Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
verborgenen, schwarzen Seite meiner Seele. Wie ein Orkan nahm sie Besitz von mir, zog aus der Mitte meines Körpers in alle Glieder und eine unbändige Kraft bäumte sich auf.
Ich schlug mit der flachen Hand und einem gezielten Hieb gegen Gundulas Stirn, sodass sie im hohen Bogen den Abhang hinunter flog. Für den Bruchteil einer Sekunde hielt ich inne.
Unglaublich, wieso muss ich immer so wütend werden, damit meine Kräfte sich verstärken?
Dann eilte ich zu Lionel. Seite an Seite kämpfte ich nun mit dem Wärter der Stadt gegen Richard und seine Truppe. Gewinnen konnten wir nicht, dass stand außer Frage, wir mussten also irgendwie zum Wagen gelangen. Gott schien mein Flehen erhört zu haben. Wenige Minuten später preschte Iris mit dem Wagen auf uns zu. Wir sprangen hinein und Iris drückte das Gaspedal durch. Richard und Gundula stürmten zu einem alten Volvo und nahm die Verfolgung auf. Weiter hinter uns in der Ferne leuchteten weitere Scheinwerfer auf. Keiner von uns sprach ein Wort. Iris fuhr einen heißen Reifen und versuchte unsere Verfolger abzuhängen. Mary drehte sich zu mir nach hinten.
„Sarah, Dein Gesicht blutet stark, und du siehst schlimm aus…. Um Himmelswillen, dein Arm….“ unwillkürlich gab sie merkwürdige Geräusche von sich. Dann würgte sie und schnappte nach Luft.
„Oh Gott, kotz mir jetzt nicht ins Auto,“ ermahnte ich sie.
Lionel legte seinen Arm um mich: „Es wird verheilen.“
Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Er war wieder da. Dann erst nahm ich den wahren Schmerz meiner Verletzung wahr. Ich stöhnte auf und biss die Zähne zusammen.
„Lionel, wieso hast du das getan? Wie konntest du es zulassen, dass der Vampir in dir durchbricht.“
Er senkte schuldbewusst den Kopf.
„Es waren einfach zu Viele. Ich hatte keine Chance. Dann haben sie mir ihr verseuchtes Blut eingeflößt. Ihre verdorbene Natur verstärkt die schwarze Seite in mir. So bin ich zu dir zurückgekehrt und habe den Beutel aus dem Glockenturm an mich genommen.“
Seine Stimme war hauchdünn. Es klang wie ein Schuldeingeständnis. Ich musste mir den Gedanken gleich aus dem Kopf schlagen. Vampire hatten keine Schuldgefühle, auch wenn alles in diesem Moment dafür sprach.
„Ich habe dich verraten.“
„Ich weiß“.
Ich betrachtete meine Wunden und sah iritiert und doch verwundert, dass der Heilungsprozess an Geschwindigkeit zugenommen hatte.
„Was war in dem Beutel, Lionel?
„Fünf kleine Münzen aus Bronze und ein altes Tuch mit Zeichen oder Inschriften.“
Iris musste unserer Unterhaltung gut zugehört haben, denn sie meldete sich gleich zu Wort.
„Es sind die fünf Elemente. Bestimmt sind es die Elemente.“
Ich verstand nicht ganz: „Was für Elemente?“
„Na die Elemente eben. Das Feuer, die Luft, die Erde, das Wasser und der Geist. Sie halten das natürliche Gleichgewicht zusammen. “
„Und was bedeutet das für uns?“
„Ich habe keine Ahnung. Bei einem starken Zauber benutzt man hin und wieder die Kräfte der Elemente. Bei Ritualen sollte man sie immer herbei rufen und um ihren Schutz bitten. Wenn ein Pergament dabei war, dann war es vielleicht der Zauber der Hexen, die die Vampire verbannt haben.“
Wir waren so nah dran gewesen, so verdammt nah, hätte Lionel nicht diese miese Show abgezogen. Der Altvampir legte vorsichtig seine Hand auf meine und hielt sie fest.
„Es tut mir leid, es tut mir so verdammt leid.“
„Vergiss es, “ grummelte ich zurück.
Meine Gedanken waren durcheinander, auf der einen Seite hatte versucht uns zu beschützen, auf der anderen ist er in sein altes Muster zurück verfallen, wenn auch unschuldig. Aber kann ein Wesen der Finsternis unschuldig sein? Eine Weile lag eine beklemmende Stille zwischen uns. Ich drehte mich um und blickte durch die Heckscheibe.
„Wir haben sie abgehängt.“
Mir kam eine Idee.
„Iris,, glaubst du, du könntest auch diese Meredith Sarah Parker rufen?“
„Es ist schwer, mit Toten in Kontakt zu treten. Mit Familienangehörigen ist es recht leicht. Aber mit Fremden? Ich vermute dafür reichen meine Kräfte nicht.“
„Aber diese Magda hat doch auch durch dich gesprochen.“
„Ja, aber sie hat mich erwählt, nicht ich sie.“
„Wir müssen es auf einen Versuch ankommen lassen. Können wir zu dir?“
Die Antwort blieb eine Weile aus. Sie zögerte.
„Bei mir zu Hause? Ich meine…. Es ist nicht so wie euer Zuhause. Ich lebe ganz anders. Ich habe auch nicht viel Platz. Außerdem was ist,
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