Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
zu wehren, seine Arme schlugen wild umher, sein Schrei erstickte in seiner Kehle, nachdem er seine Lungen verlassen hatte. Er schwankte und stürzte mit einem dumpfen Aufprall zu Boden. Die Kräfte, die Elisabeth ihm in Sekundenschnelle entzog, waren einfach zu groß. Sie kniete sich vor ihn, hielt ihn fest in ihrem Griff, wie eine Papierfigur, die kein Gewicht hatte. Gebeugt über ihm, saugte sie das Blut aus seinen Adern und ergötzte sich an seinem Hals. Dann schien sie sich unter großen Anstrengungen abzuwenden und wischte sich den Mund ab.
„Nein, nicht alles. Du wirst mein sein. Schlafe mein neuer Gefährte. Schlafe und erwachte zu einem neuen Leben.“
Sie lächelte süffisant und fuhr mit der Zunge noch einmal über die offene Wunde. Mit aufgerissenem Mund verfolgte ich jede ihrer Bewegungen und starrte mit Entsetzen auf das Geschehen. Mein Herz schlug wie wild in meiner Brust, als würde es jeden Moment aus meinem Brustkorb herausspringen. Ich drehte mich mechanisch um und lief aus dem Salon hinaus, immer schneller, ohne noch einmal zurückzublicken. Der lange Gang, den ich entlang stolperte schien kein ende zu nehmen. Der Druck in meinen Eingeweiden wurde schier unerträglich. Übelkeit kam in mir hoch. Die Wände drehten sich, Die bunten Töne verblassten wie ein vorbeiziehender Frühjahrsnebel und tanzten wie ein Farbenmeer, bestehend aus Millionen kleiner Partikel um mich herum. Schwindel erfasste meinen Körper. Ich stürzte. Fiel in die Tiefe. Um mich herum ein Strudel schwarzer Dunkelheit. Meine Umgebung hatte sich verändert. Eine andere Zeit, ein anderer Ort.
Was sich mir dann offenbarte, war nun restlos jenseits jeder Vorstellungskraft. Ein Schleier aus vielen Erinnerungen meines Erzeugers zog an mir vorbei. Wechselnde Bilder, verschiedene Ereignisse aus unterschiedlichen Epochen der Zeit, liefen wie ein Kinofilm vor meinem geistigen Auge ab. Ich sah, wie Christopher und Elisabeth ihre Streifzüge machten. Elisabeths Bann klebte wie eine Seuche an meinem Vater. Ein ferngesteuertes, lebloses Wesen, dass dem stillen Ruf ihrer Blutgier folgte. Sie hatte eine unbeschreibliche Macht über ihn und riss ihn tiefer in die Abgründe der Dunkelheit. Ich sah wie die beiden unzählige Dörfer in Schutt und Asche legten, wie sie weiter quer durch Europa zogen und überall ihre Spuren hinterließen. Sie töteten Menschen, mordeten ganze Familien, vernichteten grausam und unaufhaltsam die Spezies Mensch. Nichts gebot ihnen Einhalt. Vom Wahnsinn und Blutgier besessen, verbreiteten sie am Louvre Angst und Schrecken und töteten in Rom einen Kirchengläubigen nach dem anderen. Es schien kein Ende zunehmen. Es war für sie wie ein Spiel. Je mehr Tote, je stärker wurden sie. Mein Vater war zu einer unkontrollierten Bestie geworden. Eine widerwärtige und Verachtens würdige Kreatur. Dort war keine Ähnlichkeit mehr, mit dem jungen Mann, den ich in dem alten Gemäuer an der Brüstung lehnen sah. Die sanften und warmen Gesichtszüge waren einer grausamen Fratze gewichen. Elisabeth und mein Vater labten sich nicht nur an der menschlichen Rasse, sie erschufen weitere Kreaturen, die ihnen und ihrer Raserei folgten. Wie eine dämonische Armee zogen sie mit Ihresgleichen durch die Lande. Ich sah fliehende Menschen, kämpfende Bauern, Familien, die ihre Türen verbarrikadierten, sterbende Kinder, Frauen und Männer. Ein Anblick der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dann änderte sich abrupt das Bild. Ich stand mitten in einem sehr alten Haus und blickte in einen dunklen, mit schwarzen Tüchern verkleideten Raum. Um einen Altar verteilten sich einige Frauen, in langen Gewändern gehüllt.
Ich erinnerte mich an Lionels Worte über die alten Hexen und deren Verbannungsritual im Kampf gegen die Vampire. Ich blickte auf ein eisernes, handgeschmiedetes, altes Rad. Hier wurde also die Pforte geschlossen. Es war DAS RITUAL, von dem Lionel mir berichtet hatte. Vor mir tat sich ein großes, dunkles Loch auf, in das ich hineinblickten konnte. Das war also die andere Seite. Das Tor in die dämonische Welt. Bevor ich erfassen konnte, wie die Frauen vorgingen und was sie dort taten, wechselte erneut das Bild. Die Hexen hatten gute Arbeit geleistet, doch ihre Macht hatte nicht ausgereicht, um alle Kreaturen zu verbannen. Einige Vampire waren entkommen. Christopher hatte es bis nach Europa geschafft, wo er letztendlich untertauchte. Nach der Verbannung von Elisabeth, die zurück in die dämonische Tiefe befördert wurde,
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