Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Titel: Sarah Boils Bluterbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Laue
Vom Netzwerk:
alles so lächerlich. Martin würde einen Arzt rufen und mich in eine Klinik einweisen lassen. Er würde meine Taschen nach Drogen durchsuchen. Meine Gedanken kreisten weiter, immer um das gleiche Thema. Verschwommene, unreale Bilder türmten sich vor meinem bloßen Auge auf und rissen mich in eine düstere Welt hinter den Kulissen des Lebens. Martin, wenn du mich mal heiraten willst, dann solltest du wissen, dass meine Mutter es mit einem Vampir getrieben hat. Mein Vater war ein Monster und ich bin das nette Ergebnis eines Machtkampfes zwischen Gut und Böse. Ich fühlte mich elend. Hundeelend. Ich kroch auf allen Vieren ins Bad und zog mich am Waschbeckenrand hoch. Mit zitternden Armen stützte ich mich an der kühlen Keramik ab. Ein Blick in den Spiegel genügte. Meine Augen waren rot, die Lieder geschwollen. Ich zog eine Grimasse, eine Fratze die nun meiner würdig war. Mein Spiegelbild war grauenhaft. Ich sah vermutlich mehr in dem mir plötzlich fremden Gesicht, als wirklich vorhanden war.

Immerhin habe ich noch ein Spiegelbild…ich bin also kein Vampir…
    Wer war ich? In mir hörte ich meine eigene Stimme schreien, sie schrie in die Stille meiner Seele hinein:
    Vater, oder Monster, Christopher. Wo bist du? Wenn es eine Hölle gibt, dann bist du jetzt dort, und ich weiß, du hörst mich. Was hast du meiner Mutter angetan? Was hast du mir angetan? Bin ich eine lebende Tote? Zeig dich! Verdammt noch mal zeig dich! Sag mir wer bin ich, was bin ich?

Kapitel 5
    Ich weiß nicht mehr, wie lange ich mein Spiegelbild angestarrt haben musste, jegliches Zeitgefühl war mir entwichen. Irgendwann nahm ich irgendwo in der Ferne die Kirchenglocken wahr, wankte aus dem Badezimmer, stolperte über den Läufer und tapste unbeholfen durch die Wohnung. Was sollte ich tun? Wohin sollte ich gehen? Auf den Schuhschrank im Flur zusteuernd, jagten meine Gedanken wie eine Rakete der NASA nach dem Countdown, durch meine Gehirnwindungen. Ich musste raus. Die Wände erdrückten mich, sie kamen bedrohlich näher, als wollten sie mich mit einem Atemzug verschlingen. Ich griff nach meinen Laufschuhen. Sauerstoff war jetzt meine einzige Rettung. Ich stürmte wie eine wild gewordene Tarantel aus der Wohnung und lief ziellos durch die Straßen von Nippes. Die Sonne ging unter wie immer. Der Abend brach herein. Die Gesichter der Menschen auf der Straße wirkten müde und abgespannt. Die Luft stank nach Autoabgasen. Irgendwo bellte ein Hund, die Sirene eines Polizeiautos ertönte. Die Kulisse einer typischen Großstadt. Nie zuvor war mir bewusst aufgefallen, in welcher Hektik ich eigentlich lebte. Das Quietschen näher kommenden Autoreifen und das laute Tönen einer Hupe riss mich aus meinen Gedanken und ich realisierte in diesem Moment erst, wo ich mich befand. Mitten auf einer Kreuzung stehend, starrte ich entgeistert in einen alten, schäbigen, dunkelroten VW-Bus. Der Mann hinter dem Steuer fuchtelte wild gestikulierend mit den Armen. Seine dunklen Augenbrauen hüpften auf und ab und er tippte sich demonstrativ mit dem Finger immer wieder an seine runzlige Stirn. Ich löste mich aus der Erstarrung und sah mich um. Irgendwie musste ich die Orientierung verloren haben und war mitten auf die große Kreuzung, kurz vor der Zoobrücke, der Stadtautobahn gelaufen. Entschuldigend winkte ich ihm zu, lief zurück auf den Gehweg und verschwand schnellstens zwischen den Häusern. Ich lief weiter durch die Straßen von Nippes in Richtung Rhein, vorbei an den belebten Straßenbahnen, vorbei am Zoo, bis ich die Rheinpromenade erreichte. Hier sah alles so friedlich aus. Die Großstadt war wie immer. Nichts hatte sich wesentlich verändert. Nur ich war anders. So musste sich ein nicht endender Koma-Zustand anfühlen. Man sieht alles, hört alles und versteht dennoch nichts. Man kann sich nicht bemerkbar machen und man wird einfach nicht wach. Ich blickte in die Gesichter der wenigen Menschen, die mir entgegen kamen. Wie konnte ich mir jetzt noch sicher sein, ob da ein Mensch über die Straße ging? Oder ob dort an der Ecke ein Vampir stand? Obwohl meine Kleidung bereits durchgeschwitzt war, überkam mich eisige Kälte. Mein Puls schlug viel zu hoch. Dennoch lief ich weiter. Immer weiter, solange mich meine Füße tragen konnten. Endlich hatte ich den kleinen Wald am Rhein erreicht und lief parallel zum Fluss weiter. Die untergehende Sonne spiegelte sich schimmernd auf der Wasseroberfläche. Seichte Wellen erreichten das Ufer und verloren sich irgendwo

Weitere Kostenlose Bücher