Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
Lionel zu fühlen und ihn wieder in meiner Nähe zu haben gab mir ein seltsam vertrautes Gefühl. Seine Haut zu spüren, wenn auch nur an seiner Hand, weckte eine stille Sehnsucht nach verlorener Sicherheit. Seine Hand in meiner fühlte sich dieses Mal merkwürdig an, sie war warm und weich. Bevor ich mir jedoch Gedanken darüber machen konnte, was genau die Veränderung hervorgerufen hatte, begann Iris zu sprechen.
„Ich rufe die Elemente, Wasser, Feuer, Erde, Luft und Geist. Wir bitten um eure Anwesenheit und danken euch für eure Anwesenheit.“
Kurzes Schweigen lag im Raum. Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken. Wenn das alles Mal gut ging. Iris atmete tief ein und setzte dann fort:
„Ich rufe die Göttin des Lebens, den Boten des Todes und den Meister der Zeit. Lasst Meredith Sarah Parker aus dem Reich der Toten über die Brücke in unsere Welt kommen. Wir brauchen ihre Hilfe und kommen nicht ohne Grund. Meredith Sarah Parker, wir rufen Dich, bitte tritt zu uns ins Licht.“
Dann wiederholte sie die Bitte und wir warteten gespannt, was nun passieren würde. Doch so sehr Iris auch rief und bat, es tat sich nichts. Wir waren kurz davor aufzugeben, als Lionel das Wort ergriff. Verwirrt und unsicher schauten wir ihn an.
„Ich kann es nicht“, traurig senkte Iris ihren Kopf.
Lionel blickte auf.
„Nein warte, du glaubst nur nicht, dass du es kannst. Ich fühle deine Unsicherheit bis hier hin.“
Mary japste aufgeregt: „Vielleicht kann sie uns auch nicht leiden, oder will gar nicht mit uns reden.“
Lionel rief plötzlich unerwartet: „Hey, Meredith wie auch immer, wie lange sollen wir denn noch rufen? Siehst du denn nicht, wer und was ich bin? Du hast schon einmal versucht uns alle zu vernichten. Hast du auch nicht schlecht gemacht, aber es sind noch ein paar von meiner Sorte über. Du könntest deinen heiligen Hintern ruhig hier hin bewegen.“
Ich schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte auf.
Klasse. Das war es dann wohl.
Iris blitzte: „Super, du Idiot. Warum machen wir das Ganze eigentlich hier?“
Lionel verteidigte sich und meinte, wir könnten noch Stunden rum betteln, die Toten kämmen auch nur, wenn sie Lust hätten. In diesem Moment bildete sich wie aus dem Nichts ein helles, leuchtendes Licht in der Mitte der Zimmerdecke und bewegte sich direkt auf die Mitte des Kreises zu.
„Wer wagt es mich so in meiner Ruhe zu stören?“
Ihr schroffer Ton und die sanfte Stimme, die sich dahinter verbarg, ließen nicht erahnen, ob wir nun eine gute oder eine schlechten Geist in unsere Mitte gezogen hatten. Ehrfürchtig schauten wir die weiße Wolke an, die sich in Schleiern vor uns her bewegte. Sie bestand aus vielen kleinen, glitzernden Partikeln. Die tanzenden Lichter reihten sich aneinander und bildeten in Sekundenschnelle einen menschlichen Körper aus purem Licht.
„Bist du Meredith?“
Mary zwinkerte nervös mit den Augenlidern.
„Ja, ihr habt mich gerufen.“
„Du“, sie hob den Arm und deutete auf Lionel.
„Du stehst vor einer großen Prüfung. Du wirst dich beweisen müssen.“
Ihre Hand schwenkte zu Iris: „Du bist mächtiger, als du zu diesem Zeitpunkt nur ahnen kannst.“
Zu Mary sagte sie nur: „Du solltest mehr auf deine Zunge achten. Du wirst dein Herz noch brauchen.“
Als ihr Zeigefinder direkt auf mich zeigte, schluckte ich.
„Und du trägst eine schwere Last, auch du stehst vor einer großen Prüfung.“
Sie sah uns alle nacheinander noch einmal eindringlich durch verklärte, silbrig bläulich schimmernde Augen an.
„Ihr wollt den Zauber wissen, der die Kreaturen der Nacht zurückschickt und ihr wollt das Rad zerstören? Es ist nicht zerstörbar. Wir haben es, wie ihr wisst, schon einmal versucht. Dieses Rad ist unzerstörbar. “
„Aber wir müssen es vernichten. Es ist vermutlich bereits in den Händen einiger Altvampire. Was sollen wir denn tun?“ fragte Iris.
Gebannt starrten wir auf die sanften und fließenden Bewegungen, die Meredith ausführte. Der Groll in ihrer Stimme war verschwunden und in sanften, melodischen Tönen sprach sie:„Ihr müsst es nicht vernichten, ihr müsst die richtigen Pforten öffnen. Das Rad öffnet nicht nur die Pforten in die Finsternis sondern auch die Pforten des Lichts.“
„Was bedeutet das?“ hörte ich mich selbst ehrfürchtig fragen.
„Wir haben unter Umständen damals das falsche Tor geöffnet. Wir hatten die Wahl, die Dämonen in die Hölle zu verbannen, oder eben das Reich des Himmels zu öffnen.
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