Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen
leuchteten intensiv, und ich hätte schwören können, dass ich darin Flammen aufflackern sah. »Liebe allein reicht nicht, um dich zu retten.«
Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, verschwand das Lächeln aus seinem pickeligen Gesicht, und er schloss blitzschnell seine Hände um meinen Hals. Er drückte fest zu.
George hämmerte gegen die Tür und versuchte, hineinzukommen. Stevens Mutter schrie seinen Namen.
Ich klammerte mich an seine Hände und versuchte, mich von ihm loszureißen. Es war alles andere als eine freundschaftliche Umarmung. Ich war stark genug, einige seiner Finger wegzubiegen, bis er mich schließlich ganz losließ und ich nach Luft schnappte.
Ich hielt mit einer Hand meinen empfindlichen Hals. »Was machst du da?«
»Ich versuche zu helfen.«
Er schlug mich so heftig, dass ich herumwirbelte und mit dem Kopf gegen die Wand krachte. Mir wurde schwarz vor Augen.
Dass es nur ein Traum war, hieß nicht, dass ich es nicht genoss.
Schließlich war das überwältigende Hochzeitskleid, das ich trug, von Vera Wang. Ich stand vor der großen Scherbe – ein teurer Spiegel, speziell für Vampire – und musterte mich vom Kopf bis zu den Designerpumps.
»Du siehst hinreißend aus«, sagte eine vertraute Stimme. Ich blickte nach links und sah George. »Ich hätte nicht gedacht, dass Weiß dir steht, aber ich habe mich getäuscht.«
»Es ist ein gebrochenes Weiß. Genau wie meine Tugend. Außerdem trage ich einen schwarzen BH, damit alles im Gleichgewicht bleibt.«
Er grinste. »Bist du bereit für deinen großen Tag?«
Ich nickte und konnte mir ein Lachen kaum verkneifen. »Ich bin seit Langem bereit.«
»Komm schon, du hast ihn schon sehr lange warten lassen.« George hielt mir seinen Arm hin, und ich hakte mich ein. Er führte mich hinaus in eine Halle, in der sich eine Brüstung befand, über die man direkt in die Kirche hinuntersehen konnte.
Am Eingang zur Kirche stand Thierry in einem Smoking und sah zum Anbeißen aus.
»Sollte ich nicht dort unten sein? Ich werde es noch verpassen.«
George schüttelte den Kopf. »Vertrau mir, hier oben ist es sicherer.«
Eine Frau mit schulterlangen braunen Haaren und einem wunderschönen weißen Kleid, das genauso aussah wie mein eigenes, schritt den Gang hinunter. Sie blickte über ihre Schulter zurück, und jetzt bemerkte ich, dass … ich … diese Frau war.
Ein seltsames Gefühl der Bedrohung überkam mich.
Das andere Ich sah hoch zu mir. Ihre Augen waren pechschwarz. Ihr Hals war nackt, sie trug keine Goldkette.
Dann ließ die Nachtwandlerin ihren Brautstrauß fallen, packte Thierry und versenkte ihre Reißzähne tief in seinem Hals. Er versuchte noch nicht einmal, sich zu wehren. Ich schrie, brachte jedoch keinen Ton heraus.
Der Rote Teufel mit der Maske stand jetzt neben mir.
»Wieso hast du nicht versucht, das zu verhindern?«, fragte er wütend mit leiser heiserer Stimme. Er schüttelte enttäuscht den Kopf.
Als ich nach unten blickte, sah ich, dass das Nachtwandler-Ich Thierry auf den Boden fallen ließ, wo sein Körper sich augenblicklich auflöste.
An seine Stelle trat nun ein anderer Bräutigam – es war Gideon. Die Nachtwandlerin hakte sich bei ihm ein, und sie und Gideon begannen die Zeremonie und gaben sich dann das Jawort. Ich starrte voller Entsetzen hinunter, als Gideon das Nachtwandler-Ich küsste, nachdem man uns zu Mann und Frau erklärt hatte. Er schaute zur Brüstung hoch und winkte mir mit einem breiten Lächeln zu, so dass ich seine brandneuen Reißzähne sehen konnte.
»Ich danke dir für alles, Sarah«, rief er. »Es tut mir leid,
dass wir so ein Chaos angerichtet haben. Es ging nicht anders. Aber wir sind jetzt zusammen. Für immer.«
»Ich liebe dich, Gideon«, erklärte die Nachtwandlerin.
Er küsste die Braut, und ich bemerkte, dass er jetzt mich küsste. Ich tat nichts, um ihn aufzuhalten, ich hatte sogar meine Arme um ihn gelegt und zog ihn dichter an mich.
Dort, wo ich jetzt neben Gideon vor dem Altar stand, war auch der Rote Teufel verschwunden. Seine rote Maske, das einzige Zeichen, dass er jemals existiert hatte, lag neben den Leichen all meiner Freunde.
Ich begann zu schreien.
10
D a war etwas Kaltes, Nasses auf meinem Kopf. Ich öffnete langsam und unter großen Schmerzen die Augen und stellte fest, dass George mir ein kühles Tuch an die Stirn hielt. Er wirkte besorgt.
» Finsternis hat dich bewusstlos geschlagen«, erklärte er, als ob ich das nicht wüsste.
Ich blinzelte vor Schmerzen
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