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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lecter? Wie?«
    »Sagen wir, wie Howard Hughes«, antwortete er. »Schon mal die Geschichten über ihn gelesen? Was er alles angestellt hat, um zu bekommen, was er wollte? Es spielte keine Rolle, ob es sich um eine spezielle Art von Hot Dog handelte, die es nur in L. A. gab, oder um einen Flugzeugkonstrukteur, den er Lockheed oder McDonnell-Douglas ausspannen wollte, er mußte haben, was er wollte, und gab keine Ruhe, bis er es hatte. Devore ist genauso. Und immer gewesen - schon als Junge war er eigensinnig, wenn man den Geschichten glauben darf, die man im Ort hört.
    Mein eigener Dad hatte eine, die er immer erzählte. Er sagte, der kleine Max Devore sei eines Nachts in den Geräteschuppen von Scant Larribee eingebrochen, weil er den Flexible-Flyer-Schlitten haben wollte, den Scant seinem Sohn Scooter zu Weihnachten geschenkt hatte. Das muß um 1923 gewesen sein. Devore hat sich beide Hände an Glasscherben aufgeschnitten, sagte Dad, aber er bekam den Schlitten. Sie fanden ihn gegen Mitternacht, als er den Sugar Maple Hill runterfuhr und sich dabei die Hände an die Brust drückte. Seine Fäustlinge und der Schneeanzug waren vollkommen blutig. Man hört noch andere Geschichten über Maxie Devore als Kind - wenn Sie fragen, wird man Ihnen fünfzig verschiedene erzählen -, und einige könnten sogar wahr sein. Die mit dem Schlitten ist wahr. Darauf würde ich die Farm wetten. Weil mein Vater nicht gelogen hat. Das verstieß gegen seine Religion.«
    »Baptist?«
    »Nein, Sir. Yankee.«

    »1923 ist viele Monde her, Bill. Manchmal ändern sich die Leute.«
    »Jau, aber meistens nicht. Ich habe Devore nicht gesehen, seit er zurückgekommen und im Warrington’s abgestiegen ist, daher kann ich es nicht mit Sicherheit sagen, aber ich habe so einiges gehört, das mich zu der Überzeugung bringt, wenn er sich verändert hat, dann zum Schlechteren. Er ist nicht quer durch das halbe Land gereist, weil er Urlaub machen wollte. Er will das Kind . Für ihn ist das Mädchen nur eine andere Version von Scooter Larribees Flexible Flyer. Und ich gebe Ihnen den guten Rat, seien Sie nicht die Fensterscheibe zwischen ihm und ihr.«
    Ich trank meinen Kaffee und sah über den See. Bill ließ mir Zeit zum Nachdenken und kratzte derweil mit den Stiefeln einen Platscher Vogelscheiße von den Dielen. Krähenscheiße, schätzte ich; nur Krähen scheißen in derart langen und üppigen Spritzern.
    Eines schien absolut sicher; Mattie Devore steckte ohne Schwimmweste bis Oberkante Unterlippe in der Scheiße. Ich bin nicht mehr der Zyniker, der ich mit zwanzig war - ist das überhaupt jemand? -, aber auch nicht naiv genug oder idealistisch genug zu glauben, daß das Gesetz Ms. Wohnwagen vor Mr. Computer schützen würde … nicht, wenn Mr. Computer beschloß, unfair zu spielen. Als Junge hatte er den Schlitten gestohlen, den er wollte, und war um Mitternacht Schlitten gefahren, ohne sich um seine blutenden Hände zu kümmern. Und als Mann? Als alter Mann, der in den letzten vierzig Jahren oder so jeden Schlitten bekommen hatte, den er wollte?
    »Was ist das für eine Geschichte mit Mattie, Bill? Erzählen Sie es mir.«
     
    Er brauchte nicht lange. Geschichten vom Land sind im großen und ganzen einfache Geschichten. Was nicht heißen soll, daß sie nicht oft interessant sind.
    Mattie Devore hatte ihr Leben als Mattie Stanchfield begonnen, nicht direkt aus dem TR, sondern von Motton, gleich jenseits der Grenze. Ihr Vater war Holzfäller gewesen, ihre Mutter Heimkosmetikerin (was es auf eine gräßliche Weise zur perfekten Land-Ehe machte). Vier Kinder. Als Dave Stanchfield
drüben in Lovell eine Kurve nicht bekam und einen vollbeladenen Holzlaster in den Kewadin Pond fuhr, verlor seine Witwe den Lebensmut, wie man so sagt. Sie starb kurze Zeit später. Es gab keine Versicherung, abgesehen von denen, die Stanchfield für seinen Lastwagen und seinen Stammholzschlepper hatte abschließen müssen.
    Wie bei den Brüdern Grimm, oder? Ließ man die Spielzeuge von Fisher-Price hinter dem Haus weg, die beiden Trockenhauben im Schönheitssalon im Keller und die alte Rostbeule von einem Toyota in der Einfahrt, war man genau da: Es waren einmal eine arme Witwe und ihre drei Kinder .
    Mattie ist die Prinzessin der Geschichte - arm, aber wunderschön (daß sie wunderschön war, konnte ich persönlich bezeugen). Auftritt: der Prinz. In diesem Fall ein schlaksiger stotternder Rotschopf namens Lance Devore. Das Kind von Max Devores Lebensabend. Als Lance Mattie

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