Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
für das Ritual. Wenn also mein Blut sich mit seinem mischen würde, dann wäre es nicht mehr rein und die Wirkung sicher eine andere.
Christopher hatte gesagt, ich solle zurück zum Anfang, dahin, wo alles begann, und das Wasser würde mir helfen. Ich war Lionel das erste mal im Technico begegnet, aber dort gab es kein Wasser. Es war in der Zwischenzeit so viel geschehen, dass es mühsam war alles noch einmal Revue passieren zu lassen.
Was willst du mir bloß damit sagen? Was für ein Wasser?
In Gedanken ließ ich den Film noch einmal vor meinem geistigen Auge abspielen. Der Elektromarkt, die Häuser in Nippes, der Traum zu Hause und Martin, der mir nicht zugehört hatte. Dann erinnerte ich mich an die Szene am Rhein, dort wo Lionel mir begegnet war. Und wir das erste Mal miteinander gesprochen hatten.
„Ich glaube wir müssen zum alten Containerhafen am Rhein.“
Ich erklärte den beiden schnell, was mich zu diesem Entschluss bewegte und wir liefen sofort los, durchquerten den Wald und beeilten uns, in den Wagen zu steigen. Ich ließ den Motor an und trat aufs Gaspedal. Mit Vollgas jagte ich davon.
Als wir unten an dem alten Hafengelände parkten, sprang ich aus dem Wagen und lief so schnell ich konnte einen kleinen Pfad entlang, der über einen Damm runter zum Wasser führte. Ich stolperte einige Male über meine eigenen Füße, da ich mein überhöhtes Tempo immer noch nicht einschätzen konnte und meine Beine schneller liefen, als mein Geist fähig war sie zu lenken. Die Bäume flogen an mir vorbei und ich stand Sekunden später an dem kleinen strandähnlichen Abschnitt und blickte mich suchend um. Vor mir plätscherte leise Wasser auf die feinen Kiesel. Mary und Iris brauchten eine Weile, um mir zu folgen. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Doch um mich herum war nur Stille und keine Menschenseele, geschweige denn ein Vampir. Ich fiel auf die Knie und faltete die Hände. Ich betete zum Himmel, Gott möge mir helfen. Dann schrie ich leise in mich hinein, ich rief Lionels Namen. Mutlosigkeit und eine tödliche Angst ließ mich seinen Namen laut in die Nacht schreien. Der Boden war feucht und kühl, meine Hände gruben sich krampfhaft in den nassen Sand und ich pressten ihn so sehr zusammen, als sich etwas Spitzes und Scharfes tief in meine Haut bohrte. Ich öffnete die Faust und zog eine Glasscherbe aus meiner Hand. Sie hatte sich tief hineingebohrt und dabei eine Sehne und ein Gefäß durchtrennt. Blut sickerte in den hellen Sand und färbte in dunkel ein. Der Schmerz kam mir jedoch gerade recht, er betäubte das brennende Gefühl in meiner Seele und verwandelte es in eine unbeschreibliche Wut. Ich riss wie in Trance den Kopf hoch und brüllte noch einmal aus voller Kehle zum Himmel:„Lionel!“
Es war als würde das Wasser meine Stimme seicht über die Wellen tragen und sie weit fort schwemmen. Hinter mir im Sand hörte ich die Schritte von Iris und Mary. Sie kamen mir jedoch nicht zu nahe und ließen mich für den Augenblick verweilen.
Mein Gott, bin ich tief gesunken. Was ist nur mit mir geschehen? Ich rappelte mich auf, lief zum Wasser und wusch die Wunde aus.
Dann ging ich langsam zu Mary und Iris. Wir blickten uns schweigend an.
Ich senkte den Kopf: „Es tut mir leid….“
Mary legte behutsam ihre Hand auf meine Schulter: „Hey, das braucht es nicht. Du hast alles versucht. Du trägst eine Last auf dir, die du endlich ablegen musst. Du bist dafür nicht verantwortlich.“
„Wer dann, Mary? Wer dann?“
Meine Stimme gehorchte mir nicht mehr. Ich ließ sie stehen und lief alleine den kleinen Hügel wieder hinauf, dort wo wir geparkt hatten. Als ich den Wagen von weitem sah, spürte ich sofort, dass ich nicht allein war. Abrupt blieb ich stehen. Da war jemand.
Leise hauchte ich in die Nacht: „Lionel!“
Doch es fühlte sich nicht an wie Lionel. Es waren Vampire. Etwas Böses, mächtiges näherte sich von verschiedenen Seiten. Erst war es nur ganz leicht zu spüren, doch dann wurde die Energiequelle immer stärker. Sie waren schon ganz nah.
„Gott steh uns bei“, flüsterte ich. Ich konnte nur beten, dass es Tomasso und seine Männer waren die sich das ganze noch einmal überlegt hatten.
Es blieb für einen Moment tödlich still, doch dir Gefahr war zu riechen. Ich konnte sie spüren, aber noch nicht richtig orten. Meine Gedanken waren zu verwirrt und die Konzentration hatte nachgelassen. Ehe ich mich versah, traf mich mit voller Wucht ein Schlag in den Nacken. Ich
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