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Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Titel: Sarah Boils Bluterbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Laue
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Gesichtsausdruck ernst an. Er reichte mir die Schale. Ich verstand anfangs nicht, doch dann dämmerte es mir.

Oh nein, das könnt ihr vergessen!
    Er nahm meine Hände und legte sie schweigend um das Gefäß. Dann legte er eine seiner Hände an meinen Hinterkopf und hielt meinen Nacken fest. „Trink jetzt, “ sagte er sanft und bestimmend.
    „Sag mal bist du bescheuert?“
    Ich konnte es nicht fassen, ich würde keinen Tropfen davon zu mir nehmen. Hier hörte der Spaß allmählich auf. Eher würde ich von der Mülheimer Brücke springen.
    „Wenn du das nicht trinkst, kommen wir nicht weiter, Sarah. Du musst das jetzt trinken, es geht nicht anders, unterbrich jetzt nicht das Ritual. Es ist nicht viel, versuch es….bitte.“
    Er hatte `bitte` gesagt. Unfassbar. Lionel sagte bitte. Ein Wort das ihm bis zu diesem Zeitpunkt gänzlich fremd zu sein schien. Ich würgte. Was Ekligeres konnte mir nicht passieren. Mary hätte jetzt gesagt, ich solle mich nicht so anstellen, roher Tatar wäre nix anderes. Klasse. Mary stopfte ja eh alles in sich hinein, da macht doch ein Tässchen frisch gezapftes Blut nix aus. Vielen lieben Dank.
    Also Augen zu und durch. Ich setzte die Lippen an und stellte mir vor, wie ich genüsslich an einem Glas Rotwein trank. Die Brühe floss zähflüssig in meinen Mund. Scheiße, das Zeug war warm. Ich würgte, wollte es zurück in die Schale spucken. Der Geruch von rostigen Nägeln gemischt mit einem Hauch Kräutergarten und zu guter Letzt ein kräftiger Schuss Asche. Dieses Gemisch lag nun auf ekelhafte Weise auf den sensiblen Geschmacksnerven meiner Zunge. Lionel packte mich fester in den Nacken.
    Aua!!!
    Er zischte: „Schluck es!“
    Dann wurde seine Stimme sofort wieder weicher und er fügte hinzu: „Sarah, ich bin bei dir. Schau mir in die Augen. Alles ist gut. Und es ist richtig, was du tust. Hab ein wenig Vertrauen zu mir. “
    Mein Körper verfiel ungewollt in die Starre, die ich schon aus meinem ersten Treffen mit Lionel am Rhein kannte. Das Blutgemisch lief klebrig in meinen Rachen und ich konnte mich nicht mehr wehren. Meine Augen wurden schwer. Ich verfiel langsam in einen tranceähnlichen Zustand. Seine Stimme noch irgendwo in der Ferne wahrnehmend, und die Berührung seiner Hand waren wie das Rauschen des Meers und die warmen Strahlen der Sonne auf nasser Haut. Das friedliche Gefühl verflog jedoch schon nach wenigen Sekunden und meine Kehle begann auf unangenehme Weise zu verkrampfen. Ich drohte zu ersticken. Was hatten sie getan? Sie hatten mich vergiftet! Mit letzter Kraft bäumte ich mich noch einmal auf, sank dann schlagartig und zurück. Lionels Hand stützte mich und federte den dumpfen Schlag meines Kopfes auf dem harten Steinboden ab. Ich hechelte. Der Raum begann sich zu drehen. Ich schnappte immer wieder nach Luft. Meine Brust fühlte sich an, als hätte ich flüssiges Frittenfett getrunken. Schleier zogen vor meine Augen. Ich wollte schreien, meine Stimmbänder versagten. Mir war, als hörte in weiter Ferne die Stimme von Pater Aurelius: „Brich es ab, sie ist noch zu schwach. Wir verlieren sie sonst.“
    In diesem Dämmerzustand gab es nur noch einen Gedanken, der sich in mein Gehirn brannte.

Warum hilft mir keiner?
    Wie aus einem geschlossenen Raum drang eine Stimme nur noch ganz schwach in mein Bewusstsein. Sie verhallte irgendwo im Nichts.
    „Nein, sie schafft es, sie ist stark. Ich werde sie begleiten.“
    Aurelius schrie lauter: „Du bist nicht Christopher. Du wirst sie umbringen. Sie ist zu schwach. Das hättest du fühlen müssen.“
    Lionels Stimme wurde immer dünner.
    „Sie ist stark, vertrau mir.“
    Um mich herum wurde es kalt. Eiskalt.
    Dann war Lionel plötzlich unerwartet nah. Laut, klar und deutlich hörte ich ihn sprechen. Er war in meine Gedanken eingedrungen.
    „Sarah, du bist stark, ich halte dich. Ich begleite dich. Du musst nur loslassen. Lass mich in dir sein. Öffne dich für mich und ich werde dich leiten. Hab keine Angst, ich werde jetzt deine Hand nehmen und ich lasse sie auf deiner Reise nicht mehr los. Atme…atme ganz ruhig, Du hast den Sprung gleich geschafft. Lass alles um dich herum los.“
    Ich spürte etwas Weiches auf meinem Mund und eine kalte Brise, ein kühler Winterwind, der meine Lippen liebkoste. Ich wurde ruhiger, meine Lungen entspannten sich. Dafür floss nun etwas Warmes in meinen Mund. Ich nahm nur noch schwach war, dass es sich um das gleiche Gebräu handeln musste, dass Lionel mir vor wenigen Augenblicken schon

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