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Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Titel: Sarah Boils Bluterbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Laue
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eingetrichtert hatte. Er hatte von der Schale zu sich genommen und verabreichte mir das scheußliche Gebräu persönlich. Ich spürte es erneut in meine Kehle laufen und es verteilte sich wie ein brutaler Orkan in meinem Körper. Jeder Muskel begann wie Feuer zu brennen. Meine Adern pulsierten, als würden sie aus meiner Haut herausgerissen werden. Mein Körper bäumte sich krampfhaft auf. Meine Eingeweide zogen sich aufs schmerzlichste zusammen und dehnten sich wieder wie ein gefüllter Gasluftballon. Ich riss mit letzter Kraft noch einmal die Augen auf und blickte mit Todesangst in Lionels Gesicht. Dann verlor ich das Bewusstsein.

Kapitel 8
    Mein Atem wurde ruhiger, meine Lunge entkrampfte sich spürbar. Die anfänglichen Schmerzen hatten sich aufgelöst. Mein Herz schlug wieder regelmäßig. Es roch nach Zedern und frischem Gras. Ich atmete tief ein. Klare und frische Waldluft füllte meine Lungenflügel und meine Zunge schmeckte nach lauer Frühlingsnacht. Langsam kehrten meine Sinne zurück und die Schwere meiner Augenlider löste sich auf. Ich blickte mich um. Der Mond stand hell am Himmel. Es war eine sternenklare Nacht. Ich stand mitten auf der Terrasse eines alten Gemäuers und sah mich irritiert um. Geradeaus vor mir konnte ich über eine steinerne Brüstung blicken. Ein großer, gepflegter Park mit einer wundervollen Baumallee lag vor mir. Ich beugte mich ein kleines Stück über die in sich gedrehten, kurzen Säulen und betrachtete den pompösen Eingang, eines Schlosses.

Wow, wo bin ich denn hier gelandet?
    Seltsamerweise spürte ich noch den Druck von Lionels Hand in meiner. Wieso fühlte ich ihn an diesem Ort? Wieso war er hier genauso präsent, wie auf dem kalten Steinboden in der Kapelle? Und wo kam diese wundervolle Melodie her?
    Ich drehte mich um, ging auf eine halb offenstehende Türe zu und folgte den Klängen eines vermutlich großen Orchesters. Die Geigen surrten und die Töne eines Klaviers drangen immer lauter in mein Ohr. Langsam, mich umschauend, betrat ich einen großen Salon. An den Wänden hingen alte Ölgemälde mit aristokratischen Gesichtern.

Wer sind all diese Leute?
    Sie waren elegant und barock gekleidet. Die Frauen trugen lange, eng anliegende Abendkleider, die mit etlichen Schnüren und Haken versehen waren. Die Männer trugen frackähnliche Röcke und hohe, zylinderförmige Hüte. In welcher Zeit ich auch immer gelandet war, es war ein unbeschreibliches Bild. Ich mischte mich langsam unter die teils tanzende Menge und stellte verwundert fest, dass mich niemand zur Kenntnis nahm. Man schien mich nicht mal zu sehen. War ich ein Geist? Zu schade, dass mir das nie zuhause passierte. Auf der linken Seite des Saals fiel mir ganz besonders ein junger Mann ins Auge. Ich legte den Kopf ein wenig beiseite und beobachtete ihn. Im Gegensatz zu den anderen Gästen, stand er unbeteiligt an eine Säule gelehnt einfach nur da und beobachtete sichtlich gelangweilt das bunte Treiben. Bei näherem Betrachten erinnerte er mich an die Person aus meinem Traum. Der Mann aus dem Hinterhof. Aber konnte das möglich sein? Der Mann, der behauptet hatte, mein Vater zu sein. Was in Gottes Namen tat er hier? Neben ihm stand eine junge Frau und versuchte ihn mit ihrem Augenaufschlag zu bezirzen. Sie starrte ihn unentwegt an, als wolle sie ihn mit Haut und Haaren gleich vor Ort auffressen. Sie trug eine unfassbar gewaltige Hochsteckfrisur und schien nicht im geringsten zu bemerken, dass der Herr neben ihr kein Interesse an ihr zu haben schien. Ihre Augen waren mit satten grünen Farben geschminkt, ihre Haut wirkte dagegen wie der erste gefallende Schnee, weiß und kalt. Die mit Rouge geschminkten Wangen betonten ihre markanten Wangenknochen und schenkten ihrer leblos wirkenden blassen Haut ein wenig Teint. Sie war einer dieser Frauen, an denen sich die Männer vermutlich die Zähne ausbissen. Ihre Haltung, ihre Gesten und ihr Lächeln wirkten fast schon eine Spur zu anmaßend. Der Mann neben ihr hingegen, würdigte sie keines Blickes, machte plötzlich auf dem Absatz kehrt und verschwand. Ich bewegte mich staunend, fasziniert und ergriffen weiter durch die tanzenden Paare und die umherstehende Menge. Ich spürte immer noch Lionel irgendwo tief in mir. Es war ein unerklärliches Gefühl, das durch meine Eingeweide floss. Anwesend und so unnahbar, spürbar und doch nicht hier. Es war, als führte er mich durch dieses Schloss, die große, halbrunde aus großen Steinen erbaute Treppe hinauf und dann die langen

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