Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
freiwillig verwandeln, sie kommen mittlerweile von überall her, nur um unsterblich zu sein. Das Ganze ist ein sehr makabres Spiel. Das bedeutet allerdings auch, wir haben es bald mit einer Armee zu tun, dessen Ausmaß du dir nicht vorstellen kannst.“
Er machte eine kurze Atempause, dann fuhr er fort: „Richard weiß von dir und er wird dich jagen. Die Hexen, die damals das Ritual vollbracht haben, sind lange tot. Und so viele Hexen gibt es in der neuen Zeit nicht mehr. Die Menschen glauben nicht mehr an ihre Magie. Wenn Richard die Pforte öffnet, haben wir keine Möglichkeit mehr, sie wieder zu schließen. Wir müssen also handeln, bevor es zu spät ist.“
Das wissen wir doch schon lange.
Ich hatte ihm aufmerksam zugehört. „Ich fasse also zusammen, wir wissen nicht, wie viele Jungvampire es mittlerweile gibt, wir wissen nur, dass sie mich brauchen, um die Pforte zu öffnen und dass es einen Richard gibt, der wie du ein Altvampir ist, der sich der menschlichen Rasse nicht anpassen will. Sehr schön, und jetzt? Was geschieht als nächstes?“
Ich glaube einfach nicht, dass da schon alles ist. Du verheimlichst mir doch etwas!
Lionels Augen blitzen auf: „Wir haben zumindest einen Vorteil. Neuvampire können sich nicht lange im Tageslicht bewegen, sie können nur bei Nacht richtig aktiv sein. Ihre genetische Veranlagung braucht Zeit, um sich zu prägen. Das heißt die Gefahr am Tag geht nur von Richard aus und vielleicht von einigen der anderen Altvampire die sich ihm angeschlossen haben. Das müssen wir eben herausfinden. Aber Richard wird es sich nicht nehmen lassen, dich selbst zu suchen. Sein Stolz und seine Gier und sein Stolz verbieten es ihm, dich einem seiner Lakaien zu überlassen. Sein Jagdinstinkt ist geweckt.“
Ich gähnte und spürte trotz der neuen Hiobsbotschaft langsam Müdigkeit in mir aufkommen. Lionel belächelte meine Gefühlsregung und schritt plötzlich auf mich zu.
„Steh auf.“
„Ich sitze sehr gut, warum sollte ich?“
„Du musst lernen deine Instinkte zu wecken. Steh auf und greif mich an.“
Er beugte sich leicht über mich und wollte nach meinem Arm fassen. Ich schubste ihn weg.
„Du spinnst ja, wenn du keinen Plan hast, dann fahre ich jetzt heim.“
Er packte mich am Hals und zog mich wie eine Marionette hoch. Einen Augenblick rang ich nach Luft. Er schrie mich an und seine Stimme brannte sich sofort in meine Eingeweide, sein Atem jagte wie der Wind eines aufkommenden Orkans über meine Haut.
„Glaubst du wirklich, dass du unbesiegbar bist? Sie werden dich in der Luft zerreißen. Ich kann dich nicht ständig beschützen. Also fang endlich an zu lernen.“
Der Griff seiner Hand wurde immer fester, ich rang nach Luft. Entweder reagierte ich sofort, oder er würde mich in wenigen Sekunden erwürgt haben. Ich riss mich zusammen, konzentrierte mich auf meine innere Kraft und beförderte meine Faust direkt in seinen Magen. Ich wartete auf Lionels Stöhnen und dass sich sein Griff lockerte. Entgegen meiner Erwartung lachte er laut auf, was wiederum Wut in mir schürte. Je mehr diese negativen Gefühle Besitz von mir ergriffen, desto stärker fühlte ich mich. Mit mehr Selbstbewusstsein schlug ich demonstrativ auf ihn ein. Doch Lionel war mir weit überlegen. Endlich hatte seine Hand sich gelöst und ich spürte festen Boden unter meinen Füßen. Ich sank in die Knie, rollte mich zur Seite und sprang mit einem Satz in die Höhe um meine Faust in seinem Gesicht zu platzieren. Doch was ich auch anstellte, wie sehr ich mich auch bemühte, er war mir immer um einige Schritte voraus. Seine Techniken waren ausgefeilt. Er hatte viele hundert Jahre Vorsprung und nutzte seine Überlegenheit nach allen Regeln der Kunst. Ich flog quer durch seine Behausung, landete in jeder Zimmerecke mindestens zweimal. Immer wieder rappelte ich mich auf, um ihn anzugreifen. Ich kam mir vor, wie Don Quixote de la Mancha. Die Windmühlen waren einfach stärker als ich. Die Zeit verging wie im Flug. In mir war ein riesiger, dunkler und mächtiger Ball entfacht, gefüllt mit Kraft und Macht, der ständig darauf aus war, sich zu entladen. Ich fand mit der Zeit sogar Gefallen daran, selbst der Schmerz, den Lionel mir zufügte, war eine süße Abwechslung, zu den harten Schlägen und Tritten, die ich verteilte. Es wurde warm unter der Erde und eine Hitzewelle strömte durch das unterirdische Verließ. Es war nicht nur ein Machtkampf, der zwischen uns stattfand, bei jedem Schlag, bei jeder Berührung
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