Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
deiner Verbinden, damit du leben darfst, als ganzes Wesen des Lichts, da waren die alten Männer irritiert.“
Die Stimme meiner Mutter wurde leise und jeder Laut verließ nur noch gequält ihre Lippen. Ich wusste, ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Ich brauchte es nicht zu sehen, um es zu spüren. Bevor sie langsam und erregt fortfuhr, rang sie hörbar nach Luft.
„Die Männer hatten sich daraufhin eine Weile beraten. Dann trat der Älteste vor und erklärte uns, dass sie nicht wüssten, wie ein Kind von einem Untoten gezeugt werden konnte. Sie sprachen auf eine sehr seltsame und mir befremdete Weise, und meinten, sie wüssten wohl sehr viel, dennoch nicht alles. Aber sie seien die Hüter zwischen Gut und Böse. Alles habe von Anbeginn der Zeit seinen Sinn. Sie boten uns unerwartet einen Tausch an. Dein Vater sollte sich im Namen des Herren neu taufen lassen und das Kind sollte im selben Moment getauft werden, wie er. Sie würden mit dieser Taufe ein neues Glaubensbekenntnis fordern und gleichzeitig seine Seele mit deiner verbinden. Sodass du ein ganzes Kind Gottes sein würdest. Dafür müsste dein Vater jedoch diese Welt verlassen. Denn in dem Moment, wo er den Teil seiner Seele opfern würde, sein eigenes Dasein um dich zu retten, würde das Kind ein Geschöpf des Lichts sein. Er müsste sich jedoch freiwillig diesem Ritual unterziehen, denn nur wenn es sein eigener Wille sei, könnten sie das Kind auf die Seite des Lichts ziehen.“
Meine Mutter hielt einen Moment inne. Ihr fiel es schwer zu sprechen. Auch ich musste tief Luft holen, ich hatte die ganze Zeit immer wieder den Atem angehalten. Alles klang so verworren und unglaublich.
Mit weinerlicher Stimme und gepressten, teils mit Schmerz umwehten, teils mit Wut und unverständlichen Worten bekleideten Sätzen, fuhr sie fort.
„Dein Vater hatte eingewilligt um dein Leben zu schützen. Er hatte mich in den Arm genommen, mir leise ins Ohr geflüstert, es würde alles gut werden, ich solle ihm vertrauen. Und das tat ich. Das waren die letzten Worte, die ich je von ihm hören sollte. Ich schrie plötzlich vor Schmerzen, mein Herz brannte wie Feuer und mein Körper wurde durchzogen von Wehen. Dann ging alles sehr schnell. Kurz danach warst du da und erblicktest das Licht der Welt. Du warst so wunderschön. Dein Vater küsste dich und gab dich in die Arme der Mönche, die sogleich mit ihrer Weihe begannen. Über deinem kleinen Köpfchen bildetet sich ein helles Licht und strahlte durch den Raum, als wäre die Sonne mitten in der Nacht aufgegangen. Die Mönche sprachen eine mir fremde Sprache und der Körper deines Vaters begann langsam zu glühen. Er schrie nicht, kein Ton verließ seine Lippen, bis nur noch ein Häufchen Asche übrig blieb. Ich hatte in jener Nacht schweigend zugesehen, betäubt von den Dingen, die sich vor meinen Augen abgespielt hatten. Du aber warst ein Mensch. Vollkommen ein Mensch. Die Mönche verbeugten sich und verschwanden ohne viele Worte. Ich bin fort gegangen, um dich zu schützen. Ich habe Köln verlassen. Darum bist du in Berlin aufgewachsen. Allerdings hat es dich immer wieder an den Ort deiner Geburt zurück gezogen. An jenen Ort, an dem deine Geschichte begann. Du solltest nie erfahren was geschehen war. Sarah, ich habe dich in dem Glauben gelassen, dass dein Vater bei deiner Geburt verunglückt ist, damit du von all dem verschont bleibst. Ich wollte dass du ein freies und unbeschwertes Leben führst. Christopher hatte mir während der Schwangerschaft erklärt, was passieren kann. Dass eines Tages die Gesetze der Vampire gebrochen werden und du nicht mehr sicher sein würdest. Ich wusste, dass die Gefahr bestand. Wir hatten aber beide die ganze Zeit gehofft, dass dieser Moment nie eintreten würde.“
Ich stützte mich auf die Lehne des altdeutschen Küchenstuhls. Mir war heiß und schwindelig. Ich war also das Ergebnis einer Sterblichen und eines Monsters. Das alles hier musste einer meiner widerlichsten Träume sein. Ich kniff mir so fest ich konnte zitternd ins Bein. `Aua`…. es tat höllisch weh. Das mit dem Traum hatte sich wohl bis dahin erledigt. Zweite Möglichkeit, meine Mutter war völlig verrückt geworden, trank Alkohol und schmiss sich jeden Abend einen Trip ein. Aber auch das konnte ich eigentlich ausschließen.
„Was zum Henker ist eigentlich los hier? Warum hast du mir das vorher nie erzählt?“
Tausende Fragen rasten wild und hektisch durch meinen Kopf. Natürlich war es eine völlig blöde und
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