Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen
dass er wusste, dass jeder seiner Schritte überwacht wurde. Ich hatte das Gefühl, dass Gideons Spione nie nah genug waren, um Gespräche mit anzuhören, aber nah genug, um zu sehen, mit wem ich meine Zeit verbrachte. Zumindest bis jetzt.
»Er hat mir das Geld von gestern wiedergegeben. Keine große Sache.« Außerdem war er von einem Dämon besessen. Aber diese Information wollte ich Gideon momentan nicht geben.
»Er wirkt sehr mächtig für sein Alter.«
Ich erinnerte mich an den Würgegriff um meinen Hals
und die Wucht, mit der er mich bewusstlos geschlagen hatte. »Das kann man wohl sagen.«
»Eine talentierte Hexe oder ein Hexenmeister ist eine Seltenheit. Es gibt wenige, die mit den dunklen Mächten so arbeiten können, wie sie wollen. Dein … Steven, oder? … könnte sich als gefährlich erweisen. Du solltest vorsichtig sein.«
»Danke für deine Fürsorge.« Ich versuchte entspannt zu wirken und merkte, dass ich komplett versagte. »Fühlst du dich besser als gestern?«
Er nickte und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. »Dein Blut wirkt Wunder. Es hat mir nur bestätigt, was ich schon wusste. Morgen um Mitternacht wird alles anders, und das Ritual wird ganz nach Plan laufen.«
»Bist du sicher, dass du dir das immer noch antun willst?«, fragte ich mit trockenem Mund. »Ich meine, du hast deine wunderbare neue Schönheitsuhr und keine Schmerzen mehr. Wieso machst du den Schritt in ein Leben mit Reißzähnen und Bluttrinken, wenn du nicht musst?«
»Weil all das …« Er wedelte mit der Hand über sein Gesicht, »… nur eine Illusion ist. Wunden vom Höllenfeuer sind nicht mit einer anderen Verletzung zu vergleichen. Ich suche nach einer dauerhaften Lösung.«
»Dauerhafter als die Unsterblichkeit geht wohl kaum. Sie ist fast so dauerhaft wie eine Tätowierung.«
»Genau.« Er lächelte breiter. »Sarah, ich möchte mich für mein gestriges Benehmen entschuldigen. Es war nicht richtig, dass ich mich dir aufgedrängt habe.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe überreagiert.«
Er hob überrascht eine Braue. »Hast du?«
»Ich glaube, das war alles ein bisschen viel – du, der Fluch und alles. Als du mich geküsst hast …« Ich räusperte mich. »Nun, da war ich etwas verwirrt. Offensichtlich.«
Er erhob sich von dem Bett und war mit wenigen Schritten bei mir. Er hielt mir seine Hand entgegen, und ich ergriff sie vorsichtig. »Ich will dir etwas zeigen.«
Ich beherrschte mich und riss mich nicht von ihm los. Honig, nicht Essig!, rief ich mir in Erinnerung.
Er führte mich in eine Ecke der Suite, in der ein Schreibtisch stand, zog die oberste Schublade heraus und holte ein verschlissenes, in schwarzes Leder gebundenes Buch mit goldenen Ecken hervor. Er blätterte durch die handgeschriebenen Seiten, die ebenso Diagramme sowie Zeichnungen enthielten.
Ich traute meinen Augen kaum. »Das Zauberbuch der Hexe?«
»Das ist es.« Er schlug eine Seite in der Mitte auf. »Alle bösen Flüche, mit denen sie das Leben von irgendwelchen Leuten ruiniert hat, sind hier drin. Hier ist der, den sie bei dir angewandt haben muss.«
Mit großen Augen starrte ich hinunter auf die kleine korrekte Handschrift der verrückten Hexe, die mich verflucht hatte. Dort stand:
NACHTWANDLER (BÖSER VAMPIR) FLUCH
Die Schrift sah aus wie Latein, aber das vermutete ich nur, nachdem ich eine Menge Fernsehsendungen über Übernatürliches gesehen hatte. Sie hatte einen lächelnden Smiley mit spitzen Reißzähnen gemalt und mit blauer Tinte eine kleine Bemerkung daneben geschrieben. »Perfekt für Sarah Dearly.«
Sie hatte offensichtlich weit vorausgeplant.
»Das ist ja unglaublich«, stieß ich hervor.
Er blätterte eine Seite weiter. »Und hier ist die Zauberformel, mit der man dich von dem Fluch erlösen kann.«
Ja, dort stand:
NACHTWANDLER (BÖSER VAMPIR) FLUCH **ERLÖSUNG **
Hier hatte sie einen unglücklichen Smiley gemalt. Mit Reißzähnen.
Die Hexe mochte vielleicht verrückt gewesen sein, aber sie war eindeutig gut organisiert.
Ich streckte die Hand nach dem Buch aus, aber Gideon schlug es zu, so dass meine Hand darin gefangen war.
»Autsch.« Ich zog meine Hand zurück.
»Tut mir leid. Aber ich kann meine Geheimnisse nicht so einfach preisgeben.« Er grinste. »Erst wenn du mir geholfen hast, den Roten Teufel zu finden.«
Ich sog scharf die Luft ein. »Richtig. Was das anbelangt.«
»Du willst mir nicht alles über ihn erzählen, stimmt’s? Selbst wenn das Zauberbuch als Belohnung
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