Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
der Eisentüre schien sich die Wand zu bewegen. Wie aus dem nichts schoben sich einige Steine beiseite. Ein keiner, hochglanzpolierter Bildschirm kam zum Vorschein. Ich zog die Augenbrauen hoch.
„Was in Gottes Namen ist das?“
Lionel schaute sich mehrere Male um.
„Sei still, hier stimmt ganz gewaltig was nicht. Das ist alles neu. Und wenn ich mich recht erinnere, ist das Vincenzos Macke. Ich wusste nur nicht, dass er jetzt in Köln haust.“
„Wer ist jetzt bitte Vincenzo?“
„Vincenzo stammt aus Italien. Um es genauer zu sagen, er stammt aus Sizilien. Er arbeitet dort für die Mafia und ist zuständig für das Waffenarsenal.“
Nun verstand ich überhaupt nichts mehr. Also fragte ich erst gar nicht weiter und sah mich um. Doch mir fiel außer der Kamera oben an der Decke und diesem Bildschirm nichts auf. Der Bildschirm flackerte plötzlich und eine Pistole prangte auf der erleuchteten Fläche. Ich schaute wie ein kleiner unwissender Trottel auf die Waffe und schüttelte den Kopf. Lionel rief laut in den Raum: „Beretta 92 FS, Lauf 6 Zoll, Holzschalen, Automatik Magazin.“
„Du kennst dich mit Waffen aus?“
„Psst, sei leise“, flüsterte er.
„Vincenzo ist ein wenig exzentrisch, oder besser gesagt fanatisch. Er spielt gerne. Wenn wir das Spiel nicht mitmachen, wird er uns mit angrenzender Wahrscheinlichkeit keinen Zutritt gewähren. Ich vermute, er hat sich mit Helene zusammen getan, was sich nicht gerade positiv für uns auswirken könnte. Aber wir werden sehen.“
Eine zweite Waffe erschien auf dem Bildschirm. Wie aus der Pistole geschossen sagte Lionel:
„Ein Trommelrevolver, Herrington & Richerdson, Model 949.“
Die schwere Eisentüre setzte sich mit einem Knarren in Bewegung und vor uns lag ein weiterer Gang. Wir liefen hindurch, uns immer wieder umblickend, und rannten auf eine weitere Eisentüre zu.
„Vincenzo, es reicht jetzt.“
Lionels Stimme hörte sich dieses Mal genervter an. Wieder tat sich an der Wand eine Öffnung auf. Ich hatte langsam die Nase gestrichen voll.
„Dein Vincenzo scheint nicht wirklich normal zu sein. Wir sind doch hier nicht bei `Wer wird Millionär`.“
„Sei still.“
Und wieder flackerte ein Bildschirm auf, doch diesmal erschienen große Buchstaben ohne Ton. Lionel las vor: „Möchtet ihr einen Lumumba, einen Love Affair oder lieber einen Long Irland? Bitte mit dem Finger auf den kleinen, blauen Block neben dem Cocktail bestätigen.“
„Ich glaub ich spinne, “ entfuhr es mir. „Der hat sie doch nicht mehr alle.“
Ich wollte gerade auf Love Affair drücken, als Lionel meine Hand zurück riss.
„Moment mal, das Spiel ist neu. Ich denke nicht, dass wir uns das aussuchen können. Vincenzo ist ein wenig, wie soll ich es sagen, extrovertiert. Und ich vermute wir sollten das trinken, was er am liebsten zu sich nimmt, aus reiner Höflichkeit.“
Lionel tippte zweimal auf den Long Irland und wartete. Die Stahltüre schwang umgehend zu Seite. Wir betraten einen weiteren Raum. Doch dieses Mal hatten wir unser Ziel erreicht. Meine Augen verloren sich in einem schneeweiß gestrichenen, großen Zimmer ohne Fenster, dafür aber mit viel künstlichem Licht ausgestattet. Vor uns stand ein riesiger Schreibtisch aus Mahagoni Holz. Dahinter saß ein Mann im schwarzen Anzug. Gräuliches Haar, vernarbte Haut, Hakennase, dunkle, gefährliche Augen und einen schmalen Mund, der von kaum sichtbaren Lippen geformt wurde. Er winkte uns zu sich. Hinter uns fiel die schwere Türe ins Schloss. Neben seinem Schreibtisch befand sich ein dunkelgrauer Eisentresor. Rechts von ihm zierten Bilder die weißen Wände. Es roch alles sehr neu. Der ätzende Geruch von Terpentin drang in mein mittlerweile überaus empfindliches Riechorgan. Vincenzo bat uns Platz zu nehmen. Wir setzten uns gegenüber auf zwei unübersehbar teure Ledersessel, die aus einem Designershop stammen mussten. Die ganze Einrichtung erinnerte mich an einen Hollywoodstreifen. Ich kam nur nicht auf den Namen. Er hielt mir seine kleine, jedoch kräftige Hand hin und begrüßte mich mit einem unnahbaren Lächeln: „Hallo, junge Frau. Wie kommt Lionel an so eine schöne kleine Spielgefährtin?“
Er nickte Lionel begeistert zu.
„Alter Freund, wir haben uns lange nicht mehr gesehen, was kann ich für dich tun?“
Lionel lächelte: „Vincenzo, sie ist nicht meine Gefährtin.“
Der kleingedrungene Italiener stutzte.
„Das wird ja immer interessanter, mein alter Junge, und du bist noch nicht über sie
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