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Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen

Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen

Titel: Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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Geld.
    »Danke.«
    »Schon gut. Ich habe einen anderen Auftrag, der deutlich besser bezahlt wird.«
    »Toll für dich.«
    Der Junge kratzte abwesend an seinem Kinn. Unter dem bedeckten Himmel wirkte seine teigige Gruftihaut ziemlich kränklich. War das wirklich die Person, auf die ich meinen Plan B aufgebaut hatte? Sein Anblick führte mir noch einmal deutlich vor Augen, wie verzweifelt ich war.
    »Okay, Steven, wir müssen gehen.« Die Stimme seiner Mutter klang streng.
    »Ich muss aufs Klo. Ich habe so viel getrunken, und wenn ich es den ganzen Nachhauseweg über anhalten soll, platze ich.«
    »Du kannst gern mein Badezimmer benutzen«, sagte ich. »Das ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    Sie folgten mir ins Haus. George saß vor dem Fernseher auf der Couch und sah uns an.
    Stevens Mutter runzelte die Stirn. »Wir haben mehrmals geklingelt.«
    »Ja, habe ich gehört«, erklärte George. »Aber Ihr Sohn macht mich nervös.«
    Steven presste sich die Hände auf den Schritt und wirkte
nicht sonderlich glücklich. Ich zeigte ihm den Weg, und er verschwand in dem kleinen Flur.
    »Ich muss mich für meinen Sohn entschuldigen.« Die Frau streckte die Hand aus. »Ich bin Meredith Kendall.«
    Ich schüttelte ihr die Hand. »Kein Problem.«
    Es war zwar ein Problem, aber ich wollte nicht genauer werden, denn ich hatte keine Ahnung, wie viel sie von den Fähigkeiten ihres Sohnes wusste. Herauszufinden, dass der eigene Sohn ein Hexenmeister war und schwarze Magie praktizierte, schockte Eltern sicher etwas mehr, als wenn sie ihren Sprössling beim Rauchen erwischt hätten.
    »Es ist nicht das erste Mal, wissen Sie«, erklärte sie. »Und es ist nicht immer so glimpflich ausgegangen. Es hat … Probleme gegeben.«
    Kann ich mir denken.
    »Wirklich«, fuhr sie fort. »Es ist doch eigentlich selbstverständlich, dass man Kindern keine größeren Geldsummen überlässt, aber Vampire haben offenbar andere Moralvorstellungen als normale Leute.«
    Ach? Scheinbar wusste sie, was ich war, schrie aber nicht hysterisch auf und zückte auch keinen Holzpflock. Abgesehen von der versteckten Beleidigung in ihren Worten stimmte mich das zuversichtlich.
    »Sie kennen sich mit diesen Sachen offensichtlich gut aus.« Ich beschloss, über ihre Unwissenheit hinwegzugehen, anstatt sie zu belehren, wie Vampire wirklich waren. Der Tag hatte nicht unendlich viele Stunden. »Wie haben Sie herausgefunden, wo ich wohne?«
    »Steven hat einen Lokalisierungsspruch angewandt. Ein bisschen Zauberei habe ich ihm durchgehen lassen, weil er
dadurch etwas lernen sollte.« Sie rang ängstlich die Hände. »Ich dachte, dass ihn ein Umzug ins Ausland vielleicht von seinem Hang zum Okkulten abbringen würde, aber so einfach ist es vermutlich doch nicht. Er erinnert mich zunehmend an seinen Vater.«
    »Er sagte, dass sein Vater gestorben sei«, erwiderte ich.
    Sie schnaubte verächtlich. »Er wurde bezwungen, das trifft es wohl eher.«
    Daraufhin richtete George sich kerzengerade auf und wandte ihr seine volle Aufmerksamkeit zu. »Bezwungen? Wollen Sie damit etwa sagen, dass sein Vater ein … ein … Dämon ist?«
    Sie nickte ernst. »Ich fürchte, daher bezieht Steven seine magischen Fähigkeiten, diese dämonische Energie, die schon von Geburt an in ihm steckt. Deshalb ziehen wir um.«
    »Sie verlassen das Land, damit…?«
    »Damit uns sein Vater nicht findet. Er will das gemeinsame Sorgerecht.« Sie wirkte verbittert. »Aber das kriegt er nur über meine Leiche. Ich werde alles tun, um meinen geliebten Sohn vor diesem Verrückten zu schützen.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass es nicht besonders angenehm ist, wenn man einen Dämon zum Vater hat«, überlegte George laut. »Dieses ständige Pendeln zwischen Toronto und der Hölle in der Hauptverkehrszeit ist bestimmt die … nun ja, die Hölle .«
    »Unsere Trennung hatte nichts damit zu tun, dass er ein Dämon ist. Dieser widerliche Kerl hat mich betrogen, als wir zusammen waren, und dafür soll er auf ewig büßen.« Ihre Unterlippe bebte. »Ich hätte es als viel zu milde
empfunden, ihn einfach nur in die Hölle zurückzuschicken.«
    Ich hörte die Toilettenspülung, und kurz darauf stieß Steven zu uns. Ich sah ihn jetzt mit etwas anderen Augen.
    Dämonenbrut.
    Ich würde auf jeden Fall wieder in die Kirche eintreten. So bald wie möglich. Und zwar nicht nur wegen Ostern und Weihnachten.
    »Lass uns gehen, Steven«, sagte seine Mutter scharf. »Wir müssen weiterpacken.«
    Ich öffnete ihnen die Tür.

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