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Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Titel: Sarah Boils Bluterbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Laue
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Geltung brachte, stand ihm mehr als perfekt und sein kräftiger Oberkörper, der von einem weißen, eng anliegendem Hemd betont wurde, ließen seine Körperformen nicht nur erahnen. Ich verdrängte den Gedanken, der plötzlich wie das Projektil einer abgedrückten Magnum in mein Gehirn schoss.

Wieso? Wieso funktioniert das nicht?
    Dieser Kerl weckte ungeahnte Sehnsüchte in mir. Er war das pure Testosteron in menschlicher Gestalt. Ich hielt gebührenden Abstand von ihm und gab mir Mühe, meine Gedanken für mich zu behalten.

Wie er wohl darunter aussieht? Verdammt, jetzt reiß dich zusammen.
    Vor einem abgewrackten Altbauhaus blieb er stehen und öffnete die knarrende, schwerfällige Haustüre. Der Blick in das verschmutzte Treppenhaus wurde frei gegeben und ich starrte in eine abgewrackte Bruchbude. Für Lampen schien der Hausverwalter kein Geld mehr gehabt zu haben, die Glühbirnen hingen, lediglich gehalten von einer vergilbten Fassung, von der Decke und waren übersät von Fliegenleichen, die an den alten Kabel klebten. Der Anblick dieses maroden und baufälligen Gemäuers passte überhaupt nicht in das Bild, dass ich bis dato von Lionel hatte. Ich hatte eine Penthouse Wohnung mit vergoldeten Fußleisten in einem überdimensionalen Villenviertel erwartet. Lionel steuerte die erste Wohnung gleich Links neben der Eingangstüre an. Er führte mich in ein karg eingerichtetes Zimmer und bat mich, auf einem alten Lehnsessel platz zu nehmen. Das Teil machte merkwürdig quietschende und knackende Geräusche, als würde es jeden Moment auseinander fallen. Ich versuchte mich nicht zu bewegen und blickte mich um. Die Rollläden, die sich an den Fenstern befanden, waren heruntergelassen, ein schwacher gelber Deckenfluter spendete minimales Licht und die Luft roch abartig nach Altenheim. Die Möbel waren uralt und abgenutzt und stanken nach diesem merkwürdigen Kellergeruch, den ich noch in Erinnerung hatte, als meine Oma ihren Rumtopf ständig hinunter in den alten Heizungskeller trug. Ich war entsetzt. Die Menschen warfen bessere Dinge auf den Sperrmüll, als hier in Lionels Wohnung zu sehen waren. Alles in allem war der Begriff spartanisch noch freundlich ausgedrückt.
    „Pfui Spinne, was ist das hier? Wohnst du etwa hier?“
    Er antwortete nicht auf meine Frage, sondern zog den roten, alten und abgenutzten Perserteppich beiseite. Staub wirbelte auf und reflexartig presste ich die Hand vor den Mund. Auf dem alten Dielenboden kam ein eiserner Ring zum Vorschein, der an einer Art Falltür befestigt war. Lionel zog die Luke langsam hoch. Ich beugte mich vor und blickte in einen dunklen Abstieg.
    „Heiliges Blech, was ist das denn? Ist das dein Keller und dort unten steht dein Sarg für die Nacht?“
    „Sarah, halt einfach mal die Klappe und reich mir die Kerze rüber, die dort auf dem Tisch steht. Ich griff nach dem Kerzenleuchter und drückte sie ihm in die Hand.
    „Ja super, und jetzt? Soll ich dir beim einschlafen helfen?“
    Er zündete den Docht an, warf mir einen verärgerten Blick zu und sagte: „Komm schon her und pass auf, hier sind Stufen. Folge mir einfach und stell nicht immer so viele Fragen. Wenn wir erst unten sind, wirst du mich verstehen.“
    Sicher doch, ich folge einem Blutsauger in sein dunkles, verdrecktes Verließ. Wie blöd bin ich wohl? Ich bin sehr blöd.
    Und schon stieg ich mit ihm in die Tiefe. Nervös zählte ich mit, wer weiß, wofür das gut war. Neunzehn Stufen führten in einen schwach beleuchteten, unterirdischen Gang. Das kleine Licht der Kerze spendete mit seinem winzigen Kegel kaum Licht.
    „Was für Katakomben sind das denn schon wieder?“
    Lionel schob mich weiter in eine Art Höhle, die mit künstlichem Dämmerlicht ausgestattet war. Dann erreichten wir eine kleine Türe. Er zückte einen weiteren Schlüssel, schloss auf und schob mich in ein großes Gewölbe, das eher einem französischen Herrenzimmer entsprach, als einem alten Keller.
    „Hier schläfst du also?“ fragte ich ungläubig.
    Vor mir lag eine Fläche von mindestens fünfzig bis sechzig Quadratmeter.
    „Wow.“
    „Hier lebe ich, fern ab vom Tageslicht und den lauten Geräuschen eurer schnellen und kaum zu ertragenen Welt.“
    Er schritt voran, setzte sich auf einen prunkvollen, hölzernen, alten und antiken Kapitänsstuhl, und blickte mich erwartungsvoll an. Mir fehlten die Worte. Links an der Wand stand ein französisches Holzbett im Kolonialstil. An allen vier Ecken ragten Stangen in die Höhe die Richtung

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