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Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Titel: Sarah Boils Bluterbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Laue
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Fenster liegen würde. Ich ging in die Küche zurück und murmelte: „Danke.“
    Lionel ging einen Schritt auf mich zu: „Sarah, ich habe dir nichts getan, ich habe dir nicht weh getan, habe dich nicht verletzt, geschweige denn gebissen, tu uns beiden einen Gefallen und mach jetzt kein Drama aus der letzten Nacht.“
    Ich musterte ihn von oben bis unten.
    „Weißt du eigentlich wie ich mich fühle? Ich habe so etwas wie ein Gewissen. Ich schäme mich abgrundtief. Martin wird mich nie wieder angucken.“
    Lionel schüttelte den Kopf: „Dein Martin geht einfach, wenn es brenzlig wird, lässt dich allein: Und das nennst du Liebe? Toller Mann. Wirklich. Du schuldest ihm gar nichts. Ich dagegen bewache dich die ganze Nacht, damit dir nichts zustößt. Er sollte sich ein Beispiel daran nehmen.“
    Martin war kein Vampir, er war ein Mann aus Fleisch und Blut und hatte wie alle Männer einen typischen Tunnelblick. Schon die kleinste Abweichung auf seinem Lebensweg weckte Ängste in ihm, als müsse er irgendwo alleine mit einem Rucksack voller Steine durch die Ardennen wandern.
    „Aber das ist doch kein Grund, dass ich mit sowas wie dir schlafe?“
    Der Gedanke an Martin machte mich wütend. Ungemein wütend und traurig zugleich. Ich machte ihm keine Vorwürfe. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, konnte ich ihn sogar verstehen. Es tat dennoch weh, einfach verlassen zu werden.
    „Werd jetzt nicht persönlich, akzeptiere endlich, was du bist. Du bist nicht besser als ich. Und dein Martin ist gegangen, er hat somit sein Recht auf dich verloren.“
    Das war eine Lüge, eine miserable und unverschämte Lüge, ich war besser als er! Menschlichkeit und Rücksicht waren für mich keine Fremdwörter. Ich hatte bisher keinem Menschen Leid angetan und ich hatte niemanden ausgesaugt. Ich war nicht schlecht. Ich hatte eine Seele, eine reine Seele. Und was ich die letzte Nacht getan hatte, war meine einzige Sünde und nicht mehr zu entschuldigen. Unser Gespräch wurde durch ein seltsames Geräusch, das aus dem Schlafzimmer zu uns drang, unterbrochen. Lionel sprang mit einem Satz aus der Küche und stürmte durch den Flur. Klasse, ich war noch nicht mal richtig wach und es machte nicht den Anschein, als würde dieser Tag friedlich verlaufen. Die Bestätigung folgte sogleich, als ich eine fremde, baritonartige Stimme hörte: „Geh mir aus dem Weg Lionel. Du kannst sie nicht schützen. Mach hier nicht so einen Wind, alter Freund.“
    „Verschwinde von hier, und zwar schnellstens.“ Ich nahm etwas dunkles, schleimiges und widerliches wahr.
    Drohend schrie der Altvampir: „Raus!“
    Lionels Ton ließ erahnen, dass höchste Gefahr drohte. Stolpernd verließ ich die Küche und preschte ihm hinterher. Im Türrahmen des Schlafzimmers blieb ich abrupt stehen. Mein Blick fiel auf einen athletischen Mann mittlerer Statur. Sein Haar war schneeweiß, und zu einem strengen Zopf nach hinten gebunden, seine Augen blitzten gefährlich gelb und sein markantes Gesicht glich der ägyptischen Statue Ankhrekhu, die mir aus einer Dokumentation in Erinnerung geblieben war. Er war nicht so schön wie Lionel, doch sein Gesicht war interessant und wirkte auf eine seltsame Weise anziehend und genauso gefährlich wie Lionels. Sein Züge waren glatt wie Ebenholz und seine großen Augen glichen zwei geschliffenen Glasmurmeln. Er wirkte wie aus Holz geschnitzt und erinnerte mich an Jean Connery. Bisher war mir diese unglaubliche Schönheit nur bei Lionel aufgefallen. Die Vampire, die mir begegnet waren, hatten alle nicht diese magische Anziehung und dieses perfekte Gesicht, ohne jegliche Unebenheiten. Sie waren im Vergleich zu den beiden Altvampiren einfach nur totes, faules Fleisch. Ein Geistesblitz durchfuhr meine verwirrten und trägen Gedanken. Es waren also nur die Altvampire, die mit dieser grazilen Anmut versehen waren. In meinem Schlafzimmer stand also ein weiterer Altvampir, der mir nach dem Leben trachtete. Besser konnte es gar nicht mehr werden. Ich spürte zu meinem eigenen Erstaunen keine Furcht in mir, nein, es war eher Neugier, die Besitz von mir nahm. Der markante Sean Connery ließ Lionel nicht aus den Augen. „Glaubst du wirklich du kannst sie für deine Zwecke nutzen? Du kennst die Regeln. Du hättest bei uns bleiben sollen. Du warst zu gierig, alter Freund.“

Für seine Zwecke nutzen? Was ist hier eigentlich los?
    Lionel wartete nicht lange und ehe ich mich versah, stürzte er sich in abnormen Tempo auf den anderen Vampir und ein Knäuel

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