Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Titel: Sarah Boils Bluterbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Laue
Vom Netzwerk:
war nah hinter mich getreten und legte mir seine Hände auf die Schulter. Langsam schrumpfte die schwarzen Kugel in meinem Inneren wieder und ich spürte den unsagbaren Schmerz, der mich zu zerreißen drohte.
    „Es ist besser so, glaub mir, aber ich werde da sein, wenn du mich brauchst.“

Wenn ich dich brauche, du hast ja keine Ahnung…
    Ich brauchte einen kurzen Moment, um mich zu sammeln. Ich war stark, er hatte Recht. Ich brauchte ihn nicht. Wofür auch?
    „Alles klar, passt schon. Was hattest du denn gedacht? Dass wir zusammen in dein altertümliches Loch unter der Erde verschwinden und dort leben? Ich dir dein Blut serviere und mir dabei `ne Tüte Chips reinziehe?“
    Ich lächelte ihn an. Es war ein gezwungenes Lächeln. Er nickte nur, ließ mich los und seine Schritte verhallten in der großen Kirche zu einem Hauch von Nichts. Ich hörte ihn noch sagen: „Gut, dann ist ja alles gesagt.“
    Da war es wieder, dieses kalte und unberechenbare Wesen. Sollte er doch verschwinden. Nichts war mir in dieser Situation so klar, wie der Gedanke, dass ich ihn eines Tages vernichten würde. Er brachte mein Leben und mich durcheinander.

Sarah, schaff ihn dir vom Hals, töte ihn, sobald du ihn nicht mehr brauchst.
    Sprach da die Stimme der Vernunft, oder die Stimme der Wut? Es war mir egal, in diesem einen Moment war es mir egal. Ich sah Iris mit einem fremden Mann in schwarzer Kutte sprechen, es schien der Pfarrer der Gemeinde zu sein. Ich hatte ihn nicht kommen hören und schritt auf die beiden zu. Er berichtete uns über die Entstehung der St. Kunibert Kirche und erzählte immer weiter ohne ein Mal Luft zu holen. Leider über belanglose Dinge, die uns nicht weiter brachten. Mary hatte sich auch zu uns gesellt und fragte: „Ich hätte da mal eine winzige Frage, was ist nach dem Wiederaufbau eigentlich von den Resten der alten Kirche übrig geblieben? Wurden noch irgendwelche Dinge behalten? Ich meine, was ist hier wirklich noch aus vergangenen Tagen?“
    Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können. Der Pfaffe war an sich ein sehr sympathischer Mann, er musste um die Mitte Fünfzig sein. Sein Haar war ergraut und durch seine Naturlocken zerzaust, dunkel braune Knopfaugen schauten uns aus seinem aufgeschlossenen Gesicht an. Er war mit Leib und Seele dem Herrn verschrieben, zumindest verkaufte er es uns sher glaubhaft.
    „Ja, es gibt einige Dinge, die sehr alt und antik hier sind. Wunderschöne Reliquien die von unschätzbarem Wert sind. Im Dachreiter neben dem Hauptturm zum Beispiel, dort hängt eine Glocke aus dem Jahre 1422. Sie wiegt 130 kg und wurde von Christian Duisterwald gegossen. Man nennt sie die Zymbel Glocke. Sowie die Kirspel Glocke, sie wurde 1453 von Sifart Duisterwald gegossen und wiegt 250 Kilo.“
    Er machte eine kurze Pause.
    „Warum interessiert euch das eigentlich so sehr?“
    Iris lächelte ihn freundlich an und erwiderte: „Ich schreibe an einem Roman und möchte ungern etwas Falsches dokumentieren.“
    „Das freut mich, dass so junge Menschen noch Interesse dafür zeigen.“

Junge Menschen, wenn du wüsstest...!
    Und schon redete er ohne Pause und ohne Punkt und Komma weiter. Als wir endlich die Kirche verließen, schlug das Glockenspiel bereits zur Abendmesse. Uns war allen klar, dass jemand in den Turm musste. Vielleicht gab es im dort einen Hinweis. Das war der einzige Ort, an dem wir noch nicht nachgesehen hatten. Nur wie sollten wir ungesehen dort hinauf gelangen? So beschlossen wir, auf die Dunkelheit der Nacht zu warten und in der Zwischenzeit eine Kleinigkeit zu essen. Lionel musste ins Klösterchen, also fuhren wir noch schnell dort vorbei, damit er seine Kräfte erneuern konnte. Wir anderen warteten solange im Wagen. Wir sahen uns immer wieder unsicher um, Immer mit dem Bewusstsein, dass Richard uns suchte. Als es endlich dunkel genug war, die Straßen langsam leer wurden und kaum noch Passanten unterwegs waren, fuhren wir zurück und schlichen um die alte Kirche herum.
    „Und wie sollen wir jetzt bitte hinein kommen? Die Türen sind alle verschlossen,“ fragte Mary.
    „Ich werde hinauf klettern“, antwortete Lionel.
    „Ja sicher doch, du bist ein Vampir und nicht Spiderman.“
    Mary schüttelte ungläubig den Kopf.
    Er schenkte ihr ein höfliches Lächeln und sprach: „Eben. Spiderman gibt es nicht. Ich bin real.“
    Schon war er im Schatten der Nacht verschwunden. Wir starrten alle auf den Hauptturm und hielten nach ihm Ausschau. Nichts. Er war wie vom Erdboden

Weitere Kostenlose Bücher