Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
schimmernden Garn aufgestickt. Er breitete es auf dem Boden aus und bat mich, in der Mitte Platz zu nehmen. Mein Herz begann plötzlich zu klopfen. Es folgte ein Zittern meiner Hände. Mein Blick schweifte ängstlich zu Lionel. Er schenkte mir zur Abwechslung einen beruhigenden Blick und nickte zustimmend.
„Keine Angst, ich passe auch auf dich auf.“
Ja prima, das macht mir noch mehr Angst.
Ich erhob mich mit weichen Knien und folgte den Anweisungen des Paters.
„Leg dich einfach hin, mit dem Kopf genau auf dieses Dreieck hier und dann entspann dich.“
„Entspannen,“ säuselte ich verzweifelt. „Sehr witzig.“
Doch ich tat, wie mir gesagt wurde.
Entspannen, was für ein Irrsinn. Wer in Gottes Namen kann sich schon entspannen, wenn er an meiner Stelle wäre?
Ich schnellte noch einmal kurz hoch.
„ Nur noch eine Frage, wer garantiert mir, dass dieser wild gewordene Irre da, der Reißzahn hier neben mir, nicht über mich her fällt, wenn ich geistesabwesend bin?“
Der Pater machte mit seinem Daumen ein Kreuz in die Luft und erwiderte: „Ich verspreche es im Namen des Herrn, dass ich dich mit meinem Leben verteidigen werde, sollte es nötig sein. Ich hoffe das beruhigt dich ein wenig.“
„Das sind ja schöne Aussichten.“
Wie weit wollte der gute Mann bei einem Vampir denn kommen? Der liebe Gott würde ihm wohl kaum erscheinen und ihm im Notfall zur Seite stehen. Nichts desto trotz, ergab ich mich schließlich widerwillig meinem Schicksal.
Ich lehnte den Kopf zurück. Der Steinboden war hart und ich spürte die Kälte, die von ihm ausging. Wieso hatte ich so ein komisch Gefühl im Bauch? Ein Pater, der sich mit Magie beschäftigt, ein Vampir, der unberechenbar war, und ich auf dem Steinboden eines kleinen Kapellenraumes.
Himmel, ich war völlig bescheuert!
Eine innere Stimme sagte mir, ich solle mir keine Gedanken machen. Was könnte schon passieren? Schließlich war ich vielleicht einfach nur verrückt. Es gab keine Vampire und alles entsprang mit Sicherheit meiner Fantasie. Der alte Mann stellte seine Kerzen im Kreis um das Tuch, legte mir irgendwelche getrockneten Zweige aus dem Leinensäckchen auf meinen Körper und zündete einige Weihrauchfackeln an. Dann füllte er die Räucherschalen und stellte sie in alle Himmelsrichtungen rund um mich herum auf dem Boden auf. Es stank bestialisch, der Rauch verteilte sich umgehend im ganzen Raum und meine Augen begannen zu brennen. Ganz klar, da braucht man keine große, geheimnisvolle Formel um in den Genuss des Abdriftens durch irgendwelche Betäubungskräuter zu kommen.
Ich werde gleich einfach nur stoned sein. Breit bis an mein Lebensende. Hurra.
Worauf hatte ich mich da nur eingelassen? Ich blinzelte nach Lionel. Er betrachtete das Schauspiel und ließ keine Sekunde seinen Blick von mir. Da war sie wieder. Diese unerklärliche Nähe, diese Wärme, dieses Gefühl von Sicherheit, das in mir für den Bruchteil einer Sekunde aufkeimte.
Pater Aurelius hingegen, war in seinem Element. Er lief immer wieder um mich herum, sortierte hier und da, schob alles an seinen rechten Platz, bis er etwas pelziges aus seiner Tasche zog. Tierklauen. Ja wunderbar!
Er breitete sie wie einen Kranz um meinen Kopf herum auf dem Tuch aus und holte aus seiner großen Ledertasche einen zweischneidigen Dolch. Diesen Reichte er dann mit einem deutlichen Kopfnicken weiter an Lionel. Lionel stand auf und entblößte seinen Unterarm. Er setzte die scharfe Klinge an seinem Unterarm an und zog sie seitlich über das elfenbeinfarbene Fleisch. Blut quoll sogleich hervor. Er verzog keine Mine. Pater Aurelius fing es in einer kleinen Schale aus Ton auf. Dann öffnete er einen alten, abgenutzten Lederbeutel und schüttete ein dunkles Pulver hinzu.
„Stopp Stopp,“ rief ich. „Könnte mich jemand aufklären was hier gemacht wird?“
Doch die beiden hatten wohl ihre Zunge verschluckt, denn sie ignorierten meine weiteren besorgten Fragen, die hektisch aus mir heraus sprudelten und fuhren in ihrem Tun einfach fort. Lionel kniete sich letztendlich neben mich und betrachtete mein Gesicht. Der Pater nahm eine der brennenden Kerzen und lief im Kreis um das Tuch und mich herum. Lionel legte seine Hand auf meine Schulter, unerwartet sanft und fast schon zärtlich fuhren seine kühlen Finger über meine Haut. Aurelius murmelte irgendwelche Wörter in einer mir unbekannten Sprache und gab dann Lionel die Schale mit dem Blut.
Lionel blickte mich mit einem neuen, mir bisher fremden
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