug gesprochen, daß ich sie verstehen konnte. » Oh, Mike «, sagte die Stimme wieder. Ein leises Klicken. Die Maschine hatte einige Zeit abgeschaltet. Dann noch einmal, im Wohnzimmer gesprochen, während ich im Nordflügel geschlafen hatte: » Oh, Mike .«
    Danach nichts mehr.

Kapitel 10
    Gegen neun Uhr kam ein Pickup die Einfahrt herunter und parkte hinter meinem Chevrolet. Der Lastwagen war neu - ein Dodge Ram, so sauber und chromglänzend, daß es aussah, als wären die roten Nummernschilder erst an diesem Morgen abgeschraubt worden -, aber er hatte denselben gebrochen weißen Farbton wie der alte, und an die Aufschrift an der Fahrertür konnte ich mich auch noch erinnern: WILLIAM ›BILL‹ DEAN - CAMPINGPLATZWARTUNG - HAUSMEISTER - TISCHLERARBEITEN, darunter seine Telefonnummer. Ich ging mit der Kaffeetasse in der Hand auf die hintere Veranda, um ihn zu begrüßen.
    »Mike!« rief Bill und kletterte von seinem Platz hinter dem Lenkrad herunter. Yankeemänner umarmen sich nicht - das ist ein Axiom, das man in eine Reihe stellen kann mit harte Kerle tanzen nicht, und richtige Männer essen keine Quiche -, aber Bill schüttelte mir die Hand so heftig, daß Kaffee fast aus der Tasse schwappte, die zu drei Vierteln leer war, und gab mir einen kräftigen Klaps auf den Rücken. Sein Grinsen zeigte ein herrlich auffallendes Gebiß - die Sorte, die man früher Roebucker nannte, weil man es im Versandkatalog bestellen konnte. Mir kam der Gedanke, daß mein steinalter Gesprächspartner im Lakeview General Store auch eines hätte brauchen können. Es hätte die Mahlzeiten sicher einfacher für den neugierigen alten Pisser gemacht. »Mike, Sie sind ein wohltuender Anblick für meine entzündeten Augen!«
    »Ich freue mich auch, Sie zu sehen«, sagte ich grinsend. Und es war kein falsches Grinsen; es fühlte sich echt an. Was bei einem Gewitter um Mitternacht in der Lage ist, einem eine Scheißangst einzujagen, wirkt im Licht eines Sommermorgens in den meisten Fällen nur noch interessant. »Sie sehen gut aus, mein Freund.«
    Das stimmte. Bill war vier Jahre älter und ein bißchen grauer an den Rändern, aber sonst unverändert. Fünfundsechzig?
Siebzig? Unwichtig. Er hatte kein ungesundes wächsernes Aussehen, kein eingefallenes Gesicht, besonders um Augen und Wangen, das ich stets mit fortgeschrittener Gebrechlichkeit in Verbindung bringe.
    »Sie aber auch«, sagte er und ließ meine Hand los. »Das mit Jo hat uns allen so leid getan, Mike. Die Leute in der Stadt haben große Stücke auf sie gehalten. Es war ein Schock, wo sie doch so jung war. Meine Frau hat mich gebeten, Ihnen ihr ganz besonderes Beileid auszurichten. Jo hat ihr in dem Jahr, als sie die Lungenentzündung hatte, ein Afghantuch gemacht, und das hat Yvette nie vergessen.«
    »Danke«, sagte ich, und einen oder zwei Augenblicke war meine Stimme nicht ganz meine eigene. Es schien, als wäre meine Frau im TR überhaupt nicht tot. »Und danke auch an Yvette.«
    »Jau. Alles okay im Haus? Abgesehen von der Klimaanlage, mein’ ich. Das verdammte Ding! Die von Western Auto haben mir das Teil für letzte Woche versprochen, und jetzt sagen sie, möglicherweise nicht vor dem ersten August.«
    »Macht nichts. Ich hab’ mein PowerBook dabei. Wenn ich es benutzen will, genügt der Küchentisch als Schreibtisch.« Und ich würde es benutzen wollen - so viele Kreuzworträtsel, so wenig Zeit.
    »Heißwasser okay?«
    »Alles bestens, aber ich habe ein Problem.«
    Ich verstummte. Wie sagte man einem Hausmeister, daß man glaubte, im Haus würde es spuken? Wahrscheinlich gab es keine gute Methode; die beste Methode war möglicherweise, es frei heraus zu sagen. Ich hatte Fragen, wollte aber nicht um den heißen Brei herumreden und zimperlich sein. Unter anderem, weil Bill das spüren würde. Er hatte sein Gebiß vielleicht im Katalog bestellt, aber dumm war er nicht.
    »Was bedrückt Sie, Mike? Schießen Sie los.«
    »Ich weiß nicht, wie Sie darauf reagieren werden, aber -«
    Er lächelte wie ein Mann, dem plötzlich alles klargeworden ist, und hob die Hand. »Ich schätze, ich weiß es schon.«
    »Wirklich?« Ich verspürte eine immense Erleichterung und konnte kaum erwarten herauszufinden, was er in Sara erlebt hatte - vielleicht, während er eine kaputte Glühbirne wechselte
oder sich vergewisserte,

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