Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
verschluckt. Dann glaubte ich einen Schatten am Dachreiter hochklettern zu sehen. Das war alles so verrückt, dass mir der Gedanke an eine Psychose erneut in den Sinn schoss. Es dauerte eine geraume Weile bis ich diesen Druck in meinem Kopf verspürte.
~Außer Staub und Dreck ist hier rein gar nichts~
~Du musst überall gucken~
~Das mache ich doch, hier ist nichts~
~Guck in die Glocke hinein, vielleicht ist da etwas versteckt~
~Warte, ich brauch einen Moment, hier ist es düster~
~Ich dachte, Vampire sehen auch im Dunklen~
Darauf antwortete er jedoch nicht. Wieder überkamen mich Zweifel. Er hatte in der Nacht Augen wie eine Katze. Was sollte also diese Aussage?
Die Warterei und die Stille machten mich allmählich wahnsinnig.
~Mach schon, wir haben keine Zeit~
~Da….da ist was, es fühlt sich an, wie …wie Leder~
Nervös trat ich von einem Bein auf das andere.
~Hey~
~Hast du was gefunden? ~
~Was ist?~
Doch ich bekam keine Antwort mehr.
Er hatte mich aus seinem Geist gedrängt.
„Scheiße, da stimmt was nicht.“
Ein schreckliches Gefühl machte sich in mir breit und ich rief nervös: „Ich hatte eben noch Kontakt zu ihm, er hat ihn einfach gesperrt. Ich kann ihn nicht mehr erreichen.“
„Das ist übel, glaubst du, er hat doch was gefunden und verdrückt sich?“
Mary schielte mich an und schüttelte nervös den Kopf hin und her.
„Dann hätte er vermutlich alles, was er bräuchte.“
„Das wäre aber ganz schön krass….“
Mary drehte nervös ihr Ohrläppchen hin und her.
„Lass das,“ schimpfte Iris. „Das machst du schon seit Stunden. Dein Ohr ist ganz rot.“
„Ich spür ihn aber noch, aber nicht mehr so nah wie vorher.“
Ich strengte meine Sinne an in der Hoffnung ihn noch einmal zu erreichen. Fehlanzeige. Er entglitt mir wie Schmierseife.
„Scheiße, ich geh jetzt da rauf. Was er kann, das muss ich auch können.“
Mary versuchte mich noch aufzuhalten, doch ich ignorierte ihr Bitten und Flehen.
„Du wirst dir die Haxen brechen“, rief sie mir noch hinterher, aber darauf musste ich es jetzt ankommen lassen.
Ich versuchte mich in den Ritzen der Mauer festzukrallen. Es sah bei Lionel so einfach aus. Ich krampfte die Finger zusammen und bohrte sie tiefer in die Sandsteinfugen. Langsam zog ich mich immer weiter am Dachreiter hinauf. Ich blickte nicht hinunter. Zentimeter für Zentimeter, ganz vorsichtig näherte ich mich meinem Ziel. Seltsamer Weise schien ich seit neustem auch noch schwindelfrei zu sein. Meine Gene waren wirklich ein Wunder der Natur. Es war mühsam, aber ich kam der Spitze immer ein kleines Stückchen näher. Es dauerte zwar eine ganze Weile länger, als bei Lionel, aber ich erreichte dennoch erschöpft mein Ziel.
Lionel war nirgendwo zu sehen. In mir begann es zu brodeln. Hass, Enttäuschung und Angst gaben mir das sichere Gefühl, dass er gefunden hatte wonach wir suchten. Ich tastete hektisch die gesamte Glocke ab. Nichts! Aber auch rein gar nichts war hier. Mutlos und zerknirscht kletterte ich wieder hinunter. Meine Finger brannten, ich hatte weitaus mehr Kraftaufwand benötigt, als Lionel. Ich schüttelte die Arme, um Blut in meine Hände fließen zu lassen.
„Das war es also, er hat es gefunden, was immer es war, der verdammte Scheißkerl hat es gefunden. Seine letzten Worte waren Leder. Mehr haben wir nicht.“
Ich schluchzte. Meine Stimme versagte und Mary versuchte mich zu trösten.
„Hey, wir schaffen das auch so.“
„Ach ja, “ heulte ich wie ein Schlosshund.
„Wie denn? Ich war so dumm, wie konnte ich nur an ihn glauben, es war alles ein verdammtes Spiel. Er wusste, wir würden die Pforte irgendwie schließen. Er wusste es, und hat mich benutzt, um sich und seine dreckige Brut zu schützen.“
„Er ist und bleibt ein Tier, Sarah, Was du getan hast, war menschlich. Einfach menschlich. Und es ist gut, dass du so bist und in dir noch ein Gefühl wohnt.“
Mary legte ihre Hände auf meine Schultern, sah mir in die Augen und schenkte mir einen warmherzigen blick. Iris nickte.
„Was sollen wir jetzt tun?“
„Ich finde ihn, ich bringe ihn um. Ich werd ihn mir holen, und wenn es das Letzte ist, was ich noch tun werde, und wenn ich dabeindrauf gehe.“
Ich schrie es in die Nacht hinein. Mein Schmerz hallte durch die Straßen.
„Rede keinen Schwachsinn. Wir haben keine Zeit für so einen Unsinn und schrei hier nicht so rum, du weckst die halbe Stadt,“ mahnte Iris.
Die Zeit verflog so schnell, dass ich den Unterschied
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